Arjen Robben hört nach mehr als einem Jahrzehnt beim FC Bayern München auf. Von seinem Ehrgeiz hat er aber nichts eingebüßt. Der 35-Jährige feiert bei seinem letzten Heimspiel einen besonders emotionalen Abschied.
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Arjen Robben schaute schon die ganze Zeit zu dem Eingang und wartete auf die jungen Damen mit den überdimensionalen Biergläsern in der Hand. Kaum hatte die erste Trägerin den Rasen der Münchner Arena betreten, sprintete der 35-Jährige ihr wie zu seinen besten Zeiten entgegen und schnappte sich das erste Glas.
Robben schaute dann kurz, nahm Kurs auf Niko Kovac, der ihm den Rücken zugewandt hatte und leerte das Glas mit Weizenbier über dem völlig überraschten Trainer der Münchner aus. Vielleicht war das eine kleine, augenzwinkernde Rache, weil Kovac ihn fast 70 Minuten lang hatte auf der Ersatzbank schmoren lassen. Und wenn der Niederländer etwas nicht mag, dann zuschauen, wenn andere Fußball spielen, obwohl er mitmischen könnte.
Kovac musste erst einmal tief durchatmen und schüttelte sich das Bier aus Haaren und Anziehsachen. Der siebte Meistertitel der Münchner in Folge und der erste für Kovac als Bayern-Trainer wollte natürlich gefeiert werden. Und doch stand dieser Tag des neuerlichen bayerischen Triumphes vielmehr im Zeichen des Abschieds. Das 5:1 gegen die zeitweise völlig überforderte Mannschaft von Eintracht Frankfurt war schließlich das letzte Heimspiel von "Robbery".
Emotionalste Meisterfeier seit langem
Die berüchtigte Flügelzange der Münchner, bestehend aus Robben und Franck Ribéry, die über ein Jahrzehnt das Spiel des deutschen, mit nun 29 Titeln dekorierten Rekordmeisters bestimmt haben, nahm Abschied. Dass die beiden nach ihren Einwechslungen die letzten zwei Treffer der Partie erzielt hatten, war das gelungene Ende einer Ära, die nicht nur den Münchner Fußball, sondern die gesamte Bundesliga mit tempo- und trickreichem Spiel geprägt hatte.
Es war die emotionalste Meisterfeier der Münchner seit langem, was allerdings nicht allein mit der Titel-Entscheidung am letzten Spieltag der Saison zu tun hatte. In den vergangenen Jahren war der Titel schon einige Spieltage früher vergeben, doch besonders berührt waren die 75.000 Zuschauer vom Abschied ihrer zwei großen Lieblinge.
"Danke. Mia san mia", brüllte der Franzose Ribéry ins Stadion-Mikro, der Südkurve der Arena entgegen, wo die treuesten Bayern-Fans stehen. Dabei liefen Ribery Tränen aus den Augen. Als dann noch seine Frau zu ihm kam und ihn sanft streichelte, brach die Stimme des Franzosen endgültig, und er bekam keinen Ton mehr heraus.
Das 100. Tor bleibt Robben verwehrt
Auch der Niederländer Robben hat "diese Zeit in München für immer ins Herz geschlossen", ließ er die Anhänger via Mikrofon und mit breitem Grinsen voller Stolz und Freude wissen. Dabei hätte er sich eigentlich auch ein wenig ärgern können. 99 Tore hat Robben in seiner Zeit beim FC Bayern erzielt. Und auch das 100. hatte er gegen Frankfurt kurz vor Schluss auf dem Fuß, doch Torhüter Kevin Trapp verbaute ihm dieses Erfolgserlebnis mit einem starken Reflex.
Ein Umstand, der Robben im Normalfall wohl einige Stunden Schlaf gekostet hätte. Aber dieser Samstag war kein ganz normaler Bundesliga-Nachmittag. "Das ist nicht wichtig", sagte Robben deshalb später geradezu generös. Er, Robben, der normalerweise gar nicht genug bekommen kann von Angriffen und Toren. Er, der einst - in seiner Anfangszeit in München - als "Alleinikov" von seinen Teamkollegen verschrien war, weil er allzu egozentrisch mit dem Ball agierte, war mit sich selbst an diesem Frühlingstag in der bayerischen Landeshauptstadt ungewohnt nachsichtig.
Robben denkt an den nächsten Titel
Robben wäre aber nicht er selbst, wenn er nicht auch in einem solch besonderen Moment schon wieder an das nächste Spiel, den nächsten Titel denken würde. "Es war Wahnsinn. Heute feiern wir alle zusammen und nächste Woche setzen wir noch einen drauf", sagte Robben und blickte damit bereits auf das DFB-Pokalfinale in Berlin gegen RB Leipzig.
Dort will er unbedingt wieder dabei sein und am liebsten auch das entscheidende Tor erzielen. Wie es nach dem Pokal-Wochenende mit seiner Karriere weitergeht, ließ der Niederländer am Ende offen. "Ich weiß es nicht", sagte Robben. Dass er ganz mit dem Fußballspielen aufhört, ist nach dem kurzen, aber beeindruckenden Auftritt gegen die Frankfurter und unter Beachtung seines unbändigen Ehrgeizes nur sehr schwer vorstellbar.
FC Bayern vs. BVB: Schlaglichter eines engen Titelrennens
Erstmals seit neun Jahren wird der Kampf um die deutsche Meisterschaft wieder am letzten Spieltag der Bundesliga-Saison entschieden - ein dickes Ende einer kurzweiligen Spielzeit mit vielen Schlaglichtern.
Bild: Getty Images/Bongarts/A. Pretty
Spannendes Finale
Zwei Punkte trennen den FC Bayern und Borussia Dortmund vor dem Showdown am 34. und letzten Spieltag einer spannenden Saison. Die Münchener setzen sich gegen Frankfurt durch und feiern den siebten Meistertitel in Serie. Zwar macht der BVB im Fernduell bei Borussia Mönchenladbach seine Hausaufgaben und gewinnt mit 2:0. Aber am Ende eines knappen Titelrennens reicht es "nur" zur Vizemeisterschaft.
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6. Spieltag: Hertha BSC - FC Bayern 2:0
Beide starten mit je fünf Spielen ohne Niederlage in die Saison. Die erste Schlappe leisten sich die Bayern - ausgerechnet in Berlin, der Heimatstadt von Trainer Niko Kovac. Es ist die erste Niederlage der Münchner während der Zeit des Oktoberfestes seit acht Jahren. Der BVB gewinnt in Leverkusen und wird Tabellenführer.
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7. Spieltag: Borussia Dortmund - FC Augsburg 4:3
Kein Spiel für schwache Nerven: Zweimal liegt der BVB zurück, geht dann mit 3:2 in Führung. Michael Gregoritsch gelingt der späte Ausgleich für die Gäste. Doch am Ende jubeln die Dortmunder. In der sechsten Minute der Nachspielzeit versenkt der eingewechselte Paco Alcacer (2.v.l.) einen Freistoß im Tor. Der Sieg wird zusätzlich durch die 0:3-Schlappe der Bayern gegen Mönchengladbach versüßt.
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11. Spieltag: Borussia Dortmund - FC Bayern 3:2
Bei der ersten Saison-Auflage des "deutschen Clasico" gehen die Bayern zweimal in Führung. Doch Robert Lewandowskis Doppelpack reicht nicht einmal aus, um einen Punkt zu entführen. Angetrieben vom überragenden Marco Reus (2.v.r.) dreht der BVB das Spiel. Wieder erzielt Edeljoker Paco Alcacer den Siegtreffer. Der BVB bleibt ungeschlagener Tabellenführer, die Bayern rutschen auf Rang fünf ab.
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12. Spieltag: FC Bayern - Fortuna Düsseldorf 3:3
Als wäre die Niederlage im direkten Duell gegen den BVB noch nicht genug, blamiert sich der FCB in der folgenden Woche gegen Aufsteiger Düsseldorf. Die Bayern führen mit 2:0 und 3:1, bringen den Sieg aber nicht über die Runden. Dodi Lukebakio (r.) trifft gleich dreimal für die Fortuna, die erstmals seit 1996 in München punktet. Der Rückstand der Bayern auf Dortmund vergrößert sich auf neun Zähler.
Der Aufsteiger sorgt vor der Winterpause für ein weiteres Schlaglicht im Titelrennen: Die Fortuna schlägt den Spitzenreiter und beendet kurz vor der Saison-Halbzeit die BVB-Serie ohne Niederlage. Dodi Lukebakio und Jean Zimmer (2.v.r.) treffen für Düsseldorf, Paco Alcacers Tor kommt zu spät. Mit einem Vorsprung von nur noch sechs Punkten auf die Bayern geht der BVB in die Weihnachtspause.
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22. Spieltag: 1. FC Nürnberg - Borussia Dortmund 0:0
Als Kapitän Marco Reus verletzt fehlt, kommen die Dortmunder dreimal in Serie nicht über Unentschieden hinaus. Die Bayern können den Rückstand trotz einer Niederlage in Leverkusen auf drei Punkte verkürzen. Besonders weh tut dem BVB das torlose Remis bei Kellerkind Nürnberg. Egal, was Mario Götze (r.) und Co. auch in Richtung Tor abfeuern, FCN-Keeper Christian Mathenia pariert.
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24. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - FC Bayern 1:5
Nachdem der BVB in Augsburg verloren hat, nutzen die Bayern die Chance, wenigstens nach Punkten zum Spitzenreiter aufzuschließen. Torjäger Robert Lewandowski (l.) steuert seinen 51. Bundesliga-Doppelpack gegen überforderte Gladbacher bei. Der einst komfortable Vorsprung des BVB ist auf null Punkte und ein um nur noch zwei Treffer besseres Torverhältnis zusammengeschmolzen.
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28. Spieltag: FC Bayern - Borussia Dortmund 5:0
Das bessere Torverhältnis und damit die Tabellenspitze sichern sich die Bayern mit einem 6:0-Sieg am 26. Spieltag gegen den VfL Wolfsburg. Das direkte Duell mit dem BVB zwei Wochen später gerät zu einer eindrucksvollen Machtdemonstration des Titelverteidigers. Den Dortmundern gelingen über 90 Minuten nur vier Schüsse auf das Bayern-Tor. Die Gäste sind mit fünf Gegentreffern noch gut bedient.
Bild: Getty Images/Bongarts/A. Hassenstein
31. Spieltag: Borussia Dortmund - FC Schalke 04 2:4
Das Revierderby gerät zum schwarzen Tag für den BVB. Nicht nur Kapitän Marco Reus (2.v.l.) fliegt mit Rot vom Platz, sondern auch Marius Wolf. Die in dieser Saison gebeutelten Schalker präsentieren sich eiskalt und entscheiden das prestigeträchtige Derby für sich. Doch auch die Bayern stolpern, wenn auch weniger heftig. Sie spielen in Nürnberg nur 1:1 unentschieden.
Bild: Imago/M. Müller
33. Spieltag: RB Leipzig - FC Bayern 0:0
Ein Sieg bei den starken Leipzigern und der FC Bayern hätte den Titel sicher gehabt. Doch die Münchener kommen nicht über ein torloses Unentschieden hinaus. Zwar trifft Leon Goretzka ins Tor, doch nach Videobeweis wird der Treffer nicht anerkannt: Lewandowksi hat ganz knapp im Abseits gestanden. Der BVB sorgt mit einem glücklichen 3:2-Sieg gegen Düsseldorf für den Showdown am letzten Spieltag.
Bild: Imago Images/kolbert/B. Schreyer
34. Spieltag: FC Bayern - Eintracht Frankfurt 5:1
Im letzten Spiel der Saison lassen die Bayern nichts mehr anbrennen. Ein frühes Tor durch Coman können die Frankfurter zwar noch ausgleichen, doch nur kurze Zeit danach gehen die Bayern wieder in Führung und machen bald alles klar. Auch die scheidenden Ribéry und Robben (2.v.r.) treffen bei ihrem emotionalen Abschied. Ein verdienter Sieg und eine verdiente Meisterschaft.