Die Fußball-Glocke
17. November 2008Fest gemauert in der Erden
Sitzt er da, nun braun gebrannt,
was soll nur aus Ballack werden,
der ins Streiten sich verrannt?
Hat sich brav bei Löw entschuldigt,
nicht gemeint, was er gesagt,
20mal dem Coach gehuldigt,
19mal auch ungefragt.
Denn auch Michel Ballack weiß:
Rinnen muss der Schweiß.
Wer nicht spielt, kriegt keine Kohle,
Fußball läuft nicht ohne Sohle.
Von Tribünenseite sieht
Ballack nun die Neuen rennen,
vorwärts alle, keiner flieht,
sich vor Ehrgeiz schier verbrennen.
Rolfes, Basti, Poldi, Klose,
kreisen ein nun Engelland,
Ballack trinkt, aus voller Dose
Bier als Frustgetränk mit Pfand.
Denn nicht nur im deutschen Tor,
nein, auch überall davor,
tummeln sich die jungen Spunde,
wie die Wilden um das Runde.
Und als wäre das nicht schon
Grund genug für großes Weh,
bejubelt´s ganze Stadion
Fußballer der TSG.
Hoffenheim, nicht Chelsea zählt
zu den Kicker-Topadressen,
wo sich Löw nun auserwählt
Rangnicks Schnelle und die Kessen.
Ballack schluchzt laut wie ein Kind,
"Die Jahre fliehen pfeilgeschwind,
ich gehör´zum alten Eisen,
auf dem Weg zum Fußball-Greisen."
Deutschland führt jetzt fünf zu eins,
Merkel tanzt in Zwanz´gers Armen,
Ballack trinkt mit Nachbar Heinz,
um die Wette, kein Erbarmen.
Wo rohe Kräfte sinnlos walten,
legt sich Nebel um die Stirn,
kann das Hirn auf Durchzug schalten,
nichts und niemand es verwirr´n.
Da liegt er, lang auf der Tribüne
der große Ballack, einst ein Hüne,
das Stadion ist längst verwaist,
das Team mit Adler abgereist.
Löw und Mannschaft sind zufrieden,
die Briten wurden ihre Beute,
und aller Welt sei jetzt beschieden,
dass Ballacks Abschiedsglocke läute.