Ist der Mann mit der eisernen Hand aus dem 16. Jahrhundert das Vorbild für "Avengers"? Mit dem Start des Marvel-Finales blicken wir auf das Leben des Ritters Götz von Berlichingen. Goethe machte ihn unsterblich.
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500 Jahre bevor Tony Stark mit seinem Alter Ego "Iron Man" sein Debüt auf der Kinoleinwand hatte, nutzte bereits ein ebenfalls reicher und mächtiger Mann technologische Errungenschaften, um sein Leben nicht wegen einer amputierten Hand einschränken zu müssen. Aber war dieser ursprüngliche "Iron Man", bekannt als "Götz mit der eisernen Hand", ein Held oder ein Bösewicht?
Gottfried "Götz" von Berlichingen, Spross eines fränkischen Rittersgeschlechts, wurde um 1480 geboren. Eine turbulente Zeit: In ganz Süddeutschland tobten Kriege und Konflikte zwischen rivalisierenden Städten und Adelsgeschlechtern. Daher war es vermutlich unvermeidlich, dass das Leben des jungen Götz weitestgehend der Kriegsführung gewidmet war. Schon vor seinem 18. Lebensjahr kämpfte er während des Schwabenkrieges für das Heilige Römische Reich gegen Schweizer Truppen.
Sich etwas sagen oder befehlen zu lassen, passte allerdings ganz und gar nicht zu von Berlichingens Gemüt. Und so quittierte er bald den Dienst beim Kaiser und baute eine eigene Söldnerarmee auf - man kämpfte für den, der am besten zahlte; eine damals sehr verbreitete Variante der Kriegsführung.
Legende mit Prothese
In seiner frühen Söldner-Zeit traf ihn ein Schicksalsschlag, der sein Leben fortan bestimmte: 1504 wurde bei der Belagerung der Stadt Landshut sein Schwertknauf vom feindlichem Kanonenfeuer getroffen, die Splitter zerschmetterten seine Hand und drangen bis in den Arm ein. Die rechte Hand samt Gelenk mussten daraufhin amputiert werden.
Normalerweise hätte der Verlust der rechten Hand das Ende einer Ritter-Karriere bedeutet. Oder vielleicht hätte der Verletzte dies auch als ein Wink des Schicksals interpretieren können, sich fortan eher ruhigeren Beschäftigungsfeldern zuzuwenden.
Aber von Berlichingen war fest entschlossen, bald wieder in die nächste Schlacht zu ziehen. Also beauftragte er einen lokalen Schmied mit der Herstellung einer Prothese, die ein Schwert halten konnte. Es wurden zwei Versionen hergestellt, wobei eine davon sogar das Greifen ermöglichte. Heute sind beide Prothesen auf Schloss Jagsthausen bei Heilbronn ausgestellt, wo Berlichingen seine Kindheit verbrachte.
Der erste Iron Man?
Von Berlichingen lernte schnell, mit seiner neuen eisernen Hand umzugehen und zog bald wieder in die Schlacht. Seine Söldnerbrigade wütete in den folgenden Jahren in Süd- und Mitteldeutschland - jeweils für denjenigen Kriegsherrn, der den höchsten Lohn versprach.
Gleichzeitig war Götz von Berlichingen in unzählige Fehden mit anderen Rittern verwickelt. Mit Überfällen auf Kaufleute, dem Einfordern von Schutzgeldern oder Lösegeld-Forderungen erwirtschaftete sich Götz mit der eisernen Hand kein schlechtes Einkommen. Allerdings trieb er es oftmals zu bunt, so dass 1512 die Reichsacht über ihn verhängt wurde - eine Art Hausarrest, bei der der Geächtete als vogelfrei galt und straffrei ermordet werden konnte.
Von Berlichingen ertrug das Stillhalten auf Burg Hornberg nicht lange. 1514 erkaufte er sich seine Freiheit und gelobte Besserung, doch sein Eid hielt nicht lang. Götz mit der eisernen Hand machte da weiter, wo er aufgehört hatte und stieg wieder ins Fehdewesen ein. Als er den Grafen von Waldeck während eines Überfalls als Geisel nahm und hohes Lösegeld einforderte, wurde 1518 erneut die Reichsacht über ihn verhängt.
Schurke - oder Opfer seiner Zeit?
Für viele ist von Berlichingen nicht anderes als ein übler Haudegen. Der Heidelberger Historiker Jonas Hock gibt jedoch zu bedenken, dass von Berlichingens Handeln im damaligen gesamtgesellschaftlichen Kontext gesehen werden muss: "Höhergestellte Adlige wollten die Macht bündeln, daher verbannten sie Raubritter wie von Berlichingen, um die Beilegung von Streitigkeiten mittels Fehden einzudämmen", sagt er. "Statt sich mit Gewalt durchzusetzen, sollten sie sich vor Gericht auseinandersetzen."
Menschen mit viel Macht, die bereit waren, alles in die Luft zu jagen, so Hock weiter, seien zunehmend außer Kontrolle geraten. "Es war ein Versuch, diese Art von Verhalten zu verhindern."
Daher solle man von Berlichingen eher als eine aussterbende Spezies betrachten denn als einen besonders gewalttätigen oder kriminellen Menschen. "Im Grunde genommen haben die feudalen Ritter das getan, was sie immer getan hatten. Bis sie damit plötzlich nicht mehr durchgekommen sind", so Hock.
Auf die rechte Bahn?
Natürlich gingen diese Umwälzungen nicht an von Berlichingen vorüber. Daher trat er 1519 im Schwabenkrieg in den Dienst des Herzogs von Württemberg. Als 1525 der Deutsche Bauernkrieg ausbrach, zwangen ihn die Bauern, den sogenannten "Odenwälder Haufen" anzuführen. Er war vier Wochen ihr Hauptmann, zog sich dann aber auf seine Burg zurück. Später würde er behaupten, von den Exzessen der Bauern entsetzt gewesen zu sein.
Comic-Star Stan Lee ist tot
Er gilt als Erfinder der großen Comic-Helden des Marvel-Universums. Der 1922 geborene Stan Lee schuf Figuren, die noch heute ungeheuer populär sind. Jetzt starb er im Alter von 95 Jahren in Los Angeles.
Bild: Getty Images/Disney/C. Gallay
Unermüdlich bis ins hohe Alter
Noch im biblischen Alter von 95 Jahren zeigte Stan Lee schier unerschöpfliche Kräfte und schrieb bei Comictreffen wie in Florida 2017 (Foto) fleißig Autogramme .Stan Lee, 1922 in New York geboren, gilt als Gründervater des amerikanischen Comics und schuf eine ganze Reihe berühmter Figuren.
Bild: picture-alliance/Newscom/CSM/Del Mecum
Goldenes Marvel-Zeitalter
Eine Art Geburtstagsgeschenk zu Stan Lees 95. Geburtstag am 28. 12. 2017 war der voluminöse Band "The Marvel Age Comics 1961 - 1978", den der in Köln beheimatete, schon seit langem aber weltweit agierende Taschen Verlag herausbrachte. Auf 400 Seiten wird der Leser eingeführt in die großen Erfolgsjahre von Marvel - mittendrin natürlich immer Stan Lee.
Bild: MARVEL
Farbenfrohes Marvel-Universum
Der Band stellt die vielen Superhelden, die jüngere Zuschauer vor allem aus den zahlreichen erfolgreichen, neueren Kinofilmen kennen, in all ihrer Farbenpracht dar. Neben Lee kommen natürlich auch die anderen großen Zeichenstars von Marvel vor - darunter Jack Kirby, von dem dieser Entwurf aus dem Jahr 1971 stammt.
Bild: MARVEL
Legenden des Comics
Im Mittelpunkt des Bandes stehen die bekannten Comic-Stars von Marvel: Spider-Man und die Fantastischen Vier, Hulk und X-Men. Großformatige, aber auch viele kleinere Bilderfolgen stehen für die vielen Superheldengeschichten, die die Zeichner und Texter von Marvel seit vielen Jahrzehnten in Heften und Filmen einem meist jugendlichen Publikum anbieten.
Bild: MARVEL
Dynamische Sprengkraft der Bilder
Neben Stan Lee und Jack Kirby war Steve Ditko die dritte große künstlerische Kraft des frühen Marvel-Universums. Von Ditko stammt diese große Zeichnung aus dem Juli 1966. Der Titel der Geschichte lautet "The End ... At Last!" und ist ein Auszug aus der letzten Dr. Strange-Geschichte, die Ditko schuf.
Bild: MARVEL
Eine Legende: Stan Lee
Stan Lee war schon zu Lebzeiten eine Legende. Und er tat auch viel dafür, im Gespräch zu bleiben. In zahlreichen Verfilmungen, die die Firmen Marvel und Disney in den letzten Jahren in die Kinos brachten, trat Lee in kleinen prägnanten Nebenrollen auf. Und auch in der Öffentlichkeit sah man ihn des Öfteren in Talk-Shows. Jetzt betrauern Comic-Fans auf der ganzen Welt seinen Tod.
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Daher schloss er sich dem Kampf gegen die Bauern an und führte eine kaiserliche Armee, die die Bauernrebellen vor den Toren Würzburgs zerschlug. Doch nach dem Krieg lastete man ihm die vierwöchige Hauptmann-Tätigkeit an, er kam zunächst ins Gefängnis und wurde später zu lebenslangem Hausarrest verurteilt.
Rächer, versammelt Euch!
Von Berlichingen war jetzt fast 60 und hätte seinen Lebensabend ruhig in seiner komfortablen Burg verbringen können. Doch als sich 1540 wieder die Gelegenheit bot, seine eiserne Hand anzulegen, brauchte es nicht viel Überzeugungskraft.
Historiker Jonas Hock dazu: "Die Tatsache, dass der Kaiser ihn um Hilfe bat, obwohl er bereits 60 Jahre alt war und dass er den Hausarrest, zu dem Götz von Berlichingen aufgrund seiner Beteiligung am Bauernkrieg verurteilt gewesen war, aufhob, zeigt, wie hoch sein Ansehen als militärischer Anführer war."
Götz von der eisernen Hand war sowohl in Ungarn als auch in Frankreich im Einsatz und behauptete sich an der Seite von Männern, die halb so alt waren wie er. 1462 starb er friedlich im Alter von mehr als 80 Jahren.
Endspiel
Allein von Berlichingens Eisenhand, sein rauflustiges Wesen und seine Karriere als Kriegsherr hätten sicherlich ausgereicht, damit er der Nachwelt als Legende erhalten blieb. Doch ein paar hundert Jahre später setzte ihm niemand anderes als Johann Wolfgang von Goethe ein Denkmal. 1773 schrieb der Dichter das Stück "Götz von Berlichingen", heute ein Klassiker. Belagert durch ein kaiserliches Heer, lässt der Ritter diesem ausrichten: "Er kann mich im Arsche lecken!" Der Ausruf wird heute als "Schwäbischer Gruß" bezeichnet.
Als von Berlichingens Lebensende nahte, diktierte er einem Schreiber seine Autobiographie und präsentierte sich damit wohlwollend der Nachwelt - ein schamloser Selbstdarsteller also. Aber war er nun ein Held oder ein Schurke? Die Antwort darauf ist nicht so einfach.
"Er war wahrscheinlich einfach einer der Glücklichen. Im Gegensatz zu Franz von Sickingen (einem weiteren berühmten Ritter) kam er mit seinem Lebensstil durch - bis ins hohe Lebensalter", sagt Historiker Hock.
Klar ist: Götz von Berlichingen war ein vielschichtiger Zeitgenosse, geschuldet einer turbulenten Zeit, und damit weit mehr als ein eindimensionaler, märchenhafter Held - oder Schurke. Damit unterscheidet er sich kaum von einigen unserer Superhelden der heutigen Zeit.
Die erfolgreichsten Kinofilme aller Zeiten
Der Superhelden-Film "Avengers: Endgame" ist die neue Nummer Eins auf der Liste der erfolgreichsten Kinofilme aller Zeiten. Dass aktuelle Blockbuster Einspielergebnisse in Milliardenhöhe erreichen, ist heutzutage normal.
Bild: picture-alliance/dpa/Marvel/Walt Disney Germany
Platz 10: "Black Panther"
Seit seiner Premiere im Februar 2018 hat "Black Panther" 1,34 Milliarden US-Dollar eingespielt. Die Hauptfigur aus "Black Panther" sieht man übrigens auch in der "Avengers"-Reihe - klar, auch T'Challa, der "Black Panther", zählt zu den Marvel-Helden.
Bild: imago/ZUMAPRESS/Marvel Studios
Platz 9: "The Avengers: Age of Ultron" (2015)
In der Fortsetzung der "Avengers"-Geschichte wurden Iron Man, Captain America, die Black Widow (im Bild) und Thor auf der Leinwand wiedervereint. Eine der Hauptrollen spielt Scarlett Johansson als "Black Widow". Die Erlöse aus dem Kartenverkauf betrugen 1,4 Milliarden US-Dollar.
Bild: picture alliance/dpa/Jay Maidment/Marvel
Platz 8: "Fast & Furious 7" (2015)
Die siebte Folge der "Fast & Furious"-Reihe spielte weltweit 1,52 Milliarden US-Dollar ein. Nach dem Tod des Schauspielers Paul Walker (l.), der durch einen Verkehrsunfall ums Leben kam, standen seine Brüder als Double vor der Kamera, damit der Action-Film überhaupt zu Ende gedreht werden konnte.
Bild: picture-alliance/Universal Pictures
Platz 7: "The Avengers" (2012)
Einige der zentralen Figuren der Marvel Comics - von Captain America bis hin zu Hulk (im Bild) - machen in diesem Superhelden-Streifen gemeinsame Sache. Der US-amerikanische Action- und Science-Fiction-Film kam beim Kinopublikum extrem gut an: Über 1,5 Milliarden US-Dollar spülte der Film in die Kassen der Marvel Studios. Regie führte Joss Whedon.
Bild: picture-alliance/Everett Collection/Walt Disney Studios Motion Pictures
Platz 6: "Jurassic World" (2015)
Ein weiterer Kinohit aus dem Jahr 2015 (in diesem Jahr erschienen vier der Top Ten- Filme) war die Fortsetzung von Steven Spielbergs "Jurassic Park" (1993). Er spielte fast 1,7 Milliarden US-Dollar ein. Im Juni 2018 ist die Fortsetzung "Jurassic World: Fallen Kingdom" ("Das gefallene Königreich") in die Kinos gekommen und rangiert inzwischen auf Platz 13 der Bestenliste.
Bild: picture alliance/AP Photo/C. Zlotnick
Platz 5: "Avengers - Infinity War" (2018)
Einmal erfolgeich, immer erfolgreich: Der dritte Teil der "Avengers"-Serie kam Ende April 2018 in die Kinos und spielte bisher 2,048 Milliarden Dollar ein. Alleine am Startwochenende waren es schon über 600 Millionen Dollar weltweit. Die Regisseure Anthony und Joe Russo haben alle Register gezogen: Besetzung, Stunts und Special Effects waren für etliche Preise nominiert worden, auch für den Oscar.
Bild: picture-alliance/AP Photo/Marvel Studios
Platz 4: "Star Wars VII: Das Erwachen der Macht" (2015)
Der siebte Film der berühmten Star Wars-Reihe brachte an den Kinokassen 2,06 Milliarden US-Dollar ein. Produzent und Regisseur ist J.J. Abrams. Es war der erste Star Wars-Film, an dem Drehbuchautor und Regisseur George Lucas nicht beteiligt war. 2012 hatte der Schöpfer des Star Wars-Imperiums seine Firma mitsamt den Filmrechten an die Walt Disney Company verkauft.
Bild: Disney/Lucasfilm
Platz 3: "Titanic" (1997)
James Camerons Verkaufshit kam 1997 in die Kinos und ist bis heute erfolgreich. Inzwischen hat "Titanic" 2,2 Milliarden US-Dollar erwirtschaftet. Erzählt wird die Geschichte vom Untergang des britischen Passagierschiffs im April 1912 während seiner Jungfernfahrt. Die abgebildete Szene mit Leonardo DiCaprio und Kate Winslet ("Jack! Ich kann fliegen!") wurde zur Ikone.
Bild: AP/Paramount Pictures
Platz 2: "Avatar" (2009)
Seit 2010 stand "Avatar" von Regisseur James Cameron an erster Stelle der ewigen Bestenliste. Sam Worthington, Zoe Saldana und Sigourney Weaver spielen in den Hauptrollen. Der legendäre Science Fiction-Film spielt im 22. Jahrhundert, es geht um eine Bergbausiedlung auf dem Mond Pandora. Dort gibt es einen Konflikt mit den Ureinwohnern, den Na'vi.
Bild: AP
Platz 1: "Avengers: Endgame" (2019)
Die letzte Runde der Avengers-Reihe hat die gefühlt ewige Nummer Eins der erfolgreichsten Kinofilme aller Zeiten vom Thron gestoßen: "Avengers: Endgame" steht seit dem vergangenen Wochenende laut der Branchenseite "Box Office Mojo" bei 2,7902 Milliarden Dollar weltweitem Einspiel - und hat damit die alte Bestmarke von "Avatar" in Höhe von 2,7897 Milliarden Dollar überboten.
Bild: Marvel Studios 2019
Unumstößlich: "Vom Winde verweht" (1939)
Funfact: Gemessen an der Weltbevölkerung, Inflation und der Preisentwicklung an den Kinokassen ist die wahre Nummer 1 der erfolgreichsten Filme aller Zeiten dieser alte Südstaaten-Klassiker. Die 402 Millionen Dollar, die das Bürgerkriegsdrama seit 1939 eingespielt hat, wirken gegen die Milliarden der aktuellen Top-Ten-Filme eher mickrig: Der Klassiker belegt auf der Box-Office Liste Rang 290.