André Glucksmann ist tot
10. November 2015Glucksmann starb im Alter von 78 Jahren am Montagabend, wie sein Sohn Raphaël Glucksmann über Facebook mitteilte. "Mein erster und bester Freund ist nicht mehr", schrieb der Regisseur. Sein Vater sei ein guter und genialer Mensch gewesen, mit dem er einfach "alles machen" und auch "gar nichts machen" konnte.
André Glucksmann stammte aus einer jüdischen Familie mit Wurzeln in Osteuropa, die nach Frankreich emigrierte. Er gehörte in den 1970er-Jahren wie auch Bernard-Henri Lévy der Bewegung der "Neuen Philosophen" an, die sich nach 1968 vom Marxismus abwandten und die Menschenrechte entdeckten. Aus dem ursprünglichen Maoisten und Kommunisten wurde ein Verteidiger der Demokratie und der Marktwirtschaft. Glucksmann unterstützte den Krieg im Irak und die Unabhängigkeit Tschechiens.
Später weitete er sein antitotalitäres Erklärungsmodell auch auf den Terrorismus aus, wie auch in seinem 2005 erschienen Werk "Hass. Die Rückkehr einer elementare Gewalt". Zudem forderte er immer wieder westliche Staaten auf, zum Schutz der Zivilbevölkerung in bewaffneten Konflikten zu intervenieren.
Ein guter Kenner der deutschen Philosophie und Kultur
In Deutschland wurde er vor allem bekannt durch sein 1976 in deutscher Übersetzung erschienenes Buch "Köchin und Menschenfresser", in dem er unter Einfluss von Solschenizyns "Archipel Gulag" mit dem Stalinismus abrechnete.
Glucksmann war ein guter Kenner der deutschen Philosophie und Kultur und häufig als Interview- und Diskussionpartner in deutschen Medien präsent.
bor/sti (dpa, afp)