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Dengue-Fieber und die Fußball-WM

Julia Mahncke, Gudrun Heise11. Juni 2014

Fußball-Fans und Abenteuerlustige aufgepasst: In Brasilien liegen WM-Stadien in Risikogebieten für Dengue-Fieber. Eine Impfung gibt es nicht. Besondere Vorsicht ist geboten.

Foto: Stephan Jansen dpa
Bild: picture-alliance/dpa

Kampf gegen das Dengue-Fieber

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Moskitonetz und Mückenspray gehören auf jeden Fall ins Reisegepäck derjenigen, die sich zur Fußball-WM nach Brasilien aufmachen. Denn dort gibt es Malaria und auch Dengue-Fieber.

In tropischen und subtropischen Regionen wird das Dengue-Virus von Tigermücken übertragen. Es gibt keine speziellen Medikamente und auch keine Impfstoffe. Die Symptome sind ähnlich wie bei einer Grippe: Fieber, Schüttelfrost, starke Kopf- und Gliederschmerzen. Wegen der heftigen Muskelschmerzen wird die Krankheit auch als "breakbone - Knochenbrecher-Fieber" bezeichnet.

Die meisten Infizierten erholen sich innerhalb weniger Tage. Anders sieht das beim so genannten Dengue-Schock-Syndrom aus. Zu diesem schweren Verlauf kommt es bei etwa zwei bis vier Prozent der Patienten. Ihr Blutdruck fällt stark ab, sie haben innere Blutungen, einige sterben an Kreislauf- oder Organversagen. Wird diese schwere Form des Dengue-Fiebers nicht behandelt, enden 40 bis 50 Prozent aller Fälle tödlich.

Moskitonetz und lange Hosen

Brasilien ist eines der von Dengue-Fieber stark betroffenen Länder. Der britische Epidemologe Simon Hay rät deshalb im Hinblick auf die Fußball-WM Reisenden und Athleten, sich gut vor Mückenstichen zu schützen - mit Moskitonetzen und langer Kleidung. Wer sich drinnen aufhält, sollte die Fenster geschlossen halten. Während die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in ihrem Jahresbericht von jährlich zwischen 50 bis 100 Millionen Erkrankungen weltweit ausgeht, schätzt der britische Forscher Hay, dass es dreimal so viele sind.

Eigentlich ist Hochsaison für Mücken in Brasilien zwischen Dezember und März. Trotzdem sei im Juni während der WM Achtsamkeit geboten, sagt auch Jonas Schmidt-Chanasit, Leiter der Virusdiagnostik am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg. Mit brasilianischen Kollegen erforscht er beispielsweise, wo genau die übertragenden Mücken und das Virus vorkommen. Ein weiteres Projekt: Bis zur Weltmeisterschaft wollen die Wissenschaftler genaue Angaben machen können, wo das Risiko in Brasilien besonders hoch ist.

Jonas Schmidt-Chanasit, Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, forscht über Dengue-FieberBild: Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin

Bis zu den Olympischen Spielen 2016 in Brasilien sol lauch bekannt sein, wann und wo die infizierten Mücken ihre Eier legen. Damit die Larven zum richtigen Zeitpunkt vernichtet werden können.

Verschiedene Ideen, umstrittene Wirkung

Ansätze, um dem weltweiten Problem Herr zu werden, gibt es viele: In Vietnam beispielsweise haben Forscher Mücken gezüchtet und mit einem Bakterium infiziert. Das macht die Insekten immun gegen das Virus, so dass es nicht übertragen werden kann. Gleichzeitig hofft man, dass die Mücken das schützende Bakterium auch an Menschen weitergeben. In Malaysia arbeitet ein Team mit genmanipulierten Mücken, die sich nicht fortpflanzen können. Allerdings sind diese Projekte und ihre Wirkung umstritten.

Brasilien setzt neben der Suche nach einem Impfstoff und der Tötung der Insekten auf Aufklärungskampagnen - nicht nur für Besucher, auch für die in aller Regel besser informierten Einheimischen.

Davis Ferreira, Professor für Virologie, betreut ein Projekt an der Universität Federal in Rio de JaneiroBild: privat

Davis Ferreira, Professor für Virologie, betreut das Dengue-Fieber-Forschungsprojekt an der Universität Federal in Rio de Janeiro. Gleichzeitig bilden er und sein Team "Little Dengue Docs" aus, Kinder und Jugendliche, die Informationen über Dengue-Fieber an Freunde, Familie und Nachbarn weitergeben sollen. "Wir bringen ihnen alles bei, vom Virus bis hin zur Krankheit." Wichtig ist ihm: "Jeder einzelne muss mithelfen, so dass die Mücken sich gar nicht erst ausbreiten."

Dengue-Fieber ist besonders in den Städten ein großes Problem. In den Ballungsräumen gebe es zahlreiche Brutplätze, erklärt der deutsche Tropenmediziner Schmidt-Chanasit. Mückennachwuchs gedeiht in den kleinsten Wasseransammlungen: in weggeworfenen Dosen, Plastiktüten, Pfützen. "Unsere Art zu leben ist letztlich das Hauptproblem", meint der Virus-Experte. In ärmeren Vierteln haben Bewohner oft keine andere Möglichkeit, als ihr Trinkwasser in offenen Behältern zu sammeln.

Mücken reisen in Warencontainern um die Welt

In der Weltgesundheitsstatistik 2013 der UN heißt es: Die Zahl der Dengue-Fieber-Infizierten ist "in den vergangenen Jahrzehnten weltweit dramatisch angestiegen". Schuld daran sind zum einen neue, robustere Mückenarten, aber auch Menschen selbst: "Das hängt mit der Zunahme an interkontinentalem Waren- und Reiseverkehr zusammen", so Schmidt-Chanasit. "Damit werden die Viren immer schneller von einem Ort zum anderen transportiert, aber auch die Stechmücken." Die Tigermücke, die das Virus überträgt, gibt es mittlerweile auch in einigen Gegenden Deutschlands. Das Virus offensichtlich nicht.

In Deutschland muss die Krankheit dem Robert-Koch-Institut gemeldet werden, das zum Bundesministerium für Gesundheit gehört. Mehr als 700 Dengue-Patienten haben die Mitarbeiter im letzten Jahr dieses Jahr registriert. Alle hatten sich im Ausland angesteckt. Insgesamt sind es so viele wie nie zuvor.

Für die Fußball-Fans, die in diesen Tagen aus aller Welt nach Brasilien strömen, gilt vor allem eins: die richtige Kleidung tragen - rund um die Uhr.

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