Der Kölner Dom ist das Wahrzeichen Kölns - und eine Dauerbaustelle. Seit Jahrhunderten, so scheint es, wird an der Kathedrale gearbeitet. Was ist dran am Mythos des unfertigen Doms?
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Der Kölner Dom ist das Wahrzeichen der Stadt Köln und als UNESCO-Weltkulturerbe weit über die Grenzen des Rheinlands hinaus bekannt. Mit 4,3 Millionen Besucherinnen und Besuchern landete er 2022 auf Platz eins der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Deutschlands.
Wer die Hohe Domkirche Sankt Petrus, wie der Kölner Dom offiziell heißt, in den letzten Jahren selbst einmal live gesehen hat, kann bezeugen: Ohne Gerüst sieht man die Kirche selten. Da mag es kaum überraschen, dass das Wahrzeichen Kölns für mehr als 300 Jahre ein anderes war - nämlich der hölzerne Baukran auf dem unfertigen Südturm des Doms.
Seitdem hat sich offensichtlich einiges getan. Der Kran ist verschwunden, die Kirche mit ihren zwei Türmen zur Kölner Ikone geworden. Gebaut aber wird noch immer. Oder immer wieder?
Aller Anfang ist - leicht?
Anfangs geht alles ganz schnell. Nachdem der Kölner Erzbischof Konrad von Hochstaden den Grundstein für den Bau eines neuen Doms legt, kann der Domchor bereits 1322 geweiht werden. Um 1360 wird das Fundament des Südturms fertiggestellt. 58 Meter wächst der Turm in den folgenden Jahrzehnten in die Höhe. Bis der Bau um 1520 unterbrochen wird. Der Holzkran, der zu dieser Zeit auf dem unfertigen Turm steht, wird zum Wahrzeichen der Stadt. Er ist Hoffnung und Mahnung zugleich - solange der Kran noch auf dem Turm steht, könnte schließlich jederzeit weitergebaut werden.
Über 300 Jahre lang ruht die Baustelle. Die Bevölkerung Kölns sucht nach Gründen für diese Unterbrechung. In ihren "Deutschen Sagen" von 1816 verzeichnen die Gebrüder Grimm einen Text, der den Baustopp der Kathedrale erklären soll. In unterschiedlichen Versionen der Sage spielen List und Verrat, manchmal auch der Teufel, eine Rolle. Der Ausgang der Sage ist jedoch in allen Varianten gleich: Am Ende ist der Baumeister tot, und der Dom bleibt unfertig.
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Hoch hinaus und bunt gemischt
Erst 1842 legt König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen den Grundstein zur Vollendung des Doms. 1880 können die Bauarbeiten abgeschlossen werden. Mit einer Höhe von 157 Metern ist die Kathedrale bei ihrer Fertigstellung das höchste Gebäude der Welt. Und das, obwohl die Pläne für die Türme von 1280/90 stammen. Kein Wunder, dass ein so ambitioniertes Bauvorhaben nicht in wenigen Jahrzehnten abgeschlossen werden konnte. Noch heute belegt der Kölner Dom Platz drei der Liste der weltweit höchsten Kirchtürme.
Im Zweiten Weltkrieg wird auch der Dom in Köln zum Ziel von Bombenangriffen. Bis 1956 dauert der Wiederaufbau der Kathedrale. Wer genau hinguckt, kann noch heute die Spuren dieser Reparaturen entdecken: Die Dombauhütte verbaut zu dieser Zeit Basaltlava, die dunkler ist als der Sandstein, der im 19. Jahrhundert zum Einsatz kam.
Insgesamt besteht der Kölner Dom aus ungefähr 50 verschiedenen Steinarten. Neben Basalt und Sandstein zählen besonders Trachyt, Tuff und Kalkstein zu den meistgenutzten Baumaterialien. Heute wird bei der der Restauration vor allem darauf geachtet, die Steine an das ursprüngliche Aussehen und Material der Kirche anzupassen. Bekannt ist der Kölner Dom als "Meisterwerk der gotischen Architektur". Doch auch Fans der zeitgenössischen Kunst kommen bei einem Besuch auf ihre Kosten: Seit 2007 ziert ein von Gerhard Richter entworfenes Fenster den Dom.
Gotik, Geld und Weltuntergang
Einen ähnlichen Spagat zwischen Tradition und Moderne schafft der Zentral-Dombau-Verein (ZDV) zu Köln, der seit 1842 jährlich rund 60 Prozent der Erhaltungskosten trägt. Acht bis zwölf Millionen Euro kostet die Finanzierung des Doms jedes Jahr. Seit März 2023 soll ein digitales Kunstprojekt seinen Erhalt unterstützen. Domliebhaber aus aller Welt können sich durch den Kauf sogenannter NFTs (Non-Fungible Tokens) Rechte an einzelnen Teilen einer riesigen Fotografie der Kathedrale sichern. Der Erlös fließt größtenteils an den ZDV.
Es ist wohl Ansichtssache, ob der Dom längst fertig ist und in den letzten 150 Jahren nur noch restauriert wurde, oder ob die Bauarbeiten bis heute anhalten. Geht man nach einem kölschen Sprichwort, ist die Antwort allerdings klar - die Kirche ist noch immer eine Baustelle. Denn wenn der Kölner Dom fertig ist, so heißt es in der Stadt am Rhein ... dann geht die Welt unter.
Top Ten: Die meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Deutschlands
Schloss Neuschwanstein ist weltberühmt und deshalb auch die meistbesuchte Sehenswürdigkeit in Deutschland. Oder? Die Besucherzahlen des Jahres 2022 halten einige Überraschungen bereit.
Bild: Karl-Josef Hildenbrand/picture alliance/dpa
Platz 10: Frauenkirche Dresden, 900.000 Besucher
Die Dresdner Frauenkirche mit ihrer eleganten Kuppel ist ein Meisterwerk des Barock. Im Zweiten Weltkrieg wurde sie zerstört und erst nach mehr als vier Jahrzehnten wiederaufgebaut, auch Dank vieler Spenden aus aller Welt. Heute ist die Frauenkirche ein Symbol der Hoffnung und der Versöhnung.
Bild: picture-alliance/Arco Images
Platz 9: Deutsches Museum, 925.000 Besucher
Das Deutsche Museum in München ist eines der größten naturwissenschaftlich-technischen Museen der Welt. Zu sehen sind rund 28.000 Objekte von der Chemie über die Luft- und Raumfahrt bis hin zur Robotik. Dazu kommen Science-Shows und Mitmach-Experimente – in München haben Technik-Muffel keine Chance!
Bild: Frank Hoermann/SVEN SIMON/picture alliance
Platz 8: St. Michaelis, 1,1 Millionen Besucher
Diese Kirche gehört zu Hamburg wie der Hafen und die Reeperbahn: Sankt Michaelis, liebevoll der Michel genannt, gilt als eine der schönsten Barockkirchen Norddeutschlands. Der Michel ist mit sechs Orgeln ausgestattet, die abwechselnd jeden Mittag um 12 Uhr zu hören sind. Der Eintritt für diese kleinen Mittagskonzerte ist übrigens frei!
Bild: Thomas Lammeyer/imageBROKER/picture alliance
Platz 7: Miniaturwunderland Hamburg, 1,3 Millionen Besucher
Es ist schon jetzt die größte Modelleisenbahnanlage der Welt und immer wieder werden neue Erlebniswelten dazugebaut – neben Hamburg kann man Italien, Skandinavien, Patagonien oder Rio de Janeiro erkunden. Eine Weltreise im Kleinen, die großen Spaß macht!
Bild: Markus Scholz/dpa/picture alliance
Platz 6: Humboldt-Forum, 1,5 Millionen Besucher
Das Humboldt-Forum in Berlin ist gerade einmal zwei Jahre alt und schon ein absoluter Besuchermagnet. Außen sieht es in weiten Teilen aus wie das alte Stadtschloss der Preußenkönige, im Inneren aber verbirgt sich ein modernes Museums- und Ausstellungshaus mit einem breitgefächerten Angebot. Das reicht von Berlins Geschichte über Naturwissenschaften bis hin zu Kunstschätzen aus aller Welt.
Bild: elxeneize/Zoonar/picture alliance
Platz 5: Zeche Zollverein: 1,6 Millionen Besucher
Die Zeche Zollverein in Essen war einst das größte Steinkohlebergwerk der Welt, heute zählt das Industriedenkmal zum UNESCO-Weltkulturerbe. Auf dem riesigen Gelände gibt es Kunstausstellungen, Konzerte, Festivals, aber auch jede Menge Industriegeschichte. Der berühmte Förderturm ist ein beliebtes Fotomotiv und wird übrigens auch "Eiffelturm des Ruhrgebietes" genannt.
Bild: Jochen Tack/picture alliance
Platz 4: Topographie des Terrors, 2 Millionen Besucher
Das Dokumentationszentrum "Topographie des Terrors" in Berlin steht an jenem Ort, wo sich von 1933 bis 1945 der Sitz der SS und der Geheimen Staatspolizei befand. Hier wurden die millionenfachen Nazi-Verbrechen organisiert, etwa die Deportation der Juden. Das Dokumentationszentrum informiert über Täter und Opfer und hält die Erinnerung an dieses grausame Kapitel der deutschen Geschichte wach.
Bild: Nadine Michollek/DW
Platz 3: Museumsinsel Berlin, 2,2 Millionen Besucher
Die ägyptische Königin Nofretete ist sicherlich der Star auf der Berliner Museumsinsel. Oder ist es der Pergamonaltar? Oder das Ischtartor aus Babylon? Insgesamt gehören fünf Häuser zur Museumsinsel, und sie zeigen Kunstschätze aus 6000 Jahren Menschheitsgeschichte. Die UNESCO hat diesen Museumskomplex zum Weltkulturerbe erklärt.
Bild: DW
Platz 2: Elbphilharmonie Hamburg, 2,8 Millionen Besucher
Sechs Jahre ist die Elbphilharmonie jetzt alt, aber ihre Anziehungskraft ist noch immer enorm. Touristen aus dem In- und Ausland besuchen das Haus, oft auch ohne Konzertkarte. Denn sie wollen einfach nur die außergewöhnliche Architektur bewundern. Und das können sie auf der Aussichtsplattform Plaza, die Tickets dafür sind kostenlos.
Bild: Juergen Tap/HOCH ZWEI/picture alliance
Platz 1: Kölner Dom, 4,3 Millionen Besucher
Über vier Millionen Menschen haben 2022 den Kölner Dom besucht. Er ist mit 157 Metern Höhe die drittgrößte Kirche der Welt, sie bietet Platz für 4000 Menschen. Der Kölner Dom ist ein Meisterwerk der Gotik, UNESCO-Weltkulturerbe und: die beliebteste Sehenswürdigkeit in Deutschland!
Bild: Jochen Tack/picture alliance
Bonus: Brandenburger Tor, Berlin
Vermisst Ihr noch einige Attraktionen? Zum Beispiel das Brandenburger Tor in Berlin? Oder den Marienplatz in München? Sie sind nicht in diesem Ranking dabei, weil an diesen öffentlichen Orten niemand die Besucher zählt. Dennoch stehen sie in der Beliebtheitsskala der Touristen zweifellos ganz weit oben. Und Schloss Neuschwanstein? Das hat es mit 700.000 Besuchern nur auf Platz 15 geschafft.