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Politik

Der Libanon steht vor erstem Zahlungsausfall

7. März 2020

Hassan Diab, der Ministerpräsident des hoch verschuldeten Nahostlandes, will milliardenschwere Anleihen nicht zurückzahlen. Die Libanesen dürften aufatmen, Weltbank und Internationaler Währungsfonds sicher nicht.

Der libanesische Ministerpräsident Hassan Diab bei seiner Fernsehansprache (Foto: Reuters/Dalati Nohra)
Der libanesische Ministerpräsident Hassan Diab bei seiner Fernsehansprache Bild: Reuters/Dalati Nohra

Der Libanon wird in der kommenden Woche fällige Anleihen nicht bedienen. Das kündigte Ministerpräsident Hassan Diab in der Hauptstadt Beirut in einer Fernsehansprache an. Es handelt sich um Euro-Anleihen von 1,2 Milliarden Euro. Es wäre der erste Zahlungsausfall in der Geschichte des Nahostlandes. Der Libanon macht derzeit die schwerste Wirtschaftskrise seit Ende des Bürgerkrieges 1990 durch.

Die Entscheidung sei ihm nicht leicht gefallen, bekannte Diab. Die Verschuldung sei mit 170 Prozent des Bruttoinlandsproduktes aber größer, als das Land verkraften könne. Die Verweigerung der Anleihen-Rückzahlung sei die einzige Möglichkeit, um die Bedürfnisse der libanesischen Bevölkerung zu finanzieren. Diab kündigte an, mit den Gläubigern über eine Umschuldung verhandeln zu wollen.

Der Libanon steht unter dem Druck internationaler Finanzorganisationen wie der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds, im Gegenzug für Finanzhilfen Sparmaßnahmen durchzusetzen. Im Herbst hatte es Massenproteste gegen die damalige Regierung gegeben, Ministerpräsident Saad Hariri trat daraufhin zurück. Die Demonstranten hatten ihm und seiner Regierung unter anderem vorgeworfen, Reformen verschleppt und Staatsgelder verschwendet zu haben. Seit Mitte Januar hat das Land eine neue Regierung, der der frühere Bildungsminister und Universitätsprofessor Diab vorsteht.

sti/sth (afp, dpa)