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Der interplanetarische Blatter

Tobias Oelmaier11. Juni 2014

Auf dem FIFA-Kongress von Sao Paulo wird deutlich: Sepp Blatter arbeitet auf seine fünfte Amtszeit hin und die Europäer werden ihn dabei kaum aufhalten können. Auch sonst stocken Reformen und Aufarbeitungswille.

FIFA Präsident Sepp Blatter 11.6.2014
Bild: Reuters

"Wir fragen uns, ob unser Spiel auch auf anderen Planten gespielt wird", schwelgte Sepp Blatter auf dem FIFA-Kongress in Sao Paulo. "Wir werden nicht mehr nur eine Weltmeisterschaft, sondern interplanetarische Wettbewerbe haben." Und wer den FIFA-Präsidenten und seinen Alleinherrscheranspruch kennt, der wird ihm kaum widersprechen wollen. Blatters Wille geschehe. Das wurde auf dem 64. Treffen des Weltverbandes vor WM-Beginn wieder einmal deutlich.

Der 78-Jährige wird wohl am 29. Mai 2015 in Zürich in seine fünfte Amtszeit gewählt werden. Dabei darf er sich der Unterstützung der meisten Kontinentalverbände sicher sein. Lediglich die Europäer bilden eine breite Opposition gegen den Schweizer. Wolfgang Niersbach, der DFB-Präsident, hatte sich schon vor dem Kongress von Sao Paulo ausdrücklich für den Franzosen Michel Platini stark gemacht, der momentan als UEFA-Präsident fungiert. "Ich halte ihn für den geeignetsten", sagte Niersbach: "Blatter hat sehr viel Gutes geleistet, aber dieser Übergang bietet sich an - sofern Michel geneigt ist. Platini ist seit 1998 in der Funktionärswelt drin."

Weiter keine Altersgrenze

Blatter, seit 1998 im Amt, zeigte sich davon gänzlich unbeeindruckt. Und eine formale Hürde, die ihn von einer erneuten Kandidatur hätte abhalten können, wurde von den FIFA-Delegierten gar nicht erst aufgestellt: Die 209 Mitgliedsverbände sprachen sich sowohl gegen eine Alters- als auch gegen eine Mandatsbegrenzung aus - was in den Reihen der UEFA erneut für große Irritationen gesorgt haben dürfte. "Ich bin bereit", rief Blatter den Anwesenden und der ganzen Fußball-Welt am Ende des quälend langen Kongresses zu. "Meine Mission ist noch nicht vorbei: Zusammen werden wir die neue FIFA aufbauen". Da hat er es also tatsächlich ausgesprochen.

FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke hatte zuvor die Entscheidung in die Hände des Kongresses gelegt. In seiner Eröffnungsrede kündigte Blatter an: "Unsere Welt verändert sich, das Spiel verändert sich. Unsere Organisation muss sich ebenfalls verändern. Es ist unsere Pflicht, den Fußball fortschreiten zu lassen." Der FIFA-Boss sprach von "Integrität", es wirkte angesichts der jüngsten Krise mit dem vermeintlichen Korruptionsskandal um die Vergabe der WM 2022 an Katar fehl am Platz.

Ältere Herren unter sich - daran wird sich auch in Zukunft nichts ändernBild: Getty Images

Noch keine Ergebnisse der Katar-Untersuchung

Michael Garcia, als Chefermittler der FIFA-Ethikkommission mit der Untersuchung der doppelten WM-Vergabe (Katar und Russland 2018) beauftragt, hatte allerdings nur zu berichten, dass er auch das Material der britischen Zeitung der Sunday Times sichtet, das seit anderthalb Wochen für immer neue Negativschlagzeilen sorgt. "Die große Mehrheit dieses Materials stand uns zur Verfügung. Es wurde und wird untersucht. Wir haben die Quelle kontaktiert und sind zuversichtlich, vollständigen Zugang zum kompletten Daten-Set zu bekommen", sagte der Amerikaner in seiner Gastrede.

Die britische Zeitung hatte zuletzt mit Enthüllungen über angebliche Bestechung von FIFA-Funktionären durch den Katarer Mohamed bin Hammam für Aufsehen gesorgt. Insgesamt hätten ihm bei den Untersuchungen beider WM-Vergaben mehrere 10 000 Dokumente zur Verfügung gestanden. Garcia hatte den Bericht am Montag abschließen wollen, sprach aber nun davon, dass es noch weitere Informationen geben könnte. Aussagen über konkrete Ermittlungsergebnisse oder Verdachtsmomente gegen FIFA-Funktionäre machte Garcia wie erwartet nicht. Das Ende der Untersuchung steht damit noch aus, wann der FIFA-Spruchkammer mit dem deutschen Richter Joachim Eckert ein Bericht vorliegt, ist fraglich.

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In welchen finanziellen Dimensionen sich die - so Blatter - "Non-Profit-Organisation" FIFA bewegt, machen die Zahlen deutlich, die in Sao Paulo veröffentlicht wurden: Im Jahr 2013 verzeichnete der Weltverband Rekordeinnahmen in Höhe von 1,021 Milliarden Euro. Für die Periode von 2015 bis 2018 rechnet man sogar mit Einnahmen in Höhe von 3,7 Milliarden Euro. Auf dem Festgeldkonto lagern inzwischen beachtliche 1,055 Milliarden Euro Reserven.

(sid, dpa)

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