Demokratie-Meile in Magdeburg
12. Januar 2013Etwa 12.000 Menschen haben am Samstag ein Zeichen gegen Rechts und gegen den jährlichen Aufmarsch von Neonazis in der Hauptstadt Sachsen-Anhalts gesetzt. Vereine, Parteien, Gewerkschaften und private Initiativen gestalteten in der Innenstadt bereits zum fünften Mal die "Meile der Demokratie", ein Straßenfest entlang des Breiten Weges mit etlichen Attraktionen.
Anlass des Festes war die für dieselbe Zeit angemeldete Demonstration von Rechtsextremisten zum 68. Jahrestag der Bombardierung der Stadt im Zweiten Weltkrieg. Sie missbrauchen immer wieder das Gedenken an diesen Tag für ihre Zwecke. Die Strecke der 1000 Neonazis wurde umgeleitet, sie marschierten dann durch den Süden von Magdeburg.
Kein Platz für Neonazis
Sachsen-Anhalts Landtagspräsident Detlef Gürth (CDU) betonte zum Auftakt der Veranstaltungen: "Wir lassen das Leid der Kriegsopfer nicht missbrauchen von Rechtsextremisten." Es dürfe nie wieder zugeschaut werden, wenn andere versuchten, Menschenrechte mit Füßen zu treten.
Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) lobte das rege Interesse der Bevölkerung an der "Meile der Demokratie". "Wir wollen damit zeigen, die Stadt gehört nicht den Rechtsextremen. Wir wollen in Magdeburg rechtem Gedankengut keinen einzigen Fuß breit Platz bieten", unterstrich er.
Polizisten angegriffen
Die Polizei der Landeshauptstadt hatte Unterstützung aus neun Bundesländern angefordert und war mit mehr als 2.000 Beamten im Einsatz. Sie konnte nach eigenen Angaben größere Ausschreitungen zwischen Neonazis und linken Gegendemonstranten verhindern. Aktivisten aus dem linken Spektrum griffen allerdings Sicherheitskräfte an. Die Polizei sprach von 350 gewaltbereiten Linksautonomen. Sie schleuderten Flaschen, Steine und Feuerwerkskörper auf die Beamten. 19 Polizisten wurden verletzt, drei Tatverdächtige vorläufig festgenommen und 20 Personen vorübergehend in Gewahrsam genommen.
Am eigentlichen Gedenktag an die Zerstörung Magdeburgs im Zweiten Weltkrieg, dem 16. Januar, finden auf Einladung von Stadt und Kirchen ein Schweigemarsch und eine Kranzniederlegung am Mahnmal für die Opfer der Bombenangriffe statt. Die Stadt an der Elbe war zwischen 1940 und 1945 mehrfach Ziel alliierter Luftangriffe. Bei dem folgenschwersten Angriff durch britische Bomber am Abend des 16. Januar 1945 wurden mehr als 2500 Menschen getötet, etwa 190.000 Bewohner wurden obdachlos.
se/det (dpa, epd, dapd)