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Politik

Nachtwache vor dem Präsidentenpalast

10. April 2019

Den fünften Tag in Folge belagern Demonstranten in Sudans Hauptstadt Khartum die Residenz von Präsident Omar al-Bashir. Viele blieben auch über Nacht. Trotz Schutz durch die Armee gab es Tote unter den Protestierenden.

Sudan Proteste gegen Präsident Omar Al-Bashir
Sie blieben auch über Nacht auf der Straße: Demonstranten in Sudans Hauptstadt KhartumBild: Reuters

Der Protest gegen den sudanesischen Machthaber, Präsident Omar Hassan al-Bashir, hält an: Auch an diesem Mittwoch demonstrierten Tausende Sudanesen vor dem Hauptquartier der Armee, auf dessen Gelände sich auch die Präsidentenresidenz Al-Bashirs befindet. Sogar während der Nacht hielten viele Demonstranten die Stellung. Massen von Menschen hätten sich nachts auf dem weitläufigen Komplex verteilt, revolutionäre Lieder gesungen und getanzt, berichten Zeugen. "Die Nacht verlief friedlich und ohne Zwischenfälle", sagte ein Demonstrant der Nachrichtenagentur AFP. "Wir glauben, dass die Unterstützung durch die Soldaten vor Ort und jetzt durch die Polizei definitiv wächst."

Mindestens 20 tote Demonstranten

Während die Polizei und die Sicherheitsgarde bislang weiterhin Präsident Al-Bashir schützten, scheinen sich Teile der Armee auf die Seite der Demonstranten geschlagen zu haben. So hatten sich Soldaten in den vergangenen Tagen vor die Regierungsgegner gestellt, als Sicherheitskräfte die Menschen auseinandertreiben wollten, berichtete einer der Demonstranten der spanischen Nachrichtenagentur EFE. Einem dpa-Reporter zufolge war es bei den Protesten teilweise zu Zusammenstößen zwischen Soldaten und Sicherheitskräften gekommen.

Seit dem Wochenende belagert: das Armee-Hauptquartier, auf dessen Gelände auch Präsident Al-Bashir residiertBild: Getty Images/AFP

Trotz der Unterstützung durch das Militär wurden bei den Demonstrationen im Sudan nach Angaben von Amnesty International seit Samstag mindestens neun Menschen getötet. Ein Verband sudanesischer Ärzte hatte zuvor von mindestens 21 Toten und mindestens 153 Verletzten gesprochen. Laut Oppositionsführer Sadek al-Mahdi hatten maskierte Bewaffnete seit Beginn der Belagerung am Samstag jeden Morgen das Feuer auf die versammelten Demonstranten vor dem Armee-Hauptquartier in Khartum eröffnet.

Gegenkundgebungen der Regierungspartei

Die Regierungspartei von Al-Baschir kündigte unterdessen an, eine Unterstützungskundgebung für den Staatschef in Khartum abzuhalten. "Das Exekutivbüro der National Congress Party unterstützt die Initiative der nationalen Dialogpartner, eine Versammlung zu organisieren, die von allen Menschen gesehen werden soll", teilte der stellvertretende Vorsitzende der Regierungspartei Bashirs, Ahmed Harun, in einer Erklärung mit. Die Kundgebung ziele darauf ab, so Harun weiter, "zu zeigen, dass es soziale und politische Kräfte gibt, die sich für Frieden, Sicherheit und Stabilität im Sudan einsetzen".

Unter Druck: Omar al-BashirBild: picture-alliance/AP Photo/H. Ammar

In dem Land im Nordosten Afrikas gehen seit Monaten Tausende Menschen auf die Straße um gegen den seit 30 Jahren amtierenden Präsidenten Omar al-Baschir zu protestieren. Ausgelöst wurden die Demonstrationen im Dezember durch steigende Preise für Lebensmittel. Der Sudan befindet sich in einer schweren Wirtschaftskrise.

Von "Brot-Protesten" zu Rücktrittsforderungen

Während sich der Protest zunächst noch gegen die Wirtschaftspolitik des Landes gerichtet hatte, wurden die Forderungen nach einem Rücktritt des Präsidenten immer lauter. Al-Baschir, der 1989 mit einem Militärputsch an die Macht kam, rief im Februar einen einjährigen Ausnahmezustand aus und löste die Regierung auf. Im März ernannte er eine neue Regierung.

Sudanesen in der irischen Hauptstadt Dublin unterstützen die Proteste gegen Präsident Al-BaschirBild: picture-alliance/NurPhoto/A. Widak

Angesichts der anhaltenden Proteste riefen die USA, Großbritannien und Norwegen die sudanesische Regierung auf, den Weg für einen politischen Neuanfang zu ebnen. Ohne Präsidenten Al-Baschir zu nennen, forderten sie die sudanesischen Behörden auf, einen "glaubwürdigen Plan für diesen politischen Wechsel" vorzulegen.

cw/mak (afp, dpa)