Während er mit Deep Purple auf Abschiedstour ist, veröffentlicht Sänger Ian Gillan ein neues Album: Mit seiner alten Band spielt er auf "Ian Gillan & The Javelins" Songs von Chuck Berry, Buddy Holly und Ray Charles.
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Deep Purple sind für eines der bekanntesten Gitarrenriffs der Musikgeschichte verantwortlich. Vielleicht auch deshalb reduziert sich das Wissen späterer Generationen auf eben jenes "Smoke on the Water". Tatsächlich gehört die Band um Sänger Ian Gillan, Keyboarder Jon Lord und Gitarrist Richie Blackmore aber mit Klassikern wie "Child in Time" und "Highway Star" neben Led Zeppelin und Black Sabbath zu den Begründern des Hardrock.
Momentan ist die britische Gruppe, die sich 1968 gründete, 1976 auflöste und 1984 wieder zusammen fand, in den USA auf Abschiedstour. Aus der Stammbesetzung sind nur noch Sänger Ian Gillan (der 1969 nach einem Jahr Gründungsmitglied Rod Evans als Sänger ablöste) und Schlagzeuger Ian Paice dabei.
Vorbilder nachgeahmt
Während der Tour veröffentlicht Gillan nun ein Album, das nichts mit der Hardrock-Band der 1970er Jahre zu tun hat. Für "Ian Gillan & The Javelins" hat der Sänger die Mitglieder einer seiner ersten Bands zusammengetrommelt - von denen seit den 1960er Jahren keiner seine Musikkarriere fortgesetzt hatte. "Sie haben sich über die Jahre nicht weiterentwickelt", sagt Gillan, die Band klinge noch immer wie 1963. "Das ist nicht Retro, das ist der echte, authentische Sound, so wie wir ihn damals gespielt haben."
Das Album enthält 16 Coverversionen von Liedern ihrer persönlichen Vorbilder: Chuck Berry, The Drifters, Jerry Lee Lewis, Ray Charles, Buddy Holly und Bo Diddley. "Ich habe früh versucht, meine Helden nachzumachen, ihre Stimmtechniken zu erlernen", sagte der 73-Jährige der Deutschen Welle im Juli beim Montreux Jazz Festival.
Der Ausflug vom inzwischen nicht mehr ganz so harten Hardrock hin zu Jazz, Soul und klassischem Rock'n'Roll muss nicht endgültig sein - trotz der aktuellen Abschiedstour von Deep Purple: "Wir haben entschieden, von einer langen Abschiedstour zu sprechen. Wann diese genau endet, haben wir nicht festgelegt."
tla/ka (mit dpa)
Deep Purple - eine Band wie in Stein gemeißelt
Sie feiern ihr 50-jähriges Bestehen und sind auf großer Abschiedstournee - Deep Purple halten ihren Sound immer noch hoch und gehören zu den ältesten Hardrock-Bands der Welt.
Bild: Harvest
The Presidents of Hard Rock
Die britische Rockszene Ende der 60er Jahre: Die Stones sind böse Jungs, Black Sabbath sind Teufel, Led Zeppelin schreiben die besten Songs und Pink Floyd machen psychodelischen Kram. Deep Purple aber sind die "Lauteste Popgruppe der Welt". Mit Hammondorgel, harten Gitarrenbrettern und dem markanten Gesang von Ian Gillan gehören Deep Purple zu den Urvätern des Hard Rock und Heavy Metal.
Bild: Harvest
Frischlinge aus Leicester
Im April 1968 gründen Rod Evans, Jon Lord, Richie Blackmore, Nicky Simper und Ian Paice die Band, machen sofort ein Album und landen mit der Single "Hush" direkt einen Hit, auch in den USA. Nach zwei weiteren LPs macht die Band einen Cut, wechselt Plattenfirma und Personal. Ian Gillan ersetzt Evans am Gesang, für Bassist Simper kommt Roger Glover. Die legendäre "Mark II"-Besetzung ist am Start.
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"Concerto for Group and Orchestra"
In dieser Besetzung setzen Deep Purple am 24. September 1969 ein Zeichen: Ein Konzert in der Royal Albert Hall, begleitet vom Royal Philharmonic Orchestra. Noch nie hat eine Rockband dort gespielt. Deep Purple können es, weil sie eine neue Kombination aus Rock und Klassik bieten - dafür sorgt vor allem der klassisch ausgebildete Keyboarder Jon Lord. Das "Concerto" wird Purples erstes Live-Album.
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Mit Gold überhäuft
Das "Concerto" war schön und gut. Doch damit keine falschen Vorstellungen über die musikalische Ausrichtung der Band entstehen, gehen Deep Purple ab sofort einen härteren Weg. Auf dem Album "In Rock" zeigen sie in Songs wie "Speed King" und "Child in Time", wo der Hammer hängt: knallharter Rock mit klassischen Elementen, dazu Gillans explosiver Gesang. Weltweiter Durchbruch und vielfach Gold.
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Die Band fällt in sich zusammen
Mit der preisgekrönten Doppel-LP "Made in Japan" haben Deep Purple 1973 den Zenit der "Mk II"-Phase erreicht. Nach jahrelanger harter Arbeit implodiert die Band - Glover und Gillan gehen. Neu am Mikro ist David Coverdale. Die Besetzung "Mk III" funktioniert keine zwei Jahre. Dann geht Blackmore, der Coverdale nicht leiden kann. Sein Ersatz kann die Lücke nicht füllen. Die Band löst sich 1976 auf.
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1984 - die Rückkehr der Kultbesetzung
Das legendäre "Mk II"-Line-up ist wieder zusammen - angeblich hat eine Plattenfirma jedem Musiker eine Stange Geld geboten. Die Jungs schaffen direkt Tatsachen: Das Album "Perfect Strangers" liefert alten Purple-Sound mit frischen Impulsen - die Fans sind dankbar, die Platte ist überall Top Ten. Die Band tourt, alles läuft gut - bis Gillan und Blackmore sich erneut in die Haare kriegen.
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Das Hin und Her mit Ian Gillan
Ian Gillan verlässt die Band nach vier Jahren erneut. Ein neuer Sänger kommt. Doch so langsam geht der Truppe die Luft aus. Der ständige Personalwechsel irritiert auch die Fans. Das 1990er Album "Slaves & Masters" bekommt wenig Zuspruch, der neue Sänger muss wieder gehen. Die Band bemüht sich wieder um Gillan - gegen den Willen Blackmores. Und tatsächlich kommt Gillan noch ein letztes Mal zurück.
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Joe kommt für Richie
Die Band rauft sich zusammen. Und schafft es tatsächlich nochmal, ein gutes Album zu produzieren. Doch mitten zwischen zwei Touren steigt Blackmore endgültig aus. Für ihn kommt Joe Satriani und spielt die Japan-Tour. Das lustige Spiel mit dem wechselnden Personal geht auch danach noch weiter. Die Band produziert weiter Platten und tourt - bis heute.
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Wacken im Sonnenuntergang
Natürlich zeigt man sich auf dem größten Metalfestival der Welt. 2013 eröffnen Deep Purple ihren Gig vor 75.000 Leuten mit "Highway Star" und hauen gleich auf die Zwölf. Nun ja, so wie das halt in diesem Alter noch geht. Ian Gillan wirkt etwas kraftlos. Dennoch ist das Live-Album "From the Setting Sun..." entstanden, zeitgleich erscheint "...to the Rising Sun" - mit einem Livemitschnitt aus Japan.
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Stammgäste beim berühmten Jazzfestival
Montreux ist bekannt dafür, dass es die Grenzen des Jazz sprengt. So sind Deep Purple bis heute gern gesehene Gäste dort. Das waren sie auch, als 1971 beim Konzert von Frank Zappa ein Feuer ausbrach. Daraufhin schrieben Deep Purple ihren größten Hit: "Smoke on the Water". Bis heute hat es neben "Satisfaction" das berühmteste Gitarrenriff aller Zeiten. Unzählige Gitarren wurden damit malträtiert.
Bild: picture-alliance/abaca/Loona
Betagt aber agil
Die alten Deep Purple-Recken Ian Gillan, Ian Paice und Roger Glover sind auch heute noch dabei. Für den 2012 verstorbenen Jon Lord sitzt Don Airey am Keyboard, an der Gitarre ist Steve Morse. Die neuen Bandmitglieder haben den Altersdurchschnitt kaum gesenkt. Na und? Sie rocken immer noch. Das Foto ist von 2016.
Bild: picture-alliance/dpa/J. Niering
Neues Album und Welttournee
2017 kommt mit "inFinite" ein neues Album von Deep Purple (Bild: Roger Glover (r) und Ian Paice). Zu hören ist nichts Überraschendes - Purple liefern ihren Sound aus Rock, Klassik, Chorälen und sogar ein bisschen Jazz. Die Grundlautstärke ist immer noch vorhanden. Davon können sich derzeit die Fans in den USA auch live überzeugen - auf der aktuellen "Abschiedstour" der Band.