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Der 'Ball-Dieb'

21. Juli 2009

Erst schoss er das 1:0 für Deutschland, dann musste er sich 1966 im WM-Finale geschlagen geben: Helmut Haller. Der Mann, der nach dem Abpfiff den WM-Ball aus dem Stadion schmuggelte, wird am 21. Juli 2009 70 Jahre alt.

Haller 1966 mit WM-Ball (Foto: dpa)
"Meiner!" - Haller mit WM-BallBild: dpa

Abpfiff in Wembley. Das WM-Finale von 1966 ist verloren, die deutschen Spieler sinken enttäuscht zu Boden. Das zwischenzeitliche 3:2 der Engländer wird später in die Geschichte eingehen. Nur der deutsche Mittelfeldspieler Helmut Haller weiß sich zu entschädigen: Er schnappt sich den Spielball und gibt ihn nicht mehr wieder her. Bei der Spielerehrung schmuggelt er die Kugel unter dem Trikot vorbei an Königin Elisabeth und lässt später auf dem Bankett noch Autogramme darauf schreiben: Als Geschenk für Sohnemann Jürgen.

Erster Deutscher, der in Italien Meister wurde

Auch mit 70 noch fußballverrücktBild: dpa

Nun wird er 70, der Mann, der den "Wembley-Ball" klaute. Der Mann, den seine ehemaligen Mitspieler Uwe Seeler und Franz Beckenbauer bis heute bewundern. Der Mann mit den vielen Spitznamen. "Hemad" (Hemd) wird er als Jugendspieler in seiner Heimatstadt Augsburg genannt, weil er so schmächtig ist. In Augsburg nennen sie ihn noch heute "den Bub". Doch Haller macht alles wett - durch Spielwitz, Technik, Eleganz.

Bereits mit 19 schafft Haller den Sprung in die Nationalmannschaft und spielt bei drei Weltmeisterschaften (1962/1966/1970) eine wichtige Rolle. Wo er auch hinkommt, begeistert er die Massen, auch im Ausland.

1962 wechselt er nach Italien - für damalige Zeiten äußerst wagemutig und noch dazu gemanagt von seiner Frau Waltraud. In Bologna gewinnt Haller als erster Deutscher die Meisterschaft (später gewinnt er noch zweimal den Titel mit Juventus Turin) und wird als erster ausländischer Spieler Italiens "Fußballer des Jahres". Bei Juventus spielt er später an der Seite von Pietro Anastasi, Dino Zoff, Franco Causio und Fabio Capello. Die fußballverrückten Tifosi lieben ihn und taufen den strohblonden Augsburger "Il Biondo" - Der Blonde.



"In Italien bin ich heute noch bekannter als in Deutschland", ist Haller überzeugt, doch auch in der Heimat wissen sie den 33-maligen Nationalspieler zu schätzen. Als Haller nach elf Jahren aus Italien zum Zweitligisten FC Augsburg zurückkehrt, löst er dort einen riesigen Boom aus. In Augsburg gilt Haller noch heute neben Jakob Fugger und Berthold Brecht als berühmtester Sohn der Stadt.

Noch ist der Ball im Spiel: Haller trifft im WM-Finale 1966 zum 1:0Bild: dpa

"Genie, das nervös war wie ein Rennpferd"

In der Nationalmannschaft war er bekannt für seine Frohnatur. Seeler nennt Haller ein "Schlitzohr: Er war immer für einen Witz aufgelegt, das fing schon morgens beim Frühstück an, selbst im Trainingslager." Beckenbauer verehrt den quirligen Techniker als "Genie, das vor den Spielen nervös war wie ein Rennpferd und dann eiskalt Tore schoss."

33 Mal im DFB-Trikot: HallerBild: dpa/PA

Tore wie das 1:0 gegen England bei der WM 1966. Der Ball, den er damals in die Maschen drosch und später unter dem Trikot versteckte, hätte übrigens nach englischem Fußball-Gesetz Geoff Hurst gehört: Der hatte nämlich im WM-Finale dreimal getroffen. "Helmut war clever", findet Hurst heute. Kann man so sagen. Nach einer großen britischen Zeitungskampagne rückte Haller vor der Europameisterschaft 1996 in England den Ball wieder raus - für umgerechnet 180.000 Mark.

Autorin: Olivia Fritz

Redaktion: Arnulf Boettcher

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