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Ernährungssicherheit

Krieg in der Ukraine und Getreide: fünf Fakten

31. Oktober 2022

Im Streit um in der Ukraine feststeckendes Getreide schien eine Lösung gefunden – dann kündigte Russland das Getreideabkommen auf. Dabei haben ukrainischer Weizen und Mais einen wichtigen Platz auf dem Weltmarkt.

Ukraine Saporischschja-Region | erntereifes Getreidefeld
Erntereifes Weizenfeld in der ukrainischen Region SaporischschjaBild: Dmytro Smoliyenko/Avalon/Photoshot/picture alliance

Russland setzt Abkommen zum Export von ukrainischem Getreide aus

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Wie steht es um das Getreideabkommen zwischen der Ukraine und Russland?

Nach einer in der Türkei erzielten Einigung sollte in der Ukraine blockiertes Getreide sicher ausgeführt werden können. Das Abkommen sah unter anderem gesicherte Korridore im Schwarzen Meer zwischen der Ukraine und dem Bosporus vor. Darin befindliche Schiffe und beteiligte Häfen durften nicht angegriffen werden.

Doch am Wochenende verkündete Russland, seine Teilnahme auszusetzen. Der Grund: Die Ukraine und Großbritannien sollen die russische Schwarzmehrflotte mit Drohnen angegriffen haben, behauptet Moskau. Auch zivile Schiffe, die den Getreidekorridor sicherten, seien betroffen gewesen. Unter anderem sei ein Minenräumschiff leicht beschädigt worden.

Die Ukraine und Großbritannien bestreiten diese Darstellung der Ereignisse und sagen, Russland habe den Angriff fingiert. Trotz Moskaus Rückzug aus dem Abkommen sollen Schiffe mit wichtigen Getreidelieferungen weiter durch den Korridor im Schwarzen Meer fahren. Ob Russland sie passieren lässt, ist noch unklar.

Welche Rolle spielt die Ukraine für die globale Ernährungssicherheit?

Die Ukraine ist einer der wichtigsten Getreideproduzenten der Welt - angebaut und ausgeführt werden vor allem Weizen, Mais und Gerste. Der Europäischen Kommission zufolge entfallen auf die Ukraine zehn Prozent des Weltweizenmarktes, 15 Prozent des Maismarktes und 13 Prozent des Gerstenmarktes. Sie ist zudem der wichtigste Akteur auf dem Markt für Sonnenblumenöl (über 50 Prozent des Welthandels).

Mais (Platz 1) und Weizen (Platz 2) sind gleichzeitig auch die weltweit am meisten angebauten Getreidesorten. Fällt ein wichtiger Exporteur wie die Ukraine aus, kann das gravierende Auswirkungen auf die globale Ernährungssicherheit haben.

Wer sind die größten Produzenten von Weizen, Mais und Gerste?

Laut einer Statistik des US-Landwirtschaftsministeriums war die Ukraine 2021/22 bezüglich Weizen mit 33 Millionen Tonnen der weltweit siebtgrößte Produzent. Mehr produzierten nur Australien, die USA, Russland, Indien, China - und auf Platz 1 die EU, wenn man die Länder des Staatenbunds zusammenzählt.

Bei Mais belegt die Ukraine den sechsten Platz. Mehr Mais wurde von Mitte 2021 bis Mitte 2022 nur in Argentinien, in der EU, in Brasilien, in China und - am meisten - in den USA angebaut. Bei Gerste ist die Ukraine der weltweit viertgrößte Produzent. Davor liegen Australien, Russland und auf dem ersten Platz die EU.

Wer importiert diese Getreide vor allem?

Die größten Weizenimporteure waren im Jahr 2020 laut dem "Observatory of Economic Complexity" (OEC), einer Visualisierungsseite für internationale Handelsdaten: Ägypten (5,2 Mrd. USD), China (3,47 Mrd. USD), die Türkei (2,44 Mrd. USD), Nigeria (2,15 Mrd. USD) und Indonesien (2,08 Mrd. USD). Größter Abnehmer für Weizen speziell aus der Ukraine war ebenfalls Ägypten, wie auch die folgende Grafik zeigt.

Bezüglich Mais waren 2018 die wichtigsten Importeure Mexiko (3,14 Mrd. USD), Japan (2,94 Mrd. USD), Südkorea (1,92 Mrd. USD), Vietnam (1,85 Mrd. USD) und Spanien (1,72 Mrd. USD). Jüngere Zahlen gibt es auf der Seite der OEC nicht. Große Abnehmer für Mais aus der Ukraine waren unter anderem die Niederlande, Spanien und China.

Bei Gerste zählten 2020 China (1,77 Mrd. USD), Saudi-Arabien (1,38 Mrd. USD), die Niederlande (512 Mio. USD), Belgien (369 Mio. USD) und Deutschland (307 Mio. USD) zu den wichtigsten Importländern. Größter Abnehmer für ukrainische Gerste war China.

Wie wirkt sich Russlands Krieg in der Ukraine auf den globalen Getreidemarkt aus?

Wegen der Blockade ukrainischer Häfen durch Russland blieben Getreidelieferungen ausgesetzt. Weltweit hatte das Ängste vor Engpässen geschürt und zwischenzeitlich zu einem starken Anstieg der Preise geführt. Bis Mitte Mai kletterten die Exportpreise für Weizen und Mais in nie erreichte Höhen – laut UN mit ernsthaften Folgen vor allem in Afrika, im Nahen Osten und in Asien, wo zuvor bereits die Corona-Pandemie und ihre Folgen die Ernährungslage nachhaltig verschlechtert hatten.

Doch seitdem entspannt sich der Getreidemarkt wieder. Die UN-Agrarorganisation FAO schätzt, dass trotz des Ukraine-Kriegs die Weltgetreideernte in diesem Jahr wahrscheinlich nur unwesentlich geringer ausfallen wird als 2021. Wie und ob sich Russlands Aufkündigung des Getreideabkommens auf den Getreidemarkt auswirkt, bleibt abzuwarten.

Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel wurde am 31.10.2022 mit Informationen zum Austritt Russlands aus dem Getreideabkommen sowie einer neuen Grafik zum Weizenpreis aktualisiert.

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