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Der Ball rollt, der Rubel auch

Dirk Kaufmann
28. Januar 2017

Zum Rückrundenstart der Bundesliga haben die Unternehmensberatung Deloitte und die DFL aktuelle Zahlen für das schöne Spiel vorgelegt. Zwei Studien, ein Ergebnis: Dem deutschen Fußball geht es gut.

FIFA Fußball auf Rasen
Bild: picture-alliance/Sven Simon

Am Donnerstag (26.01.2017) hat die DFL eine Bilanz der Saison 2014/15 gezogen und im "Report 2016" veröffentlicht: Auf mehr als 50 Seiten gibt es schöne Bilder, eindrucksvolle Daten und viele Rekorde. Zum Beispiel hat die erste Liga in diesem Zeitraum 2,622 Milliarden Euro umgesetzt und den elften Umsatzrekord in Folge aufgestellt. 

Auch die zweite Fußballbundesliga schwimmt auf einer Welle wirtschaftlichen Erfolges: Erstmals erzielten die Zweitligisten einen Umsatz von mehr als einer halben Milliarde Euro: 502 Millionen Euro sind eine Steigerung von 13,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Einen noch größeren Sprung machte der Gewinn der 18 Mitglieder des deutschen Fußball-Oberhauses: Ihr Ergebnis von 51 Millionen Euro bedeutet eine Steigerung von 31 Prozent im Vergleich zur Saison 2013/14.

 Auch zwei Vereine aus dem "Pott"

Was diese positiven Rahmenbedingungen für die deutschen Vereine im internationalen Vergleich bedeuten, hat die Unternehmensberatung Deloitte ermittelt. In der 20. Auflage ihrer "Football Money League" der 20 umsatzstärksten europäischen Fußballklubs rangiert der deutsche Rekordmeister Bayern München auf dem vierten Platz.

Die beiden anderen deutschen Vereine in diesem sportlich und finanziell erlauchten Kreis sind Borussia Dortmund (283,9 Millionen Euro Umsatz) und der FC Schalke (224,5 Millionen). Der BVB konnte seinen 11. Platz verteidigen, Erzrivale Schalke verlor dagegen einen Rang: von Platz 13 auf 14.

Wechsel an der Spitze

Acht Vereine der Deloitte-Rangliste kommen aus England, vier aus Italien, jeweils drei aus Spanien und Deutschland sowie mit Zenit St. Petersburg (Platz 17) ein russischer Verein und einer aus der französischen erste Liga: Paris Saint Germain, der neue Arbeitgeber des deutschen Nationalspielers Julian Draxler. Die Pariser haben aktuell aber gleich zwei Plätze verloren und rangieren mit ihrem Umsatz von 520,9 Millionen Euro nur noch auf Platz sechs.

An der Spitze hat es erstmals seit elf Jahren einen Wechsel gegeben: "Football-Money-League-Champion" ist nun Manchester United. Deren Umsatz von 689 Millionen Euro fußt hauptsächlich auf den Rekordeinnahmen aus dem Verkauf der TV-Rechte der Premier League.

Das ist schmerzhaft für den bisherigen Dauertabellenführer Real Madrid. Als demütigend dürften die Königlichen aber empfinden, dass sie außerdem noch hinter den FC Barcelona zurückgefallen sind. Die Katalanen haben 100.000 Euro mehr umgesetzt als die von ihnen verachtete Konkurrenz aus der Hauptstadt, deren Umsatz von 620,1 Millionen Euro aktuell nur noch für den dritten Rang reicht.

"Transfer-Erlöse sind zu volatil"

Welche Zahlen hat Deloitte dem Ranking zu Grunde gelegt, welche Komponenten fließen in die Umsatzberechnung ein? Karsten Hollasch, Leiter der Sport Business Group bei Deloitte, erklärt im Gespräch mit der DW: "Das sind Erlöse aus Sponsoring, Merchandising, eigenem Verkauf von Fan-Artikeln und sonstige betriebliche Erträge." Nicht enthalten seien allerdings die "Transfererlöse, weil sich in der Vergangenheit gezeigt hat, dass die sehr volatil sind. Wir wollen aber die nachhaltigen Umsätze der Vereine zeigen."

Umsatzzahlen sind das eine, Finanzkraft etwas anderes. Aus den Umsätzen lässt sich nicht auf die Rentabilität eines Unternehmens schließen, das weiß auch Hollasch. Doch die Frage, ob sich ein Geschäft auch rechnet, spiele bei "klassisch geführten Unternehmen eine Rolle. Beim Fußballverein ist das primäre Ziel aber nicht der wirtschaftliche, sondern der sportliche Erfolg, der sich langfristig auch im wirtschaftlichen Erfolg widerspiegelt. Man kann die FC Bayern AG zum Beispiel nicht mit einem Dax-Unternehmen vergleichen, weil eben der Unternehmenserfolg anders gemessen wird."

Ein anderer Aspekt beim Vergleich der Wirtschaftskraft wird deutlich, schaut man die drei deutschen Vertreter in der "Football Money League" an: Der FC Bayern ist als AG organisiert, der BVB ist eine "Kommanditgesellschaft auf Aktien" und der FC Schalke ist ein e.V. nach deutschem Vereinsrecht, ein "eingetragener Verein" also. Die Rechtsform eines Vereins oder Unternehmens bedingt natürlich auch einen jeweils anderen Status gegenüber dem Finanzamt. Deshalb, so Hollasch, legt die "Football Money League" ihrer Tabelle allein die Umsatzzahlen zu Grunde, denn "wenn man das versteuerte Einkommen  zu Grunde legen würde, hätte man eine Verzerrung allein durch die Rechtsform der Vereine."

Geld schießt Tore

01:04

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Schalke endlich wieder Deutscher Meister

Sowohl die DFL als auch die Unternehmensberater von Deloitte beziehen verschiedene Parameter in ihre Wertungen ein, sammeln zahlreiche Kennziffern. Doch eine Größe ist in beiden aktuellen Reports nicht erwähnt: Die Kosten, die den Vereinen entstehen, wenn sie mit Spielerberatern verhandeln. Denn auch die bekommen Geld, ob ein Spieler nun den Verein wechselt oder nicht.

Die DFL hat in diesem Jahr letztmals Zahlen dazu veröffentlicht. Weil der Weltfußballverband Fifa das nicht ausdrücklich fordert, wird auch der deutsche Fußball diese für den Beobachter und den Fan doch aufschlussreiche Kennziffer nicht mehr ausweisen. Mit der letzten Veröffentlichung ergibt sich aber eine aufschlussreiche Verbindung zu Deloittes Rangliste: Es sind diese umsatzstärksten deutschen Vereine, die in der Bundesliga am meisten für Spielervermittler bezahlen.

Die drei tragen den Löwenanteil des Geschäfts, dass im Zeitraum von März 2015 und März 2016 in der Bundesliga einen Umfang einen Umfang von 127 Millionen Euro erreichte. Der BVB überwies den Spielervermittlern 15,7 Millionen Euro und die Bayern wurden auf diesem Weg 16,7 Millionen Euro los. Einen überraschenden und sicher auch nicht erwünschten Titel eines "Deutschen Meisters" in dieser Disziplin belegt allerdings der FC Schalke: Der Revierverein bezahlte 16,9 Millionen Euro.

Bei Spielerberatern hoch im Kurs: Schalke 04. Bild: imago/Pakusch

Menetekel an der Wand

Laut "Report 2016" der DFL ist die Bundesliga weiterhin ein Zuschauermagnet: Durchschnittlich 42.685 Besucher kommen zu einem Spiel der ersten Liga. Die insgesamt 13.061.532 Besucher der Spiele in der Saison 2014/15 sprechen dafür, dass das "Produkt Bundesliga" spannend genug ist.

Doch ein genauer Blick auf die Rangliste der "Football Money Legaue" hält für die Bundesliga aber auch ein Menetekel bereit. Das Zeichen an der Wand bedeutet in diesem Fall: Langeweile.

Die Beispiele Juventus Turin in Italien und vor allem Paris St. Germain in Frankreich zeigen: Wo ein Verein über einen langen Zeitraum den Wettbewerb sozusagen im Abonnement gewinnt, erlahmt irgendwann auch das Zuschauerinteresse - und die Fans bringen den Vereinen schließlich direkt und indirekt das Geld, von dem sie leben. Karsten Hollasch von Deloitte fasst diese Beobachtung so zusammen: "Wenn man nur einen hat, der vorne dominiert, führt das nicht dazu, dass die Liga interessanter wird und die Zuschauer konzentrieren sich dann auf andere Dinge."

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