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Der Alzheimer-Erdnussbutter-Mythos

Christian Albustin
22. März 2019

Seit Jahren kursiert das Gerücht, dass sich Alzheimer mit Erdnussbutter diagnostizieren lasse. So einfach ist es jedoch nicht - ein Experte erklärt, was wirklich funktioniert.

Symbolbild Erdnussbutter
Wer nichts riecht, muss keine Panik bekommen: Es kann auch an einer Erkältung liegenBild: Colourbox/Haivoronska_Y

Mit Erdnussbutter Alzheimer diagnostizieren - mit dieser Studie sorgten einige Forscher für Aufsehen. Das wissenschaftliche Papier, veröffentlicht in der Fachzeitschrift Neurological Sciences, stammt bereits aus dem Jahr 2013. Es wird seitdem regelmäßig von den verschiedensten Medien zitiert, einschließlich der Washington Post, die der Idee erst im vergangenen Jahr erneut Vorschub leistete. Doch sollte ausgerechnet die Diagnose der Krankheit, deren Heilung nach wie vor nicht gefunden ist, so einfach sein?

Wie der Erdnussbutter-Test funktionieren soll

Beim Erdnussbutter-Test muss der Patient abwechselnd mit dem linken und dem rechten Nasenloch an einem kleinen Topf Erdnussbutter riechen. Das jeweils andere Nasenloch wird zugehalten. Geschnuppert wird aber nicht aus nächster Nähe sondern beginnend mit einem Abstand von 30 Zentimetern.

Die Entfernung wird in Ein-Zentimeter-Schritten so lange reduziert, bis der Patient die Erdnussbutter riechen kann. Der Studie aus dem Jahr 2013 nach ist das Riechvermögen bei Alzheimerpatienten mit dem linken Nasenloch deutlich schlechter als mit dem rechten. Die Forscher führen dies darauf zurück, dass bei Alzheimer auch die linke Hälfte des Frontallappens des Gehirns verstärkt in Mitleidenschaft gezogen wird. In diesem Areal liegt, unter anderem, auch der Geruchssinn. 

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So einfach ist es aber nicht, sagt Richard Dodel, Professor für Geriatrie an der Universität Duisburg-Essen. "Die Studie von damals wurde mit zu wenigen Probanden durchgeführt und der Versuchsablauf ist nicht genügend standardisiert", bemängelt er. So fehle in der Studie, die sich auf gerade einmal 92 Probanden bezieht, sogar die Angabe, welche Erdnussbutter verwendet worden sei.

"Die Zusammensetzung der Öle kann einen großen Unterschied bei der Wahrnehmung machen", erklärt Dodel. Auch gebe es zahlreiche mögliche Ursachen für ein eingeschränktes Geruchsempfinden. Und schon 2014 versuchte eine zweite Gruppe Forscher vergeblich, die Ergebnisse zu bestätigen.

Diagnosemöglichkeiten für Alzheimer

Schon viele Jahre bevor sich die ersten Symptome bemerkbar machen, kann Alzheimer bereits diagnostiziert werden. Dabei dominieren zwei bildgebende und ein invasives Verfahren. Mit der sogenannten Amyloid-PET (Positronen-Emissions-Tomografie) können Dodel zufolge bestimmte Proteinbruchstücke, die sogenannten Plaques,  im Gehirn schon 15 bis 20 Jahre vor den ersten klinischen Symptomen erkannt werden.

An Alzheimer erkrankte haben oft Schwierigkeiten, eine bestimmte Uhrzeit aufzumalenBild: picture-alliance/dpa/R. Haid

Beim zweiten Verfahren, der Fluordesoxyglucose (FDG)-PET, werden die Gehirnzellen dahingehend untersucht, wie schnell sie ein bestimmtes Zuckermolekül, das FDG, abbauen können. Die Gehirnbereiche, die das Molekül nicht mehr normal verarbeiten, sind bereits geschädigt, erklärt Dodel. Beim dritten Verfahren wird Rückenmarksflüssigkeit untersucht. Auch dort schaut der Arzt auf die Konzentration bestimmter Proteine.  

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Treten erste Symptome auf, ändert das zunächst nichts an den genannten drei Verfahren. Es kommen allerdings neue hinzu, die sogenannten neuro-psychometrischen Testverfahren. Mit unterschiedlichen Fragebögen und Untersuchungen stellt der Arzt dabei das Gehirn des Patienten auf die Probe.

Einer der bekanntesten Tests ist der Uhrentest. Der Patient wird gebeten, eine Uhr mit den Zahlen von eins bis zwölf aufzumalen. Anschließend soll er auch die Zeiger für eine bestimmte Uhrzeit eintragen. Klappt das nicht mehr, oder ist das Ergebnis merkwürdig verschoben, ist das ein sehr deutliches Indiz für eine fortgeschrittene Demenzerkrankung. Ob es sich dabei um Alzheimer handelt, muss aber mit detailierten psychometrischen Untersuchungen geprüft werden.

Vorsorge ist besser als Nachsorge

Gerade weil es für die Alzheimer-Erkrankung aktuell keine Heilung gibt, setzen sich Experten wie Richard Dodel für präventive Maßnahmen ein. "Bildung ist ein ganz wichtiger Faktor", sagt der Mediziner. Dies sei zwar in Deutschland weniger wichtig als in anderen Ländern, aber eine gute Bildung im ersten Drittel des Lebens könne das Risiko, an Alzheimer zu erkranken, um bis zu acht Prozent senken.

Mit zunehmendem Alter kommen weitere Faktoren hinzu. So sei es sehr wichtig, Hör- und Sehschwächen mit Hörgeräten und Sehhilfen auszugleichen. Werde das Gehirn in diesen Bereichen nicht mehr normal genutzt, begünstige dies die Krankheit.

Richard Dodel, Professor für Geriatrie, erklärt, wie Alzheimer diagnostiziert werden kannBild: UDE/Frank Preuß

"Auch Sport ist ein Hauptfaktor", sagt Dodel und empfiehlt besonders Tanzen. "Tango ist aber besser als Walzer. Denn während man beim Walzer irgendwann in der Drehung ist, muss man beim Tango viele komplizierte Schrittfolgen beachten."

Übergewicht, Diabetes und Gefäßerkrankungen sind ebenfalls zusätzliche Risikofaktoren. Daher können auch Rauchen, Alkohol und eine unausgewogene Ernährung das Risiko erhöhen. Zu guter Letzt sei es wichtig, in regelmäßigem Kontakt zu anderen Menschen zu stehen. Denn Einsamkeit und soziale Isolation sorgen ebenso dafür, dass das Gehirn nicht genug zu tun hat. "Kann man alle Faktoren ausschließen, kann man sein Risiko um bis zu 35 Prozent senken", fasst Dodel zusammen. 

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