Er ist ein Superstar der Pop Art, seine Bilder kosten mittlerweile ein Vermögen. Bis heute arbeitet David Hockney jeden Tag. Der Lieblingsmaler der Briten wurde an diesem Sonntag 80 Jahre alt.
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Hofnarr der Pop Art: David Hockney wird 85
Mit seinen knallblauen Poolbildern wurde Hockney weltberühmt - und reich. Auch im hohen Alter ist der exzentrische Brite sehr aktiv. Ein Rückblick.
Bild: Thomas Coex/AFP/Getty Images
Fleißig auch mit 85
Den Schalk hat David Hockney immer im Nacken. Sein ausgeprägter britischer Humor macht ihn zur Ausnahmeerscheinung unter den Künstlern. Inzwischen ist der Maler fast taub. Doch auch mit Mitte 80 tritt er offenbar kein bisschen kürzer. Im Fitzwilliam-Museum in Cambridge sind derzeit Zeichnungen, Gemälde und digitale Kunstwerke von Hockney zu sehen, darunter auch ein neues Selbstporträt.
Bild: Thomas Coex/AFP/Getty Images
Malen und Rauchen - seine Leidenschaft
2017, zu seinem 80. Geburtstag, widmete die Londoner Tate Britain David Hockney eine große Werkschau. Mit knapp einer halben Million Besucherinnen und Besuchern war es die bislang meistbesuchte Ausstellung der Tate. Trotz Herzinfarkt und Schlaganfall - Hockney malt immer noch, inzwischen auch mit dem iPad. Lediglich muss er beim Malen häufiger sitzen, verriet er kürzlich dem "New Yorker".
Bild: David Hockney/Photo: R. Schmidt
Schattenseite der Sonne
Die Sonnenseite des Lebens in Kalifornien zog den jungen David Hockney magisch an. Los Angeles wurde seine künstlerische Heimat, hier wurde er reich und berühmt. Auch wenn seine amerikanischen Pop-Art-Werke vor greller Farbigkeit strotzen, blieb er ein europäischer Maler. Den Schattenseiten der Luxuswelt Hollywood gab er Raum auf seinen großformatigen Bildern, hier "Pool with Two Figures" (1972).
Bild: David Hockney/Photo: J. Carter
Frühe Arbeiten
Am Royal College of Art in London experimentierte der junge Hockney mit Malerei und verschiedenen Motiven. Er suchte erst noch seinen Stil. Hier eines seiner frühen Gemälde, ganz klassisch Öl auf Leinwand: "Domestic Scene" von 1963. In dem Jahr bekam Hockney auch seine erste Einzelausstellung in der Londoner Galerie Kasim. Künstler zu sein - für Hockney ein aufregendes Abenteuer.
Bild: David Hockney
Neues Selbstbewusstsein
Sein fotorealistisches Acrylbild von Christopher Isherwood und Don Bachardy, einem bekannten schwulen Paar, machte Hockney als Maler bekannt. Er liebte es cool und "very british" zu sein, aber die Hippiezeit in den USA mit ihrem Credo "Make love not war" hatte ihn inspiriert: Das Licht, der ewige Sommer Kaliforniens, der offene Umgang mit Homosexualität, all das prägte seine Malerei nachhaltig.
Bild: David Hockney
"Ossie Wearing a Fairisle Sweater"
Die Menschen in seiner unmittelbaren Umgebung mussten alle Modell sitzen bei Hockney. Seine malerischen Szenen wirken oft sehr privat, fast intim, und strahlen trotzdem eine kühle Distanziertheit aus. "Die Oberfläche ist eine Illusion", sagt Hockney dazu. Hier skizzierte er mit schnellem Kreidestrich "Ossie, Wearing a Fairisle Sweater", eine Arbeit aus dem Jahr 1970.
Bild: David Hockney
Unfertiges Selbstporträt
Als erfolgreicher Maler konnte sich Hockney in den 1970er-Jahren kaum vor Ausstellungsanfragen und Aufträgen retten. Sie ermüdeten ihn. Hier sein Bild "Model with Unfinished Self Portrait". 1975 kehrt er zu den Ursprüngen als Bühnenbildner zurück, entwarf malerische Kulissen für "The Rake's Progress" an der britischen Glyndebourne Opera und für Opernhäuser in San Francisco, New York und Chicago.
Bild: David Hockney
Der schöne Schein von Hollywood
Als Hockney in den 1960er-Jahren nach Kalifornien zog, fragten ihn Freunde, was er in dieser kulturellen Wüste wolle. "Das ist die Heimat einer Hochkultur: Hollywood", antwortete er. Schon als Junge ging er viel ins Kino - raus aus der ärmlichen Welt der grauen Vorstädte, wo er aufgewachsen war. Als erfolgreicher Künstler konnte er sich später dieses "Hollywood Hills House" (Bild) leisten.
Bild: David Hockney
Amerikanischer Highway
Irgendwann reichte Hockney der ewige Sommer Kaliforniens, die Weiten der amerikanischen Landschaften, wie in seiner Fotocollage "Pearblossom Highway, 11-18th April 1986 #1", die er dem Getty Museum in Los Angeles zum Abschied geschenkt hat. Er sehnte sich zurück nach Europa, nach grünen Wäldern, nach Herbst und Winter. Zuerst zog er nach Paris, dann nach London und schließlich in die Normandie.
Bild: David Hockney
Landschaften Europas
Zurück in Europa zog es ihn als Maler in die Landschaften seiner britischen Heimat. Er war viel unterwegs, fotografierte und entdeckte die digitalen Farbwelten der computergenerierten Bilder. Häufig verknüpfte er Videos zu Bild-Tableaus, die auf großformatigen Bildschirmen eine fast surreale Anmutung entwickeln. Hier "Woolgate Woods, 6. & 9. November 2006".
Bild: David Hockney
Grand Canyon/USA
Fast 2000 Bilder hat David Hockney im Laufe seines Lebens gemalt. Ruhestand ist für ihn ein Fremdwort. "Mein Werk ist noch nicht abgeschlossen, weil ich noch nicht am Ende bin", scherzt er gern bei Interviews. Auch dieses riesige Gemälde "9 Canvas Study of The Grand Canyon" (1998) war in der Ausstellung der Tate Britain zu sehen.
Bild: David Hockney/Photo: Richard Schmidt
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Als Kind saß David Hockney im Doppeldeckerbus am liebsten ganz vorn, oben in der ersten Reihe. Dort hatte er die beste Aussicht über alles, was an Landschaften und Stadtbildern vor ihm lag. "I always wanted to see more!" ("Ich wollte einfach immer mehr sehen"), sagt der britische Maler in dem Dokumentarfilm "Hockney", den Regisseur Randall Wright 2015 über ihn gedreht hat. Unermüdlich fotografierte Hockney später als erfolgreicher Künstler seine Umwelt, hielt Szenen des Alltags fest, fertigte Skizzen von Freunden, Häusern, Passanten und anderen Zeitgenossen, die ihm interessant erschienen, an.
Hockney nutzt seit Jahren die Vorzüge digitaler Farbwelten: Er arbeitet mit Faxgeräten, Farbkopierern, nimmt sein iPhone als Skizzenblock oder malt direkt auf dem iPad. Hochinteressante Bildwelten sind so entstanden, oft als mehrteilige Bildschirmarbeiten in Ausstellungen zu sehen. Gerade arbeitet er an dem Entwurf eines farbigen Kirchenfensters für die berühmte Londoner "Westminster Abbey" – die Kirche, in der seit Jahrhunderten die britischen Könige gekrönt und bestattet werden. Mit seinem iPad sitzt er oft im Kirchenraum und lässt sich durch das Lichtspiel inspirieren.
Ein Star mit Bodenhaftung
David Hockney ist Maler, Weltbürger, Bohemien, Kettenraucher. Er ist der Lieblingsmaler der Briten und weltweit anerkannt. Sogar die Queen hat ihn persönlich geehrt. Er wurde mit Preisen und Auszeichnungen überschüttet - 1989 etwa erhielt er den hochdotierten "Praemium Imperiale", eine Art Nobelpreis der Kunst. Hockney versteht sich nach wie vor als Arbeiter. Häufig steht er früh auf, weil das Licht in den Morgenstunden so besonders ist. "Ich finde es aufregend zu sehen, wenn Regen in eine Pfütze fällt - und das dann zu malen", erklärt Hockney seine Leidenschaft speziell für Landschaftsmalerei.
Bis heute hat sich Hockney seine künstlerische Neugier und Entdeckerlust bewahrt, auch wenn er jetzt schon 80 Jahre alt wird. An die 2000 Bilder hat er im Laufe seines wechselvollen Lebens gemalt. Tausende von Fotos, Skizzen und Zeichnungen hat er angefertigt. Oft dienten sie als Vorlage für ein große Gemälde. Als Brite hat er die Pop Art auch der USA stark geprägt. Seit den 1960er-Jahren lebte er in Los Angeles, erst im Jahr 2000 kehrte er in seine britische Heimat zurück. Andy Warhol, Robert Rauschenberg - mit vielen Größen des Kunstbetriebes war er befreundet. Wie die Werke seiner Weggefährten werden Hockneys starkfarbige Acrylgemälde heute zu Höchstpreisen gehandelt. Das berühmte Poolbild "Beverly Hills Housewife" etwa erzielte bei einer Auktion den Rekordpreis von 7,9 Millionen US-Dollar.
"Ich bin und bleibe ein Anarchist"
Als Künstler war der gebürtige Brite nie so erfolgreich wie in den letzten Jahren. Da hatte er große Ausstellungen in London, Paris und Köln. Die Tate Britain in London würdigte sein Werk zuletzt in einer großen Retrospektive, zeigte Malerei, Fotografie, Videokunst Hockneys. Derzeit ist die Geburtstagsschau in Paris zu sehen. Anschließend tourt sie nach New York.
Seit vier Jahren lebt Hockney wieder in Los Angeles. Doch aus der umtriebigen Kunstszene hat er sich weitgehend zurückgezogen. Der deutschen Wochenzeitung "Die Zeit" verriet der einstige Partylöwe: "Wenn ich überhaupt auf Partys gehe, dann halte ich es wie die Aristokraten: Ich komme als Letzter und gehe als Erster." So sehr er die Exzesse unter Kaliforniens Sonne früher genossen hat, seine Arbeitsmoral ist ungebrochen: "Ich dachte, ich sei damals ein Hedonist gewesen", gestand er kürzlich dem Londoner "Guardian"., "aber wenn ich zurückblicke, habe ich immer gearbeitet".