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Solidaritätsbesuch in Tunesien

29. Juni 2015

Drei Tage nach dem Terroranschlag mit 38 Toten in Tunesien ist Bundesinnenminister Thomas de Maizière in das nordafrikanische Land gereist. Unterdessen wurde bekannt, dass unter den Opfern mindestens zwei Deutsche waren.

Innenminister de Maiziere (3. v. l.) mit Amtskollegen aus Frankreich, Tunesien und Großbritannien (Foto: Reuters)
Innenminister de Maiziere (3. v. l.) mit Amtskollegen aus Frankreich, Tunesien und GroßbritannienBild: Reuters(Z. Bensemra

Nach dem Terroranschlag auf Touristen in Tunesien haben Deutschland, Frankreich und Großbritannien dem Land Hilfe im Kampf gegen den islamistischen Terrorismus versprochen. "Wir sind hierher gekommen, um Solidarität zu zeigen mit dieser jungen und immer noch verletzlichen Demokratie", sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière in Sousse.

De Maizière besuchte dort zusammen mit seinen Kollegen aus Tunesien, Frankreich und Großbritannien den Tatort, wo sie Blumen niederlegten. "Wir sind entschlossen zu zeigen, dass Freiheit stärker ist als Terrorismus", sagte der CDU-Politiker. Deutschland unterstütze die Maßnahmen Tunesiens zum Schutze der Touristen. "Wir wissen um die Bedeutung des Tourismus für Tunesien, haben aber auch Verantwortung gegenüber dem Schutz deutscher Staatsbürger", sagte de Maizière. "Wir geben unsere Reiseempfehlungen verantwortungsvoll und umsichtig."

Polizei meldet Festnahmen

Mehrere mutmaßliche Unterstützter des von Sicherheitskräften erschossenen Täters wurden festgenommen, meldete die tunesische Polizei. Die Sicherheitskräfte würden jeden verfolgen, der in das Attentat verstrickt sei, sagte Innenminister Mohamed Najem Gharsalli in Sousse. Einzelheiten nannte er nicht, auch nicht die Zahl der Festgenommenen. Bereits am Sonntag hatte Gharsalli erklärt, Tunesien wolle mit harter Hand gegen Terroristen vorgehen und 1000 zusätzliche Sicherheitskräfte zum Schutz von Urlaubern einsetzen.

Spezialkräfte sichern während des Besuchs der europäischen Politiker den StrandBild: Reuters/Z. Bensemra

Unter den Opfern des Anschlags durch einen tunesischen Studenten sind nach neuesten Angaben mindestens zwei Deutsche. Das Auswärtige Amt bestätigte, dass es ein zweites deutsches Opfer gab. Bislang war von mindestens einem Deutschen die Rede. Zwar gebe es "gegenwärtig keine Hinweise auf weitere deutsche Opfer", erklärte das Ministerium. Da die Identifizierung der Toten noch nicht abgeschlossen sei, könne dies aber "nicht völlig" ausgeschlossen werden.

Die meisten Toten stammen aus Großbritannien. Die britische Regierung schickte eine Militärmaschine auf den Weg, um Tote und Verletzte auszufliegen. Das Transportflugzeug der britischen Luftwaffe vom Typ Boeing C17 solle bei der Evakuierung helfen, sagte Premierminister David Cameron dem Rundfunksender BBC. Außerdem sollten die Leichen der Anschlagsopfer zurück nach Großbritannien gebracht werden.Cameron sprach von einer "absolut entsetzlichen Attacke", die das ganze Land und die ganze Welt schockiert habe.

Terrorwarnung in Großbritannien

Cameron warnte seine Landsleute nach dem Anschlag vor Angriffen der Extremistenorganisation "Islamischer Staat" (IS), die sich zu dem Angriff von Sousse bekannt hatte. Es gebe IS-Anhänger im Irak und in Syrien, die in Großbritannien und anderswo schreckliche Taten verüben wollten, sagte Cameron in London. In Großbritannien gilt die zweithöchste Terrorwarnstufe. Demnach wird davon ausgegangen, dass ein Anschlag höchstwahrscheinlich ist. Die Polizei des Landes hat nach eigenen Angaben den größten Anti-Terror-Einsatz seit einem Jahrzehnt gestartet.

Touristen gedenken am Tag nach den Anschlägen der OpferBild: Reuters/Z. Souissi

Die Regierung in London sprach von mindestens 15 getöteten Briten. Medienberichten zufolge könnten aber mehr als 30 Briten getötet worden sein. Dies ist die höchste Zahl britischer Anschlagsopfer seit den Anschlägen in London im Juli 2005.

Unterdessen tauchte ein Amateur-Video der Bluttat auf. In den sozialen Netzwerken im Internet wurde das Video verbreitet, das den Attentäter zeigt, wie er langsam an leblosen Körpern vorbei den Strand entlang läuft. Auf dem elf Minuten langen Video, das von einem Tunesier mit seinem Handy aufgenommen worden war, sind auch Schüsse zu hören.

"Warum tötest du die Menschen?"

"Das ist er dort in Shorts! (...) Er ist dort! Er kommt!", schreien Tunesier auf Arabisch in der Hotelanlage, viele von ihnen scheinen Angestellte oder Schwimmlehrer zu sein. Schüsse sind dann zu hören und eine Explosion. Das Video des filmenden Tunesiers, der sich hinter einer Mauer versteckt hatte, zeigt dann den Attentäter, wie er ohne Eile vom Hotel zum Strand geht. Der von den Behörden als der 23-jährige Student Seifeddine Rezgui identifizierte Angreifer hatte im Hotel und am Strand wahllos auf Touristen geschossen.

Während seiner Video-Aufnahme folgt der Tunesier dem Attentäter, bleibt aber immer auf Distanz. Dabei kommt er an mit Blut bedeckten, leblosen Menschen vorbei, die am Strand von dem Attentäter überrascht worden waren. "Warum tötest du die Menschen?", stößt der filmende Tunesier aus und ruft die Polizei um Hilfe. Zusammen mit anderen Tunesiern läuft er dann hinter dem Attentäter her, Beschimpfungen sind zu hören und einer schreit: "Haltet ihn! Haltet ihn!" Dann ist eine Straße neben dem Hotel zu sehen und wieder fallen Schüsse. Dort war Zeugenberichten und Fotos zufolge der Angreifer von der Polizei erschossen worden, doch ist dies auf dem Video nicht zu sehen.

Es war der blutigste Anschlag in der Geschichte Tunesiens. Neben den 38 Toten gab es auch 39 Verletzte. Nach Angaben des tunesischen Innenministeriums handelte der Attentäter allein, er habe aber sicherlich Helfer gehabt. Am Wochenende hatte Kanzlerin Angela Merkel dem Präsidenten Beji Caid Essebsi weitere Unterstützung im Anti-Terror-Kampf zugesichert. Deutschland hilft Tunesien bereits bei der Weiterbildung von Polizisten.

Für de Maizière ist es schon der zweite Tunesien-Besuch in diesem Jahr. Vor genau drei Monaten nahm de Maizière an einem Trauermarsch für die Opfer des Terroranschlags auf das Bardo-Nationalmuseum in Tunis teil. Extremisten hatten dort am 18. März mehr als 20 Menschen getötet - die meisten waren ausländische Urlauber.

stu/sc (afp, dpa)

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