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Was ist eine Rezession?

11. April 2025

Zölle, Gegenzölle, Handelsstreit - die Angst vor einer weltweiten Rezession schwebt wieder im Raum. Aber was ist das eigentlich - eine Rezession? Und hat sie auch gute Seiten?

Deutschland Wirtschaft Rezession/Symbolbild
Bild: Maximilian Koch/picture alliance

Von einer Rezession ist die Rede, wenn die Wirtschaft schrumpft. Dabei wird die Wirtschaftskraft in der Regel anhand der Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) gemessen. Das BIP kennzeichnet den Wert aller Dienstleistungen und Waren, die in einem bestimmten Zeitraum hergestellt werden. Um eine Rezession zu verstehen, hilft es, sich die Konjunkturzyklen des Wirtschaftsgeschehens anzusehen.

Die wirtschaftliche Entwicklung kann in immer wiederkehrenden Konjunkturzyklen beschrieben werden. Dabei wird davon ausgegangen, dass die Entwicklung in periodischen Phasen verläuft: Nach einer Expansion der Wirtschaft (Aufschwung), kommt es zu einer Hochkonjunktur (Boom), danach folgt ein Abschwung (Rezession), der in einem Konjunkturtief (Depression) mündet. Danach beginnt der Zyklus wieder von vorne. Dabei können die einzelnen Phasen unterschiedlich lang sein. Insgesamt kann so ein Konjunkturzyklus in 3 Jahren, aber auch in 60 Jahren durchlaufen sein.

Warum folgen diese Phasen aufeinander?

Aufschwungphase (Expansion): In dieser Phase wächst die Wirtschaft. Die Produktion und die Beschäftigung steigen, die Arbeitslosenrate sinkt. Unternehmen und Konsumenten sind optimistisch, investieren mehr beziehungsweise geben Geld für Konsum aus. Durch die gestiegene Nachfrage erhöht sich wiederum die Produktion, es werden mehr Menschen eingestellt und so weiter. In dieser Phase gibt es oft Innovationen, es können sich neue Technologien etablieren und Märkte entstehen.

Hochkonjunktur (Boom): Irgendwann befindet sich die Wirtschaft am Höhepunkt des Konjunkturzyklus. Hier sind die Produktionskapazitäten der Unternehmen voll ausgelastet. Um die Nachfrage zu bedienen, müssen Unternehmen neue Anlagen bauen. Durch diese Investitionen erhöhen sich die Preise – die Inflation steigt. So zeigen sich in dieser Phase Überhitzungserscheinungen. Unter Umständen erhöht die Zentralbank die Zinsen, um die Wirtschaft abzukühlen. Am Arbeitsmarkt steigen die Löhne durch die hohe Nachfrage nach Arbeitnehmern. Höhere Löhne und die höheren Zinsen führen aber auch zu höheren Kosten für Unternehmen, was ihren Investitionsspielraum einschränkt.

Abschwungphase (Rezession): Das Wirtschaftswachstum verlangsamt sich oder wird sogar negativ. Die höheren Preise können nicht alle Verbraucher bezahlen und es wird weniger konsumiert. In dieser Phase sinken die Investitions- und Konsumausgaben. Die Lager sind überfüllt. Einige Unternehmen müssen schließen. Die Arbeitslosigkeit steigt wieder. Die gestiegene Unsicherheit senkt das Verbrauchervertrauen, wodurch die wirtschaftliche Aktivität weiter gebremst wird.

Tiefpunkt (Depression): Am Ende mündet die Wirtschaft im Tiefpunkt des Konjunkturzyklus mit niedriger wirtschaftlicher Aktivität. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, es wird wenig produziert. Das senkt die Preise und Zinsen können Investitionen und Konsum anregen, wodurch die Wirtschaft langsam wieder an Fahrt gewinnt.

Offiziell tritt eine sogenannte technische Rezession ein, wenn das BIP in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen im Vergleich zu den jeweiligen Vorquartalen zurückgeht.

Die Rezession ist also eine der vier Phasen, die der Konjunkturzyklus einer Volkswirtschaft durchlaufen kann.

Was sind die Ursachen einer Rezession?

Eine Rezession ist somit ein Teil des Konjunkturzyklus. Sie kann aber auch durch sogenannte externe Schocks ausgelöst werden. Beispielsweise durch einen Krieg, ein Virus, das sich weltweit verbreitet, aber eben auch, wenn ein wichtiger Handelspartner hohe Zölle einführt.

Manchmal wird ein einzelner Wirtschaftsbereich geschwächt. Das belastet dann häufig restliche Teile der Wirtschaft, im schlimmsten Fall auch die gesamte Weltwirtschaft. Das passierte beispielsweise beim Platzen der Immobilienblase 2007, als der Immobiliensektor weltweit Banken und daraufhin den Rest der Wirtschaft beeinflusste, was zur Weltfinanzkrise führte.

Welche Arten der Rezession gibt es?

Man unterscheidet zwischen einer technischen Rezession und einer wirtschaftlichen. Wenn das BIP zwei Quartale in Folge geschrumpft ist, spricht man von einer technischen Rezession. Wenn das BIP länger schrumpft, spricht man von einer wirtschaftlichen Rezession.

Was sind Mittel gegen eine Rezession?

Um das Abrutschen in eine Rezession zu verhindern oder die Phase der Rezession möglichst kurz zu halten, nimmt oft der Staat Geld in die Hand, investiert beispielsweise in die Infrastruktur oder das Bildungswesen, wodurch Aufträge für Unternehmen entstehen. So schafft der Staat zusätzliche Nachfrage. Außerdem kann der Staat die Steuern senken, um so die Bürgerinnen und Bürger zu entlasten.

Was sind die Chancen in einer Rezession?

Rezession hört sich ja zunächst einmal nicht wünschenswert an. Sie kann aber auch positive Entwicklungen in Gang setzen. So gibt sie Unternehmen Anreize, die eigenen Strukturen auf Effizienz zu durchleuchten, bestehende Geschäftsmodelle zu überprüfen und überflüssige Strukturen abzubauen.

Der Ökonom Joseph Schumpeter war Mitte des 20. Jahrhunderts schon der Ansicht, dass in einer Rezession veraltete, nicht-innovative Produkte und Serviceleistungen aus dem Markt gedrängt werden und sich so Marktanteile in Richtung höherwertige und innovative Produkte und Dienstleistungen verschieben.

Wird eine Rezession durch externe Schocks ausgelöst, könnte das die Entwicklung von Innovationen vorantreiben. So wurden beispielsweise aufgrund der Corona-Pandemie neue Impfstoffe auf Basis ganz neuer Verfahren entwickelt.

Insa Wrede Redakteurin in der Wirtschaftsredaktion
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