Star hinter der Bühne
11. Februar 2009Der Berliner Witikio Adler führt seit 50 Jahren Deutschlands älteste Konzertagentur. Sein Job: die ganz Großen der klassischen Musik in deutsche und europäische Konzertsäle zu holen. Schon mit 19 Jahren stieg er in das Familienunternehmen ein, die Konzertdirektion Hans Adler - und mischt als Veranstalter bis heute kräftig mit. Und das mit immerhin 81.
Urgestein des Musiklebens
Wenn der distinguierte Herr Adler erzählt, kann man nur staunen. Die berühmtesten Persönlichkeiten der Klassikszene sind bei ihm Kunde. Zusammen mit seiner Mutter hat er nach dem Zweiten Weltkrieg die Konzertdirektion zu dem gemacht, was sie heute ist: die wohl älteste Konzertagentur der Welt. Sein Vater: ausgebildeter Pianist, der zunächst eine Lehre als Musikalienhändler und Verlagskaufmann gemacht hatte. 1918 gründete er dann die Konzertagentur. Schon damals wandten sich Größen wie Liszt oder Strauss an Herrn Papa, der Touren und Konzerte organisierte. Bereits als junger Mann überredete Witiko Adler Künstler wie Menuhin, nach der Herrschaft der Nationalsozialisten wieder in Deutschland aufzutreten. Besonders Menuhin wurde ein enger Freund, bis zum Tod ließ er sich von der Konzertdirektion Adler vertreten. Doch auch Leonard Bernstein und Herbert von Karajan gehörten zu seinen Kunden - und Fans. Wenn Karajan seine gefürchteten Wutattacken hatte, rief man nach Witiko Adler. Das beruhigte den Maestro.
Perfekte Organisation
Seit über 60 Jahren veranstaltet Witiko Adler hochkarätig besetzte Konzertreihen unter anderem in der Philharmonie Berlin, vermittelt aber nationale wie internationale Künstler der klassischen Musik in alle Welt. Improvisation hinter den Kulissen gehört mitunter dazu. Zum Beispiiel als Claudio Arrau vier Stunden vor einem Konzert absagte. „Da saßen wir also da mit einem ausverkauften Haus und sagten, was nun?“, erzählt der Konzertdirektor. Fix wurde ein Ersatzkonzert arrangiert – dank Witiko Adler ein riesen Erfolg.
Diskretion und „Berliner Schnauze“
Beste Manieren gehören genauso zu Witiko Adler wie die Berliner Schnauze, denn ohne Witz und eine gehörige Prise Gelassenheit wäre dieser Job wohl kaum zu schaffen, bestätigt auch seine Frau Jutta, ebenfalls gelernte Musikalienhändlerin. Beide haben sich, wie könnte es anders sein, bei einem Konzert kennen gelernt. Die Anekdoten, die Witiko Adler erzählen könnte, würden Bände füllen. Doch vieles davon geht nur ihn etwas an. Denn Witiko Adler ist und bleibt der verschwiegene Diplomat in Sachen „Klassische Musik“.