Horrorgeschichten, Legenden, Mythen. Wir wissen nur sehr wenig über den Koloss-Kalmar - abgesehen davon, dass er einen sehr ungewöhnlichen Weltrekord hält.
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Angesichts von Satellitenbildern, GPS und Internetzugang selbst in den abgelegendsten Winkeln der Erde hat man manchmal den Eindruck, es gäbe fast nichts mehr zu entdecken. Aber steigt man nur die Länge eines Fußballfelds hinab in die Tiefe des Meeres wird einem bewusst, wie wenig wir bisher darüber wissen, was es da draußen, beziehungsweise da unten gibt.
Den Koloss-Kalmar zum Beispiel. Er ist einer dieser Tiefseebewohner, von denen kleine Kinder Albträume bekommen. Die außerirdisch-wirkenden Kreaturen haben Tentakel mit scharfen Haken, einen riesigen Schnabel und können bis zu 10 Meter lang und bis zu einer halben Tonne schwer werden - soweit wir wissen. Bisher sind nur so wenige der Tiere gefangen oder gefunden worden (um die 10), dass wir vieles über ihre Lebensweise - und darüber wie groß sie eigentlich werden können - noch nicht wissen.
Ein Forscher brachte es auf den Punkt: "Zu versuchen einen im Meer zu beobachten, ist in etwa so, als würde man nachts mit der Taschenlampe in der Hand über Nordamerika mit dem Fallschirm aus dem Flugzeug springen und hoffen einen Grizzlybären zu finden."
Ein Teil des Problems ist auch, dass die Tiefseetiere nicht lange überleben, wenn man sie an die Meeresoberfläche zerrt. Auch Bemühungen, Jungtiere in Gefangenschaft großzuziehen, sind bisher gescheitert.
Abgesehen davon, dass er riesig war, hat der größte bisher gefundene Koloss-Kalmar übrigens noch einen anderen Rekord aufgestellt: Er hatte die größten Augen von allen bekannten Tieren der Welt. Sie hatten einen Durchmesser von fast 30 Zentimetern - größer als ein Basketball.
Warum sie so groß sind und warum sie viel größer sind, als die Augen ihrer ähnlich großen Verwandten, der Riesenkalmare, ist ein weiteres Geheimnis, das es noch zu lüften gilt.
Köpfe mit (vielen) Beinen
Acht, zehn oder mehr Arme, befestigt an einem intelligenten Kopf, beeindruckende Farbwechsel und die Möglichkeit, zu Riesen heranzuwachsen - Kopffüßer sind faszinierend! Klicken Sie sich durch, Staunen ist garantiert!
Bild: AP
Oktopusse - schlau und neugierig
Krake Paul im Sea Life in Oberhausen sagte fast alle Ergebnisse der Fußball-EM 2008 und der WM 2010 voraus. So erlangte er in den deutschen Medien große Berühmtheit. Aber Oktopusse sollten aus noch anderen Gründen gefeiert werden: Sie gehören zu den intelligentesten Weichtieren und sind angeblich so schlau wie Ratten. Denn sie sind zwar scheu, aber neugierig und lernen schnell.
Bild: picture alliance/dpa/R. Weihrauch
Acht Arme mit Saugnäpfen
Kraken zählen zu den achtarmigen Tintenfischen. An jedem Arm haben sie unzählige Saugnäpfe. Eine Spezialisierung gibt es nicht: alle acht Arme können die gleichen Aufgaben erfüllen. Allerdings haben Kraken einen Lieblingsarm: Wenn es knifflig wird, sie etwa eine eigenartig geformte Höhle ertasten wollen, dann bevorzugen sie dabei immer einen bestimmten Arm.
Bild: picture-alliance/blickwinkel/McPHOTO
Linsenaugen wie wir
Genau wie der Mensch verlässt sich der Krake stark auf seine gut entwickelten Augen, wenn er seine Umwelt erkundet. Das Auge von Wirbeltieren und von Kopffüßern ist ähnlich aufgebaut, bei letzteren ist es an das Leben im Wasser angepasst. In einem ist das Auge des Kraken dem des Menschen aber unterlegen: Kraken sind farbenblind.
Bild: picture-alliance/OKAPIA KG, Germany
Verwandlungskünstler
Kraken haben kein Innenskelett und können sich durch kleinste Öffnungen zwängen. Bei Gefahr können sie ihre Farbe der Umgebung anpassen. Ein besonders geschickter Verwandlungskünstler ist der Mimik-Oktopus im indischen und pazifischen Ozean. Er kann sich durch Farb- und Formänderungen optisch in eine Seeschlange, eine Flunder, einen Stachelrochen und vieles mehr verwandeln.
Bild: picture alliance/Photoshot/M. Webster
Acht oder zehn Arme
Kraken haben acht Arme, Kalmare hingegen zehn. Beide zählen aber zur Klasse der Tintenfische. Gemeinsam ist ihnen, dass sie ihre Farbe wechseln können. Außerdem können sie bei Gefahr "Tinte" abfeuern: ein Farbsekret, hinter dessen Wolke sie sich in Sicherheit bringen können. Alle Tintenfische ernähren sich zudem von anderen Tieren, sind also Raubtiere.
Bild: picture-alliance/OKAPIA KG/J. Rotman
Tief unten und in der Luft
Es gibt über 250 Kalmararten. Sie alle haben relativ große Augen und zehn Arme, acht kürzere, zwei längere. Mit den langen Armen fangen sie ihre Beute, die kürzeren führen die Beute zum Mund. Einige Kalmararten leben in der Tiefsee, andere direkt unter der Wasseroberfläche. Sie können sogar aus dem Wasser springen und einige Dutzend Meter weit über der Wasseroberfläche "fliegen".
Bild: picture-alliance/dpa/H. Goethel
Manchmal riesengroß
Riesenkalmare können - ohne Arme gemessen - mehrere Meter groß werden. Inklusive ihrer dehnfähigen Arme erreichen sie so eine wirklich beeindruckende Größe von etwa 20 Meter. Wie alle Tintenfischarten werden sie allerdings nicht sehr alt - nur maximal fünf Jahre. Das bedeutet: Sie wachsen nach dem Schlüpfen wirklich sehr schnell heran!
Bild: picture alliance/AP
"Echter" Tintenfisch
Hier ein weiterer Vertreter der Tintenfische: eine Sepie, auch "echter" Tintenfisch genannt. Sepien haben zehn Arme und ein hartes Kalkgehäuse - die Sepia-Schale - , das ihren Körper in Form hält. Sie leben in Bodennähe, können sich blitzschnell eingraben und ihre Farbe wechseln. Das hier ist übrigens eine Grünaugen-Sepie.
Keine Tintenfische, aber trotzdem Kopffüßer sind die Perlboote. Diese skurrilen Tiere haben bis zu 100 Fangarme, die um die Mundöffnung angeordnet sind. Perlboote können weder Tinte versprühen noch ihre Farbe wechseln. Das haben sie auch nicht nötig, denn ihre Kalkschale schützt sie vor Fressfeinden. Ihre Tentakel haben keine Saugnäpfe, geben stattdessen ein klebriges Sekret ab.
Bild: AP
Papierboot
Wirkt wie ein Aprilscherz, ist es aber nicht: Neben den Perlbooten gibt es auch Papierboote. Das ist eine Krakenart. Die Tiere haben also acht Arme und leben im Meer. Die Weibchen werden bis zu zehn Zentimeter groß. In dem kalkhaltigen Gehäuse speichern die Papierboote Studien zufolge Luft und tarieren sich damit in der Tiefsee aus.