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Der Duft von Frauentränen besänftigt Männer

Fred Schwaller
5. Januar 2024

Der Geruch von Frauentränen beeinflusst das Verhalten von Männern. Riechen sie einen bestimmten Stoff in den Tränen, werden Aggressionen abgeschwächt, so eine israelische Studie.

Nahaufnahme der Augen einer weinenden Frau
Die Tränen einer Frau schwächen bei Männern aggressives VerhaltenBild: IMAGO

Wenn Frauen Tränen vergießen, macht das etwas mit den Gehirnen von Männern. Allerdings nicht wegen der Emotionen, die hinter dem Weinen stecken, sondern aufgrund des Geruchs der Tränenflüssigkeit.

Israelische Forscher fanden heraus, dass aggressives Verhalten von Männern um 44 Prozent abnahm, nachdem sie die Tränen von Frauen gerochen hatten. In der Studie, die in der Fachzeitschrift  PLOS Biology veröffentlicht wurde, stellten die Forschenden fest, dass der Geruch von Tränen die Aktivität in den Teilen des Gehirns veränderte, die Geruchssinn und Aggression miteinander verbinden.

Tränen enthalten Signalstoffe

Alle Wirbeltiere produzieren Tränen, denn sie sind wichtig für die Gesundheit der Augen und spülen beispielsweise Schmutzpartikel aus. Doch nicht nur das: Studien an Säugetieren haben gezeigt, dass Tränen Signalmoleküle enthalten, die eine starke Wirkung auf Artgenossen haben.

Die Tränen männlicher Nagetiere etwa machen Weibchen empfänglicher für die Paarung. Blinde Maulwürfe lassen Tränen fließen, um die Aggression dominanter Männchen zu besänftigen. Die Tränen weiblicher Mäuse enthalten Substanzen, die männliche Mäuse vom Kämpfen abhalten, und die Tränen von Rattenjungen helfen, bei anderen Tieren Aggressionen abzubauen, wenn sie sich bedroht fühlen. Tränen zu vergießen, kann also eine äußerst wirksame Verteidigungsstrategie sein.

Warum weinen wir, wenn wir fröhlich oder traurig sind?

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Tränen beeinflussen menschliches Verhalten

Das gilt offenbar auch für Menschen. Für die Studie brachten die Forschenden sechs Frauen im Alter zwischen 22 und 25 mithilfe trauriger Filme zum Weinen. Sie sammelten die vergossenen Tränen in kleinen Röhrchen, an denen die männlichen Probanden dann schnupperten.

Die Männer atmeten den Geruch der Tränen, während sie ein Videospiel spielten, das Aggressionen auslösen sollte. In einem weiteren Experiment wurden die Gehirnaktivitäten dann in einem Magnetresonanztomographen (MRT) gemessen.

Die Männer zeigten 43,7 Prozent weniger aggressives Verhalten, nachdem sie die Tränen von Frauen gerochen hatten als die Männer, denen die Forschenden eine Kontrolllösung ohne Tränenflüssigkeit unter die Nase gehalten hatten. Die MRT-Hirnscans zeigten, dass der Geruch von Frauentränen die Hirnaktivität in den Regionen reduziert, die bei Aggression eine Rolle spielen.

"Wir haben gezeigt, dass Tränen Geruchsrezeptoren aktivieren und dass sie aggressionsbezogene Schaltkreise des Gehirns verändern. Dadurch wird aggressives Verhalten signifikant reduziert", sagt der Hauptautor der Studie, Noam Sobel vom Weizmann-Institut in Israel.

Außerdem konnten die Autorinnen und Autoren nachweisen, dass sich bei Männern, die emotionale Tränen von Frauen in die Nase bekamen, der Testosteronspiegel senkte und ihre sexuelle Erregung abnahm. Die Forschenden gehen deshalb davon aus, dass Tränen auch bei Menschen als eine Art Schutzdecke fungieren, die mithilfe von chemischen Substanzen vor Aggressionen schützt.

Die Tränen eines Babys teilen nicht nur ein Bedürfnis mit - sie schützen das Kind möglicherweise auch.Bild: Adobe Stock

Tränen sind oft überlebenswichtig

Die Forschenden vermuten, dass die Wirkung von Tränen auch eine wichtige Rolle in der nonverbalen Kommunikation spielen könnte, zum Beispiel bei Babys. "Säuglinge können nicht sprechen, daher kann es für sie entscheidend sein, sich auf derartige Signale zu verlassen, um sich vor Aggressionen zu schützen", heißt es in der Studie.

Die Ergebnisse sollen nun genau ausgeweitet werden. "Wir wussten, dass das Schnüffeln an Tränen das Testosteron senkt und dass die Senkung des Testosterons bei Männern eine größere Wirkung auf aggressives Verhalten hat als bei Frauen", schreiben die Forschenden. "Jetzt müssen wir unsere Forschung auf Frauen ausweiten, um ein umfassenderes Bild zu erhalten."

 

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