1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Der Limes: Mehr als ein Grenzwall der Römer

Philipp Jedicke
8. Januar 2020

Die römische Verteidigungslinie gegen die Germanen, Limes genannt, lief in ihrem nördlichen Teil entlang des Rheins. Jetzt soll der geschichtsträchtige Abschnitt der römischen Außengrenze Weltkulturerbe werden.

Limes Römischer Wachturm
Bild: picture-alliance/ dpa/dpaweb

385 Kilometer lang war er, jener Teil des Limes, der auch als der "nasse Limes" bezeichnet wird. Von etwa 19 vor bis 430 nach Christus sicherten Palisaden, Gräben, Mauern, Wachtürme und bis zu 30.0000 Legionäre den Waren- und Personenverkehr entlang der linken Rheinseite und über die Grenzen des Imperiums hinaus. Der niedergermanische Teil des Limes reichte vom heutigen Bad Breisig in Rheinland-Pfalz über das nordrhein-westfälische Neuss bis ins niederländische Katwijk nahe der Rheinmündung.

Der Verlauf des Niedergermanischen Limes

Karrieresprungbrett für Militärs

Der Limes war die am besten bewachte Außengrenze des Römischen Reichs. Dienst am Limes zu machen, war für die Soldaten wie eine Visitenkarte. Hohe Militärs machten nach ihrer Rückkehr vom Limes nach Rom Karriere. "Das war ein Schwerpunkt der gesamten römischen Armee", sagte Steve Bödecker, Limes-Beauftragter des Landes Nordrhein-Westfalen, der Deutschen Presseagentur. Städte wie Köln, Bonn, Xanten, Neuss, Kalkar und Kleve zählten zu den wichtigsten Standorten der Römer. In Kleve lagerten Hilfstruppen, in Krefeld waren Reiter stationiert, in Bonn stand ein Legionslager, und in Köln saß die militärische Kommandozentrale. Heute sind der Statthalterpalast der Provinzhauptstadt in Köln oder die Überreste der römischen Stadt Colonia Ulpia Traiana bei Xanten Publikumsattraktionen. In Neuss und Bonn sind die Straßen der Legionslager noch im Stadtbild sichtbar.

Die Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz wollen jetzt unter Federführung der Niederlande erreichen, dass der Niedergermanische Limes aus der Römerzeit ins Weltkulturerbe aufgenommen wird. Am 9. Januar soll der Antrag bei der UNESCO in Paris eingereicht werden. Schon im Juli 2021 könnte die Entscheidung fallen. Die Chancen stehen gut, denn der "nasse Limes" ist das Verbindungsstück zwischen zwei römischen Grenzen, die bereits geschützt sind: in England der Hadrianswall und der Antonine Wall, in Deutschland der Obergermanisch-Raetische Limes, der südlich von Bonn beginnt, 550 Kilometer lang ist und bis in die Nähe von Regensburg reicht. Der "nasse Limes", der jetzt in das UNESCO-Welterbe aufgenommen werden soll, ist nicht weniger bedeutend.

Der nördliche Verwandte des Limes: der Hadrianswall in GroßbritannienBild: picture-alliance/dpa/dpaweb/S. Görlich

Immer wieder neue Funde

Laut Steve Bödecker werden dank der Luftbild-Archäologie immer neue Orte entdeckt, die bislang nicht Teil des Limes waren. Weil die Römer ihre Lager stets nach gleichem viereckigem Muster bauten, sind die Grundrisse aus der Luft gut zu erkennen. "Wir wissen dann sofort: Das ist ein römisches Lager", sagt der Archäologe. 2012 wurde auf diese Weise bei Wesel ein Übungslager gefunden, in dem römische Soldaten exerziert hatten, bei Kalkar wurden die Reste eines Reiterlagers entdeckt. Die Archäologen konnten anhand der Aufnahmen sogar erkennen, dass der Rhein bei einem Hochwasser eine Ecke des Lagers weggeschwemmt hatte.

Der Status Weltkulturerbe für den Niedergermanischen Limes ist nicht nur für die Archäologen und Altertumsforscher ein Anliegen. Erfahrungsgemäß bringt die offizielle Aufnahme in die UNESCO-Liste auch touristischen Aufschwung mit sich, und Städte wie Kalkar, Kleve oder Krefeld könnten ihre römischen Wurzeln feiern.

pj/vg (dpa)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen
Den nächsten Abschnitt Top-Thema überspringen

Top-Thema

Den nächsten Abschnitt Weitere Themen überspringen