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Politik

Demonstranten stürmen Gouverneurssitz

4. Dezember 2022

In der von Drusen bewohnten Region im Süden Syriens sind Proteste gegen Staatschef al-Assad selten. Doch jetzt wird laut sein Rücktritt gefordert. Die Polizei schießt scharf.

Demonstranten vor dem Gouverneursgebäude in Suweida
Demonstranten vor dem Gouverneursgebäude in Suweida Bild: Suwayda 24/REUTERS

Im Zentrum der mehrheitlich von Drusen bewohnten Stadt Suwaida im Süden Syriens haben einige hundert Menschen gegen die schlechten Lebensbedingungen in dem Bürgerkriegsland demonstriert. In lauten Rufen verlangten sie den Rücktritt von Staatschef Baschar al-Assad.

Demonstranten schleuderten Steine auf das Gebäude, in dem der Gouverneur seinen Sitz hat und setzten ein Fahrzeug der Sicherheitskräfte in Brand, wie Augenzeugen weiter berichteten. Andere stürmten das Regierungsgebäude und entfernten ein Porträt Assads von der Fassade. 

Ein brennendes Polizeifahrzeug in Suweida Bild: Suwayda 24/REUTERS

Polizisten feuerten mit scharfer Munition in die Menge. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte, die ihre Informationen von Aktivisten bezieht, sprach von einem Todesopfer und sieben Verletzten. Ein Demonstrant sagte dagegen, mindestens 30 Menschen seien vor dem Regierungsgebäude durch Schüsse verletzt worden.

In sozialen Medien wie Twitter kursieren Videos, die die Proteste und das Vorgehen der Sicherheitskräfte dokumentieren sollen. Von unabhängiger Seite sind sie nicht verifizierbar. 

In einer Erklärung des syrischen Innenministeriums in Damaskus hieß es, die Demonstranten, die den Gouverneurssitz gestürmt hätten, seien bewaffnet gewesen. Sie hätten die Räume verwüstet. Außerdem sei ein Polizist getötet worden, nachdem Protestierende eine Polizeistation angegriffen hätten.

Syriens Machthaber Baschar al-Assad (Archivbild) Bild: Joseph Eid/AFP/Getty Images

In der Provinz Suwaida mit seiner gleichnamigen Hauptstadt im Süden des Landes lebt überwiegend die Minderheit der syrischen Drusen. Ihre Religion entwickelte sich aus dem schiitischen Islam. Die meisten der Anwohner sind Assad-Unterstützer. In jüngerer Zeit gab es aber mehrfach Proteste.

Die große Armut der Bevölkerung durch den jahrelangen Bürgerkrieg in Syrien und die westlichen Sanktionen wird durch die akute Lebensmittel- und Energiekrise noch verschärft. 90 Prozent der Bevölkerung in Syrien leben unterhalb der Armutsgrenze und 12,4 Millionen Menschen sind nach Angaben der Vereinten Nationen von Ernährungsunsicherheit betroffen. In Suweida und anderen Städten kommen noch Strom- und Treibstoffknappheit hinzu. Die Regierung hatte in den vergangenen Tagen weitere Sparmaßnahmen angekündigt, unter anderem wird der Strom noch stärker rationiert.

se/uh (dpa, ap, rtr, afp)