Kulturkalender Dezember
28. November 2011Macht auf das Türchen...
Er fehlt in fast keinem deutschen Kinderzimmer: Der Adventskalender soll das Warten auf Weihnachten versüßen. Dafür reichen inzwischen längst nicht mehr Schokoladenstückchen hinter den 24 Papptüren aus. Es gibt Kalender mit Pralinen, Spielzeug, Schmuck oder Parfum. Deutlich bescheidener waren die ersten Adventskalender, die der Münchner Verleger Gerhard Lang 1903 unter dem Titel "Im Lande des Christkinds" auf den deutschen Markt brachte. Sie bestanden aus zwei Bögen mit 24 Bildern zum Ausschneiden und 24 Feldern zum Aufkleben. Jeden Tag in der Adventszeit durften die Kinder ein Bild mit religiösem Motiv ausschneiden und in ein Feld kleben.
Ob selbstgebastelt, gekauft oder als Bühnenstück inszeniert – rund um den Adventskalender haben sich neue Traditionen entwickelt. Vom 1. bis 24. Dezember heißt es in einigen deutschen Theatern "Vorhang auf" für kreative Überraschungen. Da werden Geschichten und Gedichte vorgelesen, es wird getanzt oder musiziert. Auch Kirchen laden immer öfter zu "lebendigen Adventskalendern" ein. An jedem Tag in der Adventszeit schmücken die Gemeindeglieder ein Fenster und laden davor zu einer Andacht, Weihnachtsliedern, Glühwein und Plätzchen ein.
Der Oscar des europäischen Films
Eigentlich wurde er "Felix" getauft und sollte dem amerikanischen Oscar Konkurrenz machen. Doch seit 1997 hat der Europäische Filmpreis keinen Spitznahmen mehr und eine echte Konkurrenz für die höchste amerikanische Filmauszeichnung ist er auch nicht. Trotzdem gilt der 1988 gegründete Preis als wichtige Würdigung für die Filmschaffenden in Europa. Am 3. Dezember wird die Auszeichnung in Berlin verliehen. Insgesamt 45 Filme aus 32 Ländern sind nominiert worden. Als Favorit gilt "Melancholia" des dänischen Regisseurs Lars von Trier. Das Science-Fiktion-Drama verknüpft den Weltuntergang mit einer Familiengeschichte. Privates Unglück, Depression und Wahnsinn führen zum kollektiven Ende der Welt, hervorgerufen durch den Aufprall eines riesigen Kometen.
Mit Ausnahme der deutschen Koproduktion "Le Havre" des Finnen Aki Kaurismäki gibt es keine weiteren Nominierungen aus Deutschland. Gute Chancen auf einen Sieg in der Kategorie "Bester Film" haben auch "Der Junge mit dem Fahrrad" der belgischen Brüder Dardenne, "In einer besseren Welt" der dänischen Regisseurin Susanne Bier und "Die Rede des Königs" des Briten Tom Hooper.
Des Königs letzte große Ausstellung
Bevor der König dem Kaiser Platz macht, beschäftigt er sich noch mit dem Gesetz. Kaspar König, der international bekannte Direktor des Museum Ludwig in Köln, geht 2012 in den Ruhestand und wird dann abgelöst von Philipp Kaiser, Kurator am Museum of Contemporary Art in Los Angeles. Unter dem Titel "Vor dem Gesetz" eröffnet er am 17. Dezember seine letzte große Ausstellung. Die Schau nimmt Bezug auf die gleichnamige Kurzgeschichte Franz Kafkas, in der ein Bauer sein ganzes Leben lang von Recht und Gesetz ausgeschlossen bleibt, weil ein Türhüter ihm den Zugang zum Gesetz verweigert. Kaspar König zeigt in der Ausstellung Skulpturen von 26 Künstlern, unter anderem von Alberto Giacometti, Wilhelm Lehmbruck und Germaine Richier, die sich mit dem Thema Menschenrechte und Menschenwürde von der Nachkriegszeit bis heute beschäftigen. "Vor dem Gesetz" ist bis zum 22. April im Kölner Museum Ludwig zu sehen.
Das Christkind und der Weihnachtsbaum
Das Highlight im Dezember steht für die Kinder ganz klar fest: Es ist der Heilige Abend am 24. Dezember. Dann bekommen sie in Deutschland ihre Geschenke. Ob der Weihnachtsmann sie bringt oder das Christkind, hängt ganz von der Familientradition ab. Im jedem Fall ist das Christkind deutlich älter. Es geht auf den Reformator Martin Luther zurück, der es aus Protest gegen die sinnenfrohe Verehrung des Heiligen Nikolaus erfand. Erst im 19. Jahrhundert kam dann noch der Weihnachtsmann als einer Art "umgemodelter Nikolaus" hinzu, der am 24. Dezember die Geschenke verteilt. Sie liegen in Deutschland traditionell unter dem Weihnachtsbaum. Um 1800 holten vor allem evangelische Familien die geschmückte Tanne in ihre Häuser. Die Katholiken verspotteten den Protestantismus daraufhin als "Weihnachtsbaumreligion". Sie stellten sich lieber Krippen in die gute Stube. Heute findet man in vielen deutschen Wohnzimmern beides – egal, welcher Religion die Familien angehören.
Mit Silvesterpunsch und Feuerwerk ins neue Jahr
Jedes Jahr um Punkt Mitternacht verwandelt sich am 31. Dezember der Himmel über Deutschland in ein Lichtermeer. Feuerwerkskörper und Böller machen jede Menge Lärm, die Menschen fallen sich in die Arme, wünschen sich ein gutes neues Jahr und stoßen mit Sekt oder Punsch darauf an. Anders als Weihnachten gilt Silvester keineswegs als typisches Familienfest. Im Gegenteil: Am letzten Tag des Jahres feiern die Deutschen gerne mit Freunden, Nachbarn oder Fremden. Überall gibt es Parties, Silvesterkonzerte oder Galadinner. Die vermutlich weltweit größte Open-Air-Silvesterparty steigt wieder am Brandenburger Tor in Berlin. Rund eine Million Menschen nahmen in den vergangenen Jahren daran teil. Ob Sie nun leise oder laut das neue Jahr begrüßen, wir wünschen Ihnen auf jeden Fall alles Gute für 2012!
Autorin: Sabine Damaschke
Redaktion: Sabine Oelze