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Alexandra Popps EM-Traum

11. Juli 2022

Auch vor der Euro 2022 in England verletzt sich die deutsche Kapitänin Alexandra Popp schwer. Doch die 31-Jährige kämpft sich rechtzeitig zurück. Als Joker trifft sie gleich in ihrem ersten Spiel.

Alexandra Popp im Nationaltrikot klatscht in die Hände
Die deutsche Nationalspielerin Alexandra Popp hat es zur EM nach England geschafft - trotz vieler RückschlägeBild: Hendrik Schmidt/dpa/picture alliance

Sie sank zu Boden, dann kullerten die Tränen: Mit 31 Jahren und nach 114 Länderspielen für die DFB-Elf ist Kapitänin Alexandra Popp im dritten Anlauf zum ersten Mal in das Abenteuer Europameisterschaft gestartet. Beim souveränen 4:0-Erfolg über Dänemark steuerte sie als Einwechselspielerin gleich ein Tor bei - der perfekte EM-Einstand.

Die EM 2013 und 2017 hatte die Spielerin des VfL Wolfsburg jeweils verletzungsbedingt verpasst. Und auch dieses Mal schien es wieder so zu laufen, doch die erfahrenste Spielerin im DFB-Kader kämpfte sich entschlossen zurück - trotz mehrerer Rückschläge. "Ich will die EM spielen. Ich habe noch keine verdammte EM gespielt", hatte sie vor Turnierbeginn in der ARD-Doku "Das Comeback der Kapitänin" noch einmal klargestellt.

WM- und EM-Titel fehlen noch

Olympiasiegerin von Rio 2016, dazu zwei Champions-League-Titel mit dem VfL Wolfsburg, sieben deutsche Meistertitel und elf DFB-Pokalsiege: Alexandra Popp hat in ihrer Fußball-Karriere so ziemlich alles gewonnen, was man gewinnen kann. Auch Europameisterin ist sie geworden - allerdings mit dem DFB-U17-Nachwuchsteam 2008.

Weltmeisterschaften hat sie mit der Nationalmannschaft gespielt, eine Europameisterschaft  bislang aber noch nicht: 2013 lief sie trotz einer Sprunggelenks-Verletzung im Champions-League-Finale für Wolfsburg auf. Damit feierte sie gleich in ihrem erstem VfL-Jahr zwar das Triple aus Champions League, Meisterschaft und DFB-Pokal, musste dafür aber verletzt bei der EM passen. Im Rückblick würde sie es trotzdem wieder so machen, sagt sie heute.

Ein Jahr vor der EM in England zieht sich Popp ihre schwerste Verletzung zuBild: BEAUTIFUL SPORTS/Wunderl/picture alliance

2017 verletzte sie sich am linken Knie - wieder vor der EM. Und im April 2021 zog sie sich ihre bisher schwerste Verletzung zu: Knorpelabriss an der rechten Kniescheibe. Eine langwierige und schmerzhafte Angelegenheit, die für viele Sportler das Karriere-Aus bedeuten kann.

Tränenreiches Comeback

Doch die wuchtige Offensivkünstlerin beschloss, ihre letzte Chance auf eine EM zu nutzen und kämpfte sich Tag für Tag heran - zehn Monate lang. Im März gab sie ihr Startelf-Comeback beim VfL Wolfsburg, spielte fortan bis zum Saisonende jedes Spiel und wurde mit dem VfL Wolfsburg Double-Siegerin.

Also sie auch in der Nationalelf beim 3:0 gegen Portugal im April eingewechselt wurde, durfte sie auch endlich wieder die Kapitänsbinde tragen - ein emotionaler und tränenreicher Moment, den Mitspielerinnen und auch das Publikum feierten.

Rückendeckung von der Bundestrainerin

Schon immer war der Sturm Popps Lieblingsposition. Bei der U20-WM 2010 schoss sie zehn Tore in sechs Spielen. Mit 18 gab Popp ihr Länderspieldebüt, bei der WM 2011 im eigenen Land war sie die Jüngste im Kader. Doch nach ihrem Wechsel zum VfL zwei Jahre später musste sie den erfahreneren und bessern Spielerinnen im Sturm den Vortritt lassen. Trainer Ralf Kellermann setzte sie defensiver ein: mal als linke Außenverteidigerin, mal als Sechser, mal auf der Zehn. 

 

Nach ihrem Verletzungs-Comeback gewinnt Alexandra Popp (l.) mit dem VfL Wolfsburg Meisterschaft und DFB-PokalBild: Karina Hessland/Getty Images

Verteidigung und Mittelfeld statt Sturm: Nicht immer läuft es so, wie man will. Doch Popp, die in Wolfsburg nebenbei eine Ausbildung als Zootierpflegerin gemacht hat, ist bisher aus familiären und beruflichen Krisen immer gestärkt hervorgegangen. Das prägt und macht robuster, demütiger. Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg weiß das. Sie kennt Popp schon seit 2008 aus deren ersten Fußball-Station beim FCR Duisburg - damals noch mit etwas Speck auf der Hüfte.

Nun, auf dem langen Weg zurück ins DFB-Team, begleitete die Bundestrainerin ihre Kapitänin. Und obwohl sich Popp zu allem Überfluss drei Wochen vor dem Turnierstart noch mit dem Coronavirus infizierte, stärkte ihr Voss-Tecklenburg den Rücken und berief sie in den EM-Kader. "Poppi" gebe immer alles, sie sei ein Leadertyp, der auch mal unangenehme Dinge anspricht, sagt Voss-Tecklenburg der ARD. "Ich bin der Überzeugung, dass du Turniere nur mit Typen gewinnen kannst."

Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg kennt Alexandra Popp noch aus gemeinsamen Duisburger ZeitenBild: Heiko Becker/HMB-Media/imago images

Und weil sie ganz genau weiß, wie viel Popp diese EM bedeutet, will sie noch ein bisschen mehr aus ihr herauskitzeln: Sie ließPopp im Sturm spielen. "Sie hat das Stürmer-Gen. Und das macht auch was bei den Gegnerinnen." Auch wenn es für Popp erstmal nur zur Jokerrolle reicht, gibt es für sie nach langen Jahren endlich ein Happy End - und vielleicht ja sogar das Endspiel in Wembley. 

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