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ReiseAsien

Dem Tourismussektor in Malaysia droht der Kollaps

Linda Bethke
6. Dezember 2021

Seit Beginn der Pandemie ist der Tourismus in dem südostasiatischen Land am Boden. Die Folgen sind dramatisch - vor allem für die rund 3,5 Millionen Menschen, die in der Branche arbeiten.

Malaysia
Bild: Malaysia Tourism Promotion Board

Kira, die ihren Nachnamen lieber nicht preisgeben möchte, vermietet eigentlich Ferienwohnungen in Kuala Lumpur. Vor COVID-19 kein Problem. Schließlich ist ihr Heimatland nicht nur bekannt für Regenwälder, traumhafte Strände und malerische Inseln - Reisende zog es vor der Pandemie-Pleite auch oft in die Hauptstadt Kuala Lumpur. Hier zählen die berühmten 451 Meter hohen Zwillingstürme der Petronas Towers eigentlich zu den beliebtesten Zielen.

Doch statt des erhofften Touristenansturms kam 2019 die erste COVID-19-Welle. Seitdem sieht es bei Kira wie bei vielen anderen, die von der Tourismusbranche abhängig sind, ziemlich schlecht aus. "Ich habe kaum Buchungen und wenn, dann nur für ein paar Tage. Das sind meist Geschäftsleute oder einige Locals, die vielleicht ihre Familie in der Stadt besuchen", erzählt sie. Vor Corona waren ihre Apartments immer ausgebucht. Vor mehr als einem Jahr musste die 28-Jährige wieder zu ihren Eltern ziehen, um wenigstens die eigene Miete zu sparen.

Die Petronas Twin Towers in Kuala Lumpur sind die höchsten Zwillingstürme der WeltBild: Malaysia Tourism Promotion Board

Vor allem junge Frauen wie Kira bekommen die Folgen der Pandemie in dem muslimischen Land zu spüren, erfahren wir von der Ministerin für Tourismus, Kunst und Kultur, Datuk Seri Nancy Shukri. Das belegt auch die Analyse der Internationalen Arbeitsorganisation für 2020, wonach weltweit mehr weibliche Arbeitnehmer im Tourismussektor ihren Job verloren haben als Männer. In Malaysia ist die Zahl der Frauen, die in der Tourismusbranche 2020 um mehr als zwei Prozent auf 48,3 Prozent gesunken, verglichen mit 50,3 Prozent im Jahr 2019.

Die malaysische Regierung hat angekündigt, dass vom geschlechtergerechten Haushalt 2022 Frauen im Tourismus gleichermaßen profitieren sollen. Damit sich die Tourismusbranche endlich wieder erholt und zusätzlich verbessert wird, will die malaysische Regierung in Zukunft weiterhin Unterstützungsmaßnahmen zur Verfügung stellen. "Der übergeordnete Rahmen hierfür ist Malaysias Nationale Tourismuspolitik 2020-2030, die auf den drei Säulen basiert: Wettbewerbsfähigkeit, Inklusion und Nachhaltigkeit", so Nancy.

Wassersportangebote sind auf Langkawi ein Highlight, doch heute ist es dort sehr ruhigBild: Malaysia Tourism Promotion Board

Pilotprojekt: Langkawi 

Die malaysische Regierung hat die beliebte Ferieninsel Langkawi am 15. November als erstes Reiseziel in Malaysia für vollständig geimpfte, internationale Touristen geöffnet - ohne, dass eine Quarantäne erforderlich ist. Tourism Malaysia arbeitet auch mit internationalen Fluggesellschaften zusammen, um die lange brachliegenden Verbindungen Malaysias wieder zu verbessern. Malaysia Airlines fliegt derzeit bis Ende Dezember 2021 zweimal wöchentlich von London nach Kuala Lumpur. Die Frequenz soll zwischen Januar und März 2022 auf fünfmal wöchentlich erhöht werden.

Vom Awana Porto Malai auf Langkawi starten normalerweise die Tagesausflüge per BootBild: Malaysia Tourism Promotion Board

Zwar kommt langsam wieder Leben in den Tourismus auf der Insel, Resorts, Hotels, Bars und Restaurants sind wieder geöffnet, doch der Ansturm internationaler Touristen bleibt bisher trotz der gut gemeinten Maßnahme aus. Die meisten sind wie Paul Bobrowski zum Arbeiten in der Hauptstadt Kuala Lumpur. Wie er sind auch viele andere Expats froh, dass man zumindest auf Langkawi wieder Urlaub machen kann.

Für die Einheimischen, die auf der malaysischen Ferieninsel in der Tourismusbranche arbeiten, ist das ein Tropfen auf dem heißen Stein. Shaun (Name von der Redaktion geändert) arbeitet für einen Geschäftsmann, der kleine Villen auf Langkawi an Touristen vermietet. Seit 1,5 Jahren geht aber auch hier so gut wie nichts mehr. Viele - vor allem kleine Unternehmen - mussten schließen. Shaun ist froh, dass sein Chef Geld in die Hand genommen und die Zeit der Flaute genutzt hat, um Renovierungsarbeiten durchzuführen, erzählt er uns. Aber jetzt müssen endlich wieder Touristen kommen, sonst sieht es schlecht aus, meint der junge Mann. Viele seiner Freunde haben ihren Job verloren und müssen sehen, wie sie über die Runden kommen. Shaun und andere Betroffene hoffen jetzt auf die angekündigten Maßnahmen der Regierung.

Statt internationaler Touristen trifft man auf Langkawi aktuell nur Expats, die hier Urlaub machenBild: Paul Bobrowski

Grenzen für internationale Urlauber öffnen

Das südostasiatische Land will seine Grenzen ab dem 1. Januar wieder für internationale Besucher öffnen, um seinen trägen Tourismussektor wiederzubeleben. Während das Land seine Wirtschaft angesichts rückläufiger COVID-Fälle schrittweise wiedereröffnet hat, erholt sich die Tourismusbranche ohne ausländische Besucher einfach zu langsam, so der Vorsitzende des National Recovery Council, Muhyiddin Yassin. In Malaysia sind laut statistischer Erhebungen bereits 94,9 % der Erwachsenen vollständig geimpft. So hofft man nun, dass auch nach Öffnung der Grenzen die nächste Welle des Virus ausbleibt und es endlich wieder bergauf geht. Malaysia ist aktuell auf sämtlichen Tourismus-Messen - vor allem in Europa - vertreten, um die Werbetrommel zu rühren. Doch jetzt der Schock.

Cenang Beach ist der beliebteste Strand auf der malaysischen Insel LangkawiBild: Malaysia Tourism Promotion Board

Neue COVID-Variante ist ein harter Schlag für Malaysia

Malaysia hat vorübergehend die Einreise aus Ländern verboten, die Omicron COVID-19-Fälle gemeldet haben oder wo es dafür ein hohes Risiko gibt, sagte Gesundheitsminister Khairy Jamaluddin am Mittwoch (1. Dezember). Damit schließt sich die südostasiatische Nation Ländern auf der ganzen Welt an. Bleibt es dabei und die Grenzen werden nicht wie geplant bald geöffnet, droht der Tourismusbranche in Malaysia nach Meinung von Experten der komplette Zusammenbruch, von dem sich das Land wohl nur schwer erholen würde. Trotzdem geben die Betroffenen die Hoffnung nicht auf und bleiben ihrem Motto treu "Malaysia Boleh!" was frei übersetzt so viel wie "Malaysia schafft das" bedeutet. Spätestens seit COVID hat diese Redewendung allerdings fast schon einen sarkastischen Beigeschmack bekommen.