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Politik

Der Fall Epstein: Jetzt wird es politisch

10. Juli 2019

Es geht um schwersten Missbrauch minderjähriger Mädchen. Und es geht um noch viel mehr: Der Angeklagte pflegte enge Kontakte bis in allerhöchste Kreise. Und dort kann man sich gar nicht schnell genug von ihm lossagen.

USA New York  Jeff Berman bei Pressekonferenzu zu Jeffrey Epstein
Staatsanwalt Jeff Berman will Jeffrey Epstein hinter Gittern sehenBild: Imago Images/UPI Photo/J. Angelillo

Jeffrey Epstein sei ein "großartiger Mann", hatte der heutige US-Präsident einmal gesagt. Das war im Jahr 2002 und Donald Trump war noch längst nicht politisch aktiv. Er sagte dem "New York Magazine" damals auch, es werde sogar erzählt, dass Epstein "schöne Frauen genauso mag wie ich. Und viele von denen sind eher von der jüngeren Sorte." Trump dürfte diese Worte inzwischen bereuen.

Derzeit sitzt Epstein, der sein Vermögen vor allem als Investmentbanker gemacht haben soll, hinter Verschluss. Der New Yorker Staatsanwalt Jeff Berman will den 66-jährigen Milliardär möglichst für Jahrzehnte hinter Gittern sehen, weil er einen florierenden Sexhandel mit Minderjährigen betrieben haben soll. Und wie in so vielen #MeToo-Fällen geht es auch hier um Fragen von Reichtum und Einfluss.

Bestens vernetzter Geschäftsmann

Epstein nennt eine Insel in der Karibik sei eigen, sowie Häuser in Paris und New York City, eine Ranch in New Mexico und eine ganze Flotte von Luxusautos. Vor 17 Jahren, als Trump ihn so toll fand, hatte er Ex-Präsident Bill Clinton und andere namhafte Persönlichkeiten mit seinem Privatjet zu einer AIDS-Hilfsmission nach Afrika geflogen. Der ehemalige und der amtierende US-Präsident zählten bis jetzt zum Freundeskreis des gut vernetzten US-Unternehmers, wie auch der britische Prinz Andrew. Doch Clinton und Trump kommen gerade zu der Erkenntnis, dass sie Epstein seit Jahren nicht mehr gesehen haben und nichts von seinem angeblichen Fehlverhalten wussten. Er habe vor langer Zeit ein Zerwürfnis mit ihm gehabt, behauptet Trump, und überhaupt sei er kein Fan von Epstein gewesen.

Donald Trump kann den Fragen nach Epstein nicht ausweichenBild: picture-alliance/Captital Pictures/MPI/RS

Sein Kabinettsmitglied Alexander Acosta findet der Präsident aber immer noch "exzellent". Der Arbeitsminister habe in den vergangenen zweieinhalb Jahren einen "fantastischen" Job gemacht. Und als Acosta im Jahr 2008 als Staatsanwalt in Florida gegen Jeffrey Epstein ermittelt und ihm einen äußerst günstigen Deal verschafft hatte, seien auch viele andere an den Entscheidungen beteiligt gewesen, sagt Trump. Damals hatte sich Epstein schuldig bekannt, Klienten mit minderjährigen Prostituierten versorgt zu haben. Dafür wurde er zu 18 Monaten Haft verurteilt. Die meiste Zeit war er allerdings Freigänger und konnte nach 13 Monaten das Gefängnis vorzeitig verlassen. Außerdem wurde ihm ein Verfahren vor einem Bundesgericht erspart.

Acosta ist "froh" über die neuen Ermittlungen

Einflussreiche Politiker der Demokraten verlangen deshalb den Rücktritt des Arbeitsministers. Epstein hätte schon vor Jahren im Gefängnis sitzen können, wenn Acosta in Florida keinen Deal mit ihm vereinbart hätte, erklärte der demokratische Fraktionschef im Senat, Chuck Schumer. Auch die Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, fordert den Rücktritt Acostas.

Der Präsident und sein ArbeitsministerBild: picture-alliance/AP/E. Vucci

Dieser verteidigt sich auf Twitter: Die Verbrechen, die Epstein begangen habe, seien "schrecklich". Er sei froh, dass die Ermittler in New York ein Verfahren gegen den Unternehmer vorantrieben, das auf neuen Erkenntnissen beruhe. Bei den vor mehr als einem Jahrzehnt vorliegenden Beweisen hätten die Staatsanwälte darauf bestanden, dass Epstein ins Gefängnis gehe und sich als Sexualstraftäter registriere, schreibt Acosta.

Epstein plädierte bei einer richterlichen Anhörung am Montag auf nicht schuldig. Am Donnerstag soll er erneut vor Gericht erscheinen. Die Staatsanwaltschaft geht von einem hohen Fluchtrisiko aus und fordert, dass der Milliardär bis zu einem möglichen Prozessbeginn hinter Gittern bleiben soll. Die Anklagepunkte könnten eine Höchststrafe von 45 Jahren Gefängnis nach sich ziehen.

rb/se (afp, ap, dpa, rtr)

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