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Der erste Tag

15. Oktober 2001

Die 53. Frankfurter Buchmesse hat am Mittwoch unter strengeren Sicherheitsvorkehrungen als bisher begonnen. Gleichwohl zeigte sich der Messebetrieb an seinem ersten Tag von den Terroranschlägen in den USA und den Kampfhandlungen in Afghanistan nur wenig beeinträchtigt. An den Ständen der deutschen Aussteller herrschte ähnlicher Betrieb wie in früheren Jahren.

Neu erwachtes Interesse am Islam

Bundesaußenminister Joschka Fischer eröffnete das Internationale Zentrum der Buchmesse. Der Minister kündigte ein Sonderprogramm des Auswärtigen Amtes für den kulturellen Dialog mit islamischen Ländern an. Fischer betonte, der Westen müsse dem Terrorismus nicht nur militärisch, sondern auch politisch begegnen. Den Beziehungen in der internationalen Buchbranche komme besondere Bedeutung für den kulturellen Austausch zu.

Deutsche Verlage sprachen auf der Buchmesse von einem neu erwachten Interesse am Islam. Der Ullstein-Verlag hat bereits ein Taschenbuch über den mutmaßlichen Top-Terroristen Osama bin Laden im Angebot. 100.000 Exemplare seien bereits verkauft.

Der Börsenverein des deutschen Buchhandels sprach sich dafür aus, Buchprojekte in arabischen Ländern öffentlich zu fördern. "Wir könnten enorm viel bewirken", sagte Pressesprecher Eugen Emmerling in einem dpa-Gespräch. Deutsche Verlage wollten daraus keinen Profit ziehen. Arabische Verleger klagten auf einer Podiumsdiskussion über politische Zensur und religiöse Tabus, die den Buchhandel in ihren Ländern erschwerten. Erst wirtschaftliche Entwicklung werde die Macht der Tabus brechen, sagte der Palästinenser Mohammed Abu-Zaid.

Hitler war schwul?

Eine wissenschaftliche Kontroverse entzündete sich an dem am Mittwoch auf der Buchmesse vorgestellten Titel "Hitlers Geheimnis". Darin entwickelt der Bremer Historiker Lothar Machtan die These, Adolf Hitler sei homosexuell gewesen.

Sein Bochumer Kollege Hans Mommsen kritisierte dies als wissenschaftlich unhaltbar und zudem unergiebig: Es eröffne keine neue Sicht auf den Diktator. Machtan räumte ein, dass er keine "wasserdichten Beweise" vorlegen könne. Er versprach weitere Forschungsergebnisse.

Streitthema Urheberrecht

Internationale Verlegerverbände kritisierten in Frankfurt die geplante Reform des deutschen Urhebervertragsrechts. Deutschland werde sich damit international isolieren, erklärten der europäische Verlegerverband FEP und die Internationale Verleger Union IVU. Ausländische Verlage müssten sich künftig gut überlegen, noch mit deutschen Autoren zusammen zu arbeiten.

Die geplante Gesetzesnovelle gewährt Autoren einen Rechtsanspruch auf eine "angemessene" Vergütung. Ausländische Verlage befürchten dadurch erhebliche Honorarnachforderungen und eine Prozesslawine.

Besucherzahlen

Am ersten Tag der Frankfurter Buchmesse 2001 kamen deutlich weniger Menschen auf den weltgrößten Branchentreff als im vergangenen Jahr. Wie die Leitung der Buchmesse mitteilte, lag die Besucherzahl am Mittwoch bei knapp 40.000. Damit seien fast 5.000 Menschen weniger in den Hallen unterwegs gewesen als beim Auftakt im Vorjahr.

Insgesamt werden bis Montag rund 300.000 Besucher in Frankfurt erwartet. Noch bis Freitag bleibt die Buchmesse ausschließlich dem Fachpublikum vorbehalten.