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ReiseGlobal

Dem Coronablues entfliehen - nur wie und wohin?

12. Februar 2021

COVID-19 brachte die Reiseindustrie weltweit zum Erliegen. Trotz Beschränkungen und Reisewarnungen packen einige Pandemiemüde schon wieder die Koffer und reisen in Regionen, die sicheren Urlaub von Corona verheißen.

In Deutschland gilt derzeit die Devise, möglichst nicht zu verreisen. Die Bundesregierung fordert mit Blick auf die Pandemie-Entwicklung, "alle nicht zwingend erforderlichen beruflichen und privaten Reisen, insbesondere touristische Reisen auch ins Ausland" zu vermeiden und rät von der Teilnahme an Kreuzfahrten dringend ab. Es ist eine Empfehlung aber kein Verbot.

Der Wunsch zu verreisen, bekommt angesichts der Pandemie unerwartet eine moralische Dimension. Träume von Sonne, Strand und All Inclusive haben in Zeiten von Corona ihre Unschuld verloren. Die meisten Deutschen beherzigen die Corona-Spielregeln, bleiben zu Hause und meiden das Gesundheitsrisiko einer Reise. Die Buchungen für den Sommer laufen schleppend an, Europa und vor allem Deutschland sind bisher die Favoriten der Urlaubssaison 2021, Fernreisen werden noch selten gebucht. Anders als vor der Pandemie sind bei der Reiseplanung nun ganz praktische Hürden zu überwinden, die mit einkalkuliert werden wollen: PCR-Tests, Einreiseregeln, Quarantänebestimmungen, Coronabeschränkungen vor Ort, die Bestimmungen für die Rückreise nach Deutschland samt Testpflicht und Quarantäne. Anstatt mit einem Blick in die Buchungsportale, beginnt die Reiseplanung 2021 mit einem Blick in die  Liste der Risikogebiete des Robert Koch-Instituts (RKI) und auf die Reise- und Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amts.

Noch immer ein ungewohnter Anblick: Der nahezu menschenleere Frankfurter FlughafenBild: Matthias Tödt/dpa/picture alliance

Coronafrei heißt nicht sicher

Für die, die einen Urlaubsaufenthalt im Ausland anstreben, ist Sicherheit während der Reise und am Urlaubsort zu einem zentralen Aspekt bei der Wahl des Urlaubsziels geworden. Länder mit geringen Infektionszahlen suggerieren Sicherheit und stehen deshalb hoch im Kurs.

Darunter Länder, die sich irritierend sorglos zeigen: Wer auf die afrikanische Insel Sansibar reist, taucht in eine Welt ein, wie sie vor Corona war. Keine Maskenpflicht, keine Ausgangssperren, kein Mindestabstand und keine komplizierte Einreise. Instagram- und Facebookposts von glücklichen Menschen an Pools und Stränden gingen um die Welt. Wie lange das gut geht? Keiner weiß es! Andere Länder wie Thailand oder die Seychellen versuchen mit gezielten Einreiseregeln, Test- und Quarantänepflicht, Hygienemaßnahmen und Abstandsregeln einen möglichst sicheren Aufenthalt zu gewährleisten.

Reisen trotz Corona: Mit welchem Gefühl werden wir 2021 unterwegs sein?Bild: picture-alliance/S. Papadopoulos

Aber selbst wenn man ein Land ausgekundschaftet hat, das Risiko bleibt. Ein Land das heute noch als sicher gilt, kann es schon morgen nicht mehr sein, die Rückreise schwierig oder unmöglich werden. Urlauber sind gut beraten, sich vor Reiseantritt zu informierenund sich so gut wie möglich abzusichern. Wer zum Beispiel bewusst eine Reise in ein Risikogebiet bucht, kann nicht davon ausgehen, dass er später noch kostenlos stornieren kann. Auch gelten unterschiedliche Stornoreglungen für Pauschal- und Individualreisende.

Auslandsreisen 2021 kosten mehr Zeit und Geld

Wer all diese Fragen für sich geklärt hat, muss obendrein bereit sein, viel Zeit mitzubringen und auch den Preis dafür zu zahlen. Denn Auslandsreisen bringen sowohl Quarantäne im Urlaubsland und bei der Rückkehr nach Deutschland mit sich. Da werden aus einem Zwei-Wochen-Urlaub locker vier bis sechs Wochen. Arbeitnehmer mit einem gesetzlichen Urlaubsanspruch von 24 Tagen kommen da schnell an ihre Grenzen.

Die Einreiseregeln variieren, die meisten Länder schicken ihre Gäste für fünf bis zehn Tagen in Quarantäne. Die kann je nach den lokalen Vorschriften recht teuer werden. In Thailand zum Beispiel muss man für zehn Tage Hotel-Quarantäne über 1000 Euro ansetzen, wer sich in ein Luxus-Resort einquartieren lässt, ist mit 4500 Euro dabei. 

Stresse für Reisende: Die Einreiseregeln können sich je nach Infektionslage rasch ändernBild: picture alliance/dpa/M. Becker

Auch die Rückkehr nach Deutschland kostet Zeit. Nach der Einreise sind bis zu zehn Tage Quarantäne fällig. Wobei entscheidend ist, ob man sich zuvor in einem Risikogebiet, Hochinzidenzgebiet oder Virusvariantengebiet aufgehalten hat. Daran gekoppelt sind unterschiedliche Einreisebestimmungen, Testpflichten und Quarantänebedingungen. Wer aus einem Risiko- oder einem Hochinzidenzgebiet einreist, kann sich frühestens am fünften Tag nach der Einreise freitesten lassen. Die Möglichkeit die Quarantäne zu verkürzen, gilt nicht für Einreisende aus einem Virusvariantengebiet. Die Reisebranche drängt darauf, dass Menschen mit einem Impfpass das Reisen erleichtert werden soll. In Europa machen sich Dänemark und Griechenland für eine solche Regelung stark. Eine internationale Regelung ist zur Zeit jedoch noch in weiter Ferne.

Reisen 2021 kann also beschwerlich werden, zeitintensiver und deshalb auch teurer, aber nicht unmöglich. Die Sehnsucht der Deutschen nach Urlaub ist ungebrochen. Wie aus einer aktuellen Tourismusanalyse der Hamburger Stiftung für Zukunftsfragen hervorgeht, will dieses Jahr jeder zweite Deutsche verreisen. Jeder Fünfte möchte sogar mehrmals die Koffer packen. Ein Drittel ist noch unentschlossen und wartet die Entwicklung weiterhin ab. Manche trauen sich schon jetzt und scheuen für eine Auszeit vom Coronablues weder Zeit noch Kosten - und Risiko.

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