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Politik

Der Irak als US-iranischer Kampfplatz

2. Januar 2020

Der Dauerkonflikt zwischen Washington und Teheran hat durch die Ereignisse in Bagdad eine neue Eskalationsstufe erreicht. Der Irak steht schon jetzt als Verlierer fest, will er doch mit beiden Seiten gute Beziehungen.

Demonstranten vor der US-Botschaft in der irakischen Hauptstadt Bagdad (Foto: picture-alliance/AP/K. Mohammed)
Bild: picture-alliance/AP/K. Mohammed

In der irakischen Hauptstadt Bagdad haben Demonstranten den zweiten Tag in Folge das US-Botschaftsgelände attackiert. Amerikanische Sicherheitskräfte reagierten mit Tränengas-Salven. Medienberichten zufolge gab es erneut Verletzte. Hunderte Demonstranten errichteten eine Sitzblockade vor der Botschaft und kündigten an, so lange zu bleiben, bis die US-Truppen das Land verließen. Gruppen von Männern, viele davon in Militäruniformen, schwenkten Hasched-al-Schaabi-Flaggen, riefen Anti-US-Slogans und warfen Steine auf das Botschaftsgebäude.

Angesichts eines massiven Aufgebots der Sicherheitskräfte zogen sich die Protestierenden schließlich weitgehend zurück. Die Botschaft bleibt aber bis auf Weiteres für den Publikumsverkehr geschlossen.

Hintergrund der Eskalation sind die US-Luftangriffe auf die pro-iranischen Hisbollah-Brigaden, bei denen am Sonntag 25 Kämpfer getötet worden waren. Die Hisbollah-Brigaden sind Teil der pro-iranischen, überwiegend schiitischen Hasched-al-Schaabi-Milizen. Mit ihren Luftangriffen hatte die US-Armee auf den Tod eines amerikanischen Zivilisten bei einem Raketenangriff auf einen Militärstützpunkt im Irak reagiert.

US-Präsident Donald TrumpBild: Getty Images/D. Angerer

US-Präsident Donald Trump hatte am Dienstag den Iran für den Angriff auf das Botschaftsgelände in Bagdad verantwortlich gemacht und mit Vergeltungsmaßnahmen gedroht. Dennoch gab er an, nicht mit einem Krieg mit dem Iran zu rechnen. Die USA kündigten allerdings die Entsendung von rund 750 zusätzlichen Soldaten in die Golfregion an. Verteidigungsminister Mark Esper sprach von einer "Vorsichtsmaßnahme" zum Schutz von US-Personal und -Einrichtungen.

"US-Verbrechen führen dazu, dass Nationen euch hassen"

Irans geistliches Oberhaupt Ayatollah Ali Chamenei verurteilte die US-Luftangriffe scharf. An die Adresse Trumps gerichtet twitterte er, dieser könne "gar nichts machen". Überdies führten die "US-Verbrechen im Irak und Afghanistan dazu, dass Nationen euch hassen". Später bestellte Teheran einen Vertreter der Schweizer Botschaft ein, welche die US-Interessen im Iran vertritt. Der Iran protestiere "entschieden gegen kriegstreiberische Äußerungen amerikanischer Beamter", hieß es.

Irans oberster Führer Ajatollah Ali ChameneiBild: ILNA

Die Beziehungen zwischen den USA und dem Iran haben sich seit Trumps Ausstieg aus dem Atomabkommen mit Teheran 2018 massiv verschlechtert. Die USA haben auch ihre Sanktionen gegen den Iran deutlich verschärft. Seither kam es mehrfach zu gefährlichen Eskalationen zwischen beiden Seiten. Bagdad unterhält enge Verbindungen sowohl zu Teheran als auch zu Washington.

Kritik aus Berlin an Gewalt in Bagdad 

Die Bundesregierung verurteilte unterdessen die gewaltsamen Angriffe auf die US-Botschaft in Bagdad. "Die Sicherheit und Unverletzlichkeit diplomatischer Vertretungen und ihres Personals gehören zum Kern der internationalen Ordnung, auf die alle Staaten gleichermaßen angewiesen sind", erklärte eine Sprecherin des Auswärtigen Amts in Berlin. Übergriffe seien "durch nichts zu rechtfertigen". Die Bundesregierung erwarte von der irakischen Regierung, dass sie ihrer Verantwortung für die Sicherheit der Botschaften und Konsulate nachkomme, erklärte die Sprecherin weiter.

sti/jj/haz (afp, dpa)