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Kunst

"Denkmal der Schande" für Höcke

22. November 2017

Aktionskünstler haben auf dem Nachbargrundstück des AFD-Politikers in Thüringen 24 Betonstelen errichtet, die an das Holocaust-Mahnmal in Berlin erinnern. Nach Tumulten steht es mittlerweile unter Polizeischutz.

"Denkmal der Schande" in Sichtweite des AfD-Politikers Höcke
Bild: picture-alliance/dpa/S.Pförtner

Das kleine Dorf Bornhagen an der Grenze zwischen Thüringen und Hessen hat 270 Einwohner. Bisher hat das Örtchen kaum Aufmerksamkeit erlangt - das dürfte sich nun ändern. Denn jetzt steht dort ein "Denkmal für die ermordeten Juden Europas" - ein Geschenk an einen der 270 Dorfbewohner: den AfD-Politker Björn Höcke.

Antwort auf Höckes "Dresdner Rede"

Björn Höcke auf der Buchmesse 2017 in FrankfurtBild: picture-alliance/dpa/F. Rumpenhorst

Der hatte im Januar 2017 in Dresden eine umstrittene Rede gehalten. "Wir Deutschen sind das einzige Volk, das sich ein Denkmal der Schande ins Herz gepflanzt hat", hieß es darin wörtlich. Gemeint war das Holocaust-Mahnmal am Potsdamer Platz in Berlin. Höcke hatte eine "erinnerungspolitische Wende um 180 Grad" gefordert. Als Reaktion darauf hat das Künstlerkollektiv "Zentrum für Politische Schönheit" (ZPS) nun das Grundstück neben Höckes Wohnhaus angemietet.

Seit Mittwoch (22.11.2017) stehen dort nun 24 Betonstelen, aufgebaut in einer heimlichen Nacht- und Nebelaktion - und nicht mehr zu übersehen. Die Polizei sei vor der Aktion informiert worden, so Philipp Ruch, der künstlerische Leiter des ZPS. Das Denkmal ist nach Angaben des ZPS aufgrund zahlreicher Spenden innerhalb von zwölf Stunden bereits für fünf Jahre im Voraus finanziert. Es soll - neben der Burgruine Hanstein - als zweite Sehenswürdigkeit Bornhagens stehenbleiben. "Da es jedes Jahr im Betrieb 8400 Euro kostet", so Stefan Pelzer, "Eskalationsbeauftragter" des ZPS, "wird Höckes 'Denkmal der Schande' ihn vielleicht sogar in Bornhagen überdauern."

Bei der AFD sieht man das naturgemäß anders: Der Geschäftsführer der AfD-Landtagsfraktion, Stefan Möller, warf dem Künstlerkollektiv "psychologische Kriegsführung" vor und forderte Schritte gegen das Mahnmal. Auf Höckes Grundstück kam es derweil zu einem Auflauf - die anwesenden Künstler und Journalisten wurden lauthals beschimpft. Laut Spiegel Online empfing einer der Teilnehmer Pressevertreter mit den Worten: "Ich muss jetzt mal 'nen Knüppel herholen. Früher hätt' ich euch mit der Schlinge weggefangen!" Die Polizei erteilte Platzverweise und stellte eine Wache ab, die Vandalismus am Mahnmal verhindern soll.  

Das große Vorbild in Berlin besteht aus 2711 BetonstelenBild: picture-alliance/Schoening

Kniefall und Vergebung gefordert

Tatsächlich sind die grauen Stelen Nachbildungen der 2711 Betonquader in Berlin, die seit 2005 an Millionen ermordete Juden in Europa erinnern. "Wir wollen und können die grotesken Forderungen zur Geschichtspolitik nicht auf sich beruhen lassen", erklärte Philipp Ruch in einer Mitteilung. Die provokante Künstlergruppe forderte Höcke dazu auf, vor dem Denkmal in Berlin oder dem Nachbau in Bornhagen auf die Knie zu fallen und um Vergebung für die deutschen Verbrechen des Zweiten Weltkriegs zu bitten.

Die Idee gefällt auch der Mitinitiatorin des Berliner Holocaust-Mahnmals, Lea Rosh. Sie begrüßte den Nachbau des Denkmals: "Das ist eine wunderbare Idee." Eine solche Aktion so kurz vor der Weihnachtszeit sei eine "herrliche Bestrafung" für Björn Höcke. In der Tat dürfte es dem AfD-Politiker schwerfallen, das Mahnmal der Aktionskünstler zu übersehen, wenn er aus dem Fenster schaut.

Schon häufiger aufgefallen

"Grenzen töten": Protest gegen EU-FlüchtlingspolitikBild: picture-alliance/dpa/R. Jensen

Das "Zentrum für politische Schönheit" ist bekannt für seine oft umstrittenen Inszenierungen. 2014 montierten die Aktivisten aus Protest gegen die EU-Flüchtlingspolitik 14 Gedenkkreuze für Maueropfer am Spreeufer ab. Später brachten sie sie wieder zurück.

Für eine fingierte Hilfsaktion zugunsten von Kindern aus Syrien fälschten sie eine Homepage des Familienministeriums. 2016 hielten sie über zwei Wochen vier lebende Tiger in einem großen Käfig vor dem Maxim-Gorki-Theater und kündigten mehrfach an, Flüchtlinge würden sich öffentlich "zerfleischen" lassen.

sw/nf (dpa/br/Zentrum für politische Schönheit)

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