Der lange Weg zum neuen Papst
5. April 2005Wer der neue Papst wird, entscheidet das Konklave in Rom - so heißt die Versammlung der Kardinäle, die seit dem Mittelalter den Heiligen Vater wählen. Derzeit sind es 117; sie dürfen das 80. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Johannes Paul II. hat verfügt, dass das Konklave sich frühestens am 15. und spätestens am 20. Tag nach seinem Tod zusammenkommen soll.
Jeder Katholik darf Papst werden
Eigentlich ist der Kandidatenkreis riesig: "Jeder katholische Mann, der die Voraussetzungen zum Bischof und Priester hat, kann Papst werden", erklärt Alfred Hierold, Professor für Kirchenrecht an der Universität Bamberg. Weil der Papst immer Bischof von Rom sei, müsste der Kandidat dann schnell Bischofsweihen erhalten, bevor er auf den Heiligen Stuhl dürfe.
Meistens aber wird einer der Kardinäle aus dem Konklave zum Papst gewählt. Während der Tagung übernachten die Geistlichen im "Domus Sanctae Marthae" hinterm Petersdom - ein spartanisches Gästehaus, sagt Hierold, der dort auch schon gewohnt hat: "Die Zimmer haben nur ein Eisenbett, einen großen Schreibtisch mit Stuhl, eine Nasszelle und Steinfußboden."
Zeitung und Handy verboten
Am ersten Tag feiern die Kardinäle vormittags eine besondere Messe mit dem Titel "Pro eligendo Papa" (Zur Papstwahl). Dann ziehen sie in die Sixtinische Kapelle, um zu beraten, völlig ohne Kontakt zur Außenwelt. "Wenn ein Kardinal sein Handy mit reinnimmt, kann man das nicht verhindern", sagt Hierold. "Aber es ist verboten." Früher sei die Kapelle symbolisch zugemauert worden, heute wache die Schweizer Garde vor der Tür.
Die Kapelle wird sogar nach Abhörgeräten durchsucht. Und nicht nur die Kardinäle, selbst das Betreuungspersonal muss schwören, über die Ereignisse im Konklave zu schweigen und sich nicht beeinflussen zu lassen. Das hat seine Gründe - Bestechung und Intrigen waren gang und gäbe, nicht nur im 15. Jahrhundert. Damals schimpfte Pius II., die Strippen seien auf dem Plumpsklo gezogen worden, "dem angemessenen Ort für eine derartige Wahl". Bis 1903 durften europäische Monarchen Einfluss auf die Papstwahl nehmen.
Wählen, bis es einen Papst gibt
In der Kapelle beraten die Geistlichen so lange, bis sie einen Papst gefunden haben - sie übernachten allerdings im "Domus Sanctae Marthae". Das längste Konklave soll drei Jahre gedauert haben.
Der Papstnachfolger braucht die Zwei-Drittel-Mehrheit. Bekommt er sie nicht im ersten Wahlgang, finden täglich zwei Sitzungen statt, bei denen je zwei Mal gewählt wird. Vor jedem Wahlgang werden Liturgien gefeiert und Gebete gesprochen. Nach drei erfolglosen Tagen ist eine erste Pause vorgesehen.
Wenn nach 34 Wahlgängen noch immer kein Papst feststeht, können die Kardinäle entscheiden, dass fortan die absolute Mehrheit reicht. Die Wahlurne, berichtet Hierold, steht unter dem berühmten Gemälde vom Jüngsten Gericht.
Weiß oder schwarz, ja oder nein
Das Ergebnis der Wahlgänge wird per Rauchzeichen verkündet - denn jedes Mal werden die Stimmzettel verbrannt. Gab es keine Entscheidung, wird dem Feuer feuchtes Stroh beigemischt - das ergibt schwarzen Rauch über der Kapelle. Wenn dagegen feststeht, wer Papst wird, wird trockenes Stroh mitverbrannt. Dann weht weißer Rauch übers Dach.
Auch innen gibt es ein Zeremoniell, sagt Hierold: Alle Kardinäle klappen die kleinen Baldachine über ihren Sitzen herunter - bis auf den Sieger. Der darf entscheiden, wie er sich als Papst nennen will; eine Tradition aus dem zehnten Jahrhundert.
Kardinäle wollen gehorsam sein
Schließlich legt der neue Papst die Amtsgewänder an, bevor ihm alle Kardinäle den Gehorsam geloben. Und dann endlich tritt der erste der Kardinaldiakone auf die Loggia der Vatikanischen Basilika und spricht die lang erwarteten Worte: "Annuntio vobis gaudium magnum, habemus Papam…" - Ich verkünde euch eine große Freude: Wir haben einen Papst.