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Politik

Der Fall Zarrab bringt Erdogan in Bedrängnis

1. Dezember 2017

Vor einem Richter in New York wird ein Fall verhandelt, der bis in höchste Kreise der Türkei reicht. Es geht um Gold, Öl, Gas und um den Bruch der Iran-Sanktionen. Der Angeklagte belastet nun den türkischen Präsidenten.

USA Prozess Reza Zarrab
Bild: picture-alliance/AP Photo/Depo Photos

Reza Zarrab ist ein Geschäftsmann mit türkischem und iranischem Pass. Er war in den türkischen Korruptionsskandal vor vier Jahren verwickelt. Der damalige Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan soll dafür gesorgt haben, dass ein Haftbefehl gegen Zarrab wegen Bestechung, Schmuggel und Korruption wieder aufgehoben wurde. Nun steht Zarrab erneut vor Gericht, diesmal in den USA. Und diesmal belastet er seinen ehemaligen Gönner schwer.

In dem Prozess geht es um Goldgeschäfte Zarrabs mit dem Iran, bei denen die damals geltenden US-Finanzsanktionen mutmaßlich umgangen wurden. Die Anklage wirft dem 34-Jährigen vor, in den Jahren 2010 bis 2013 über die halbstaatliche türkische Halkbank große Mengen Gold in den Iran gebracht zu haben, um damit iranische Gas- und Öllieferungen zu bezahlen. Zarrab hat auf schuldig plädiert.

Zeuge der Anklage

So wurde der Angeklagte zum Kronzeugen der US-Staatsanwaltschaft. Am zweiten Tag vor Gericht sagte er aus, 2012 habe ihm der damalige türkische Wirtschaftsminister Zafer Caglayan gesagt, der damalige Ministerpräsident Erdogan habe "angewiesen", neben der Halkbank auch die Banken Ziraat und Vakif an dem Geschäft mit dem Iran zu beteiligen. Am Mittwoch hatte Zarrab bereits Caglayan schwer belastet. Es besteht schon lange der Verdacht, dass die türkische Führung von Zarrabs Goldgeschäften profitierte.

Caglayan gehört ebenso zu den Angeklagten wie der frühere Halkbank-Chef Süleyman Aslan und der frühere Vizechef der Bank, Mehmet Hakan Atilla. Nur Atilla ist in US-Haft. Dessen Anwalt hat angekündigt, Zarrab als "Lügner" zu überführen, der selbst noch seine Gefängniswärter besteche.

Der Prozess macht SchlagzeilenBild: picture-alliance/NurPhoto/A. Gocher

Ankara greift nach dem Vermögen

Zarrabs Geschäfte waren bereits im Dezember 2013 in der Türkei Gegenstand von Ermittlungen. Caglayan und drei andere Minister mussten damals ihre Posten räumen, bevor Erdogan die Einstellung der Korruptionsermittlungen erzwang. Dass diese Vorwürfe in New York nun wieder an die Öffentlichkeit gelangen, bringt die türkische Führung in Bedrängnis.

Die reagiert prompt. Die türkische Justiz lässt das Vermögen von Reza Zarrab beschlagnahmen. Eine entsprechende Anordnung der Staatsanwaltschaft stehe im Zusammenhang mit einer Ermittlung, berichtet die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. Zarrab soll in der Türkei einen luxuriösen Lebensstil geführt haben. Auch das Vermögen seiner Verwandten soll beschlagnahmt werden.

rb/qu (dpa, afp)

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