1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Demonstranten stürmen US-Botschaftsgelände

31. Dezember 2019

In der irakischen Hauptstadt Bagdad haben Demonstranten das Gelände der US-Botschaft gestürmt. US-Präsident Trump machte den Nachbarn Iran für die Eskalation verantwortlich. Teheran weist die Vorwürfe zurück.

Proteste bei der US-Botschaft in Baghdad
Bild: Reuters/T. al-Sudani

Im Irak haben wütende Demonstranten das Gelände der US-Botschaft in Bagdad gestürmt. US-Sicherheitskräfte auf dem Gelände feuerten Tränengas und Blendgranaten auf die Angreifer. Zuvor hatten Hunderte Demonstranten bereits Kontrollposten zur hochgesicherten Grünen Zone in der Stadt überwunden. Sie marschierten ungehindert durch die Zone, riefen "Tod Amerika", verbrannten US-Flaggen, zertrümmerten Fensterscheiben und rissen Überwachungskameras aus den Wänden. 

Bild: Reuters/T. al-Sudani

Von dem Gelände stieg schwarzer Rauch auf. Der US-Botschafter und seine Mitarbeiter wurden irakischen Regierungskreisen zufolge in Sicherheit gebracht. Nur einige Sicherheitskräfte der Botschaft seien zurückgeblieben. Augenzeugen berichten, irakische Sicherheitskräfte hätten die Menge zunächst nicht daran hinderten, in Richtung US-Botschaft zu marschieren. Erst später setzten Sicherheitskräfte Tränengas gegen die Demonstranten ein. Zehn Menschen sollen verletzt worden sein.

Bild: Reuters/T. al-Sudani

Auf Fotos in sozialen Netzwerken war zu sehen, wie Demonstranten Mauern der schwer geschützten Botschaft hinaufkletterten und Flaggen der schiitischen Volksmobilisierungseinheiten schwenkten.Videos der arabischen Fernsehsenders Al-Arabija zeigten, wie Demonstranten Feuer an den Außenmauern des Botschaftsgeländes legten und Brandsätze über die Mauern warfen.

Der irakische Regierungschef Adel Abdel Mahdi rief die Demonstranten auf, das Gelände "sofort" zu verlassen. Aggression gegen ausländische Botschaften werde man nicht dulden. US-Präsident Donald Trump beschuldigte den Nachbarstaat Iran, den Angriff auf die Botschaft orchestriert zu haben.

Die Reaktion aus Teheran darauf folgte prompt. "Die USA sollten mit diesen politischen Fehlkalkulationen und irrationalen Reaktionen vorsichtig sein", sagte Irans Außenamtssprecher Abbas Mussawi. Anstatt anderen Ländern die Schuld zuzuschieben, sollten die USA laut Mussawi lieber ihre "destruktive Politik" im Irak überdenken. 

Verteidigungsminister Mark Esper erklärte, man werde zusätzliche Truppen und Material entsenden, um die Sicherheit der US-Bürger, Diplomaten und Militärangehörigen im Irak zu gewährleisten. Er ließ aber offen, wie viele Soldaten und welches Gerät als Verstärkung geschickt werden solle. 

Hintergrund der Eskalation ist die Wut vieler Iraker über tödliche US-Luftangriffe vom Wochenende. Am Sonntag waren bei Angriffen im Irak und in Syrien auf Einrichtungen der Miliz Kataib Hisbollah 25 Menschen getötet und 50 weitere verletzt worden. Die vom Iran unterstützte Miliz kündigte Vergeltung an.

Bild: Reuters/T. al-Sudani

Mit den Luftangriffen hatte die US-Armee auf den Tod eines US-Zivilisten bei einem Raketenangriff auf einen US-Militärstützpunkt im Irak reagiert. Bei dem Angriff im nordirakischen Kirkuk waren mehr als 30 Raketen abgefeuert worden. Die Reaktion der USA stieß auf scharfe Kritik in Bagdad, Teheran und Moskau.

Bereits im Mai hatte das US-Außenministerium aufgrund der angespannten Sicherheitslage im Irak Teile des Personals in der Botschaft in Bagdad und dem Konsulat in Erbil zeitweise abgezogen. Im September waren zwei Raketen in der Nähe des Botschaftsgeländes in Bagdad eingeschlagen.

Nach Angaben des Iran-Sondergesandten im US-Außenministerium, Brian Hook, hat es in den vergangenen zwei Monaten elf Angriffe gegen US-Soldaten oder US-Bürger im Irak gegeben.

stu/haz/hk (afp, dpa)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen