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PolitikNahost

Der Israel-Libanon-Konflikt in fünf Grafiken

Monir Ghaedi
7. Oktober 2024

Israel kämpft an zwei Fronten. Diese Grafiken zeigen, was im Libanon und im Gazastreifen auf dem Spiel steht.

Menschen laufen neben den Trümmern zerstörter Gebäude entlang, die von israelischen Luftangriffen getroffen wurden, in Dahiyeh, Beirut, Libanon, am Sonntag, 6. Oktober 2024. Rauch liegt in der Luft.
Israelischer Luftangriff auf Beirut am 06.10.2024Bild: Hussein Malla/AP Photo/picture alliance

Innerhalb von gerade einmal zehn Tagen ist die Gewalt im Nahen Osten komplett eskaliert. Der Führer der Hisbollah, Hassan Nasrallah, ist bei einem Luftangriff getötet worden. Israel hat eine Bodenoffensive im Libanon begonnen und der Iran hat etwa 180 ballistische Raketen auf Israel abgefeuert.

Die Eskalation kam nicht von ungefähr: Sie folgte auf fast ein Jahr grenzüberschreitender Auseinandersetzungen zwischen Israel und der Hisbollah, die von mehreren Ländern, darunter Israel, Deutschland und den USA als Terrororganisation eingestuft wird. Zuvor hatten sich die Konflikte auf die Grenzregionen zwischen den Ländern beschränkt und fanden gleichzeitig mit Israels Krieg im Gazastreifen gegen die Hamas statt.

Über 10.000 grenzüberschreitende Angriffe

Die Hisbollah hatte vor fast einem Jahr mit Angriffen auf Israel begonnen. Das war ihre Art, Solidarität mit den Palästinensern im Gazastreifen zu zeigen. Israel führt dort seit kurz nach dem Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 Krieg. Die Situation eskalierte weiter am 1. Oktober 2024, als Israel eine Bodenoffensive im Süden des Libanon einleitete.

Die Zahl der israelischen Angriffe auf den Libanon haben sich in der Woche vor der Invasion verdreifacht. Auch die Gegenangriffe der Hisbollah nehmen zu, wenn auch in geringerem Umfang. Israel hat etwa 8300 Angriffe entlang der 120 Kilometer langen Grenze gestartet, viermal so viel wie die Hisbollah. Die israelische Regierung sagt, ihre Militäroperationen zielten darauf ab, die Hisbollah an Raketen- und Drohnenangriffen zu hindern. Der Führer der militanten Gruppe, Nasrallah, hatte zuvor erklärt, die Hisbollah strebe keinen größeren Krieg an, wolle jedoch auf die israelischen Aktionen reagieren. Nach Nasrallahs Tod bei einem Bombenangriff am 27. September bekräftigte die neue Führung der Hisbollah, seinen Kurs fortsetzen zu wollen und weiter zu kämpfen. Israel verstärkte darauf seine Luftangriffe im Libanon.

Eskalation der Luftangriffe auf Beirut und andere Orte

In den vergangenen Tagen hatte Israel die Luftangriffe auf Beirut intensiviert. Das Dahieh, eine Hochburg der Hisbollah in den südlichen Vororten, wurde gezielt angegriffen. Diese dicht besiedelte Region wurde wiederholt getroffen. Nasrallah kam bei einem Angriff in dieser Gegend ums Leben.

Die Luftangriffe der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) entlang der Grenze nahmen ebenfalls zu. Israel versuchte, die "Terrorinfrastruktur" der Hisbollah zu zerschlagen und führte dazu Luftangriffe in der nordlibanesischen Stadt Tripoli durch. Dort zielte es auch auf Hamas-Mitglieder. Am Samstag gab die Hamas bekannt, bei einem Luftangriff in Tripoli sei einer ihrer Feldkommandanten, Saeed Atallah Ali, sowie dessen Frau und zwei Töchter getötet worden. In der östlichen Stadt Saadnayel, in der Nähe des Beqaa-Tals, führte ein weiterer Luftangriff zum Tod von Muhammed Hussein al-Lawis. Die israelische Armee identifizierte ihn als "exekutive Autorität" der Hamas im Libanon.

Die Situation an der Grenze

Als die IDF ihre Bodenoffensive im Süden des Libanon begann, erklärten die israelischen Kommandeure ihre Operationen für lokal und zielgerichtet. Das Ziel sei, die Hisbollah zu zerschlagen und zu verhindern, dass die Miliz Raketen und Artillerie auf israelische Städte im Norden abfeuert. Es gab jedoch wachsende Forderungen von israelischen Hardlinern, einschließlich Regierungsvertretern, nach breiteren militärischen Zielen. Diese umfassten die Schaffung einer dauerhaften "Pufferzone" im libanesischen Territorium.

Aus Sicht von Amichai Chikli, Israels Minister für die Diaspora und die Bekämpfung von Antisemitismus, erfüllt der Libanon nicht die "Definition eines Landes". Er betonte auf X die Notwendigkeit, "feindliche Bevölkerungsgruppen", wie es sagte, "auszulöschen". Dies sei sowohl eine Sicherheitsnotwendigkeit als auch eine moralische Verpflichtung.

Israel hat die Hisbollah immer wieder aufgefordert, sich bis zum Litani-Fluss zurückzuziehen. Dieser liegt etwa 30 Kilometer nördlich der von den Vereinten Nationen nach dem Krieg 2006 festgelegten Grenze. Die IDF hatten auch angeordnet, dass Bewohner aus 30 Dörfern im Süden Libanons in Richtung Norden evakuiert werden sollten. Diese Anordnung betraf Gebiete jenseits des Awwali-Flusses, der etwa 50 Kilometer von der Grenze entfernt liegt.

Vertreibungen und Todesopfer

Laut lokalen Behörden hat der Konflikt 1,2 Millionen Menschen im Libanon vertrieben. Die Notunterkünfte sind überfüllt. Viele Familien campen in Beirut oder an nahegelegenen Stränden. Seit dem letzten Jahr sind über 2000 Menschen ums Leben gekommen, so das libanesische Gesundheitsministerium. 

Auf israelischer Seite starben während der Auseinandersetzungen an der Grenze etwa 34 Menschen. Zudem bleiben rund 68.000 Bewohner aus nordisraelischen Gemeinden vertrieben, so die Knesset. Die Bodenoffensive führte auch zu einem Anstieg der militärischen Verluste innerhalb der IDF. Am vergangenen Mittwoch, nur einen Tag nach Beginn der Offensive, bestätigte die IDF den Tod von acht Soldaten. Das waren die ersten Todesfälle der Bodenoperation. Am vergangenen Freitag behauptete die Hisbollah, 17 israelische Soldaten bei Zusammenstößen nahe der Grenze getötet zu haben.

Israels Krieg an mehreren Fronten

Der Konflikt geht über die Grenze zwischen Israel und dem Libanon hinaus. Israel ist nun in militärische Operationen an mehreren Fronten verwickelt, darunter in Gaza und an verschiedenen Standorten im Nahen Osten. Iran, ein wichtiger Unterstützer der Hisbollah, hat direkt eingegriffen. Der jüngste Raketenangriff am vergangenen Dienstag stellt eine erhebliche Eskalation dar. Israels Premierminister Benjamin Netanyahu kündigte eine sofortige Vergeltung an. "Das war ein schwerwiegender Fehler", warnte er und erklärte, dass Iran "den Preis zahlen werde."

Wie sich die Situation weiterentwickeln wird, bleibt ungewiss. Israels Konflikt findet jetzt jedenfalls an mehreren Fronten statt und die möglichen Konsequenzen sind nicht abzusehen. Da Israel und verschiedene regionale Akteure sich gegenseitig provozieren, droht die Gefahr einer Ausweitung zu einem größeren Konflikt in der Region.

Dieser Text wurde aus dem Englischen adaptiert.

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