Der Lockdown "feiert" weltweit ein Comeback
30. Juni 2020Angesichts eines raschen Anstiegs von Corona-Neuinfektionen treten mehrere US-Bundesstaaten bei den Lockerungen der Corona-Auflagen auf die Bremse. So müssen etwa in Arizona Bars, Fitnesszentren und Kinos wieder schließen. Der Gouverneur des südwestlichen US-Bundesstaates, Douglas Ducey, erklärte, auch Veranstaltungen mit über 50 Teilnehmern seien nun wieder verboten - und das nur eine Woche nach einem großen Auftritt von US-Präsident Donald Trump in Arizona. Duceys Anordnung gilt zunächst bis Ende Juli.
Strände geschlossen in Kalifornien
"Wir gehen davon aus, dass sich unsere Zahlen verschlechtern werden", betonte der Gouverneur. In Arizona mit gut sieben Millionen Einwohnern gibt es bislang rund 75.000 bestätigte Coronavirus-Infektionen. Zuletzt war die Zahl der Neuinfektionen schnell angestiegen - genauso wie in den Bundesstaaten Kalifornien, Texas und Florida. Am kommenden Feiertagswochenende bleiben in Südkalifornien daher im Bezirk Los Angeles die Strände geschlossen. Auch Fahrradwege, Parkplätze und Piers sind von Freitag bis Montag nicht zugänglich, teilten die Behörden des Bezirks mit. Ebenso wurde das traditionelle Feuerwerk zum Nationalfeiertag (4. Juli) abgesagt.
Allein im Bezirk Los Angeles County mit rund zehn Millionen Einwohnern wurden am Montag knapp 3000 neue Coronavirus-Infektionen verzeichnet - die höchste Zahl an einem einzelnen Tag seit Beginn der Pandemie. Seit März wurden in dem Bezirk mehr als 100.000 Fälle bekannt. Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom hatte erst am Sonntag in Teilen des US-Bundesstaats eine erneute Schließung von Bars angeordnet. Der Erlass gilt in sieben Bezirken, darunter auch in der Millionenmetropole Los Angeles. Der Westküstenstaat mit knapp 40 Millionen Einwohnern hatte sehr früh als Vorsichtsmaßnahme Corona-Beschränkungen erlassen, diese zuletzt aber langsam gelockert. Nach zweimonatiger Schließung waren die Strände in Los Angeles erst Mitte Mai wieder für sportliche Aktivitäten wie Schwimmen oder Joggen geöffnet worden.
Auch in Teilen Floridas sollen die Strände geschlossen bleiben. Einschränkungen gibt es auch in Jacksonville, wo die US-Republikaner im August ihren Parteitag abhalten wollen. In der Stadt sollen nun in öffentlichen Gebäuden, in denen Abstandsvorgaben nicht eingehalten werden können, Masken getragen werden. Trumps Republikaner hatten ihren Parteitag wegen zu strenger Corona-Auflagen in North Carolina zum Teil nach Florida verlegt.
Andere Bundesstaaten kündigten ebenfalls an, Lockerungen bei den Corona-Auflagen wieder rückgängig zu machen. Für Sonntag meldeten die Behörden in den USA fast 40.000 Neuinfektionen, wie Daten der Johns-Hopkins-Universität zeigten. In den USA gibt es insgesamt bislang fast 2,6 Millionen bestätigte Infektionen und 126.000 Todesfälle.
Lockdown in Leicester
In Europa gibt es ebenfalls einen neuen Hotspot: Nach einem starken Anstieg der Corona-Infektionen in Leicester verhängt die britische Regierung einen Lockdown über die mittelenglische Stadt. Großbritannien werde in Kürze rechtliche Änderungen einführen, um einen Lockdown durchzusetzen, kündigte Gesundheitsminister Matt Hancock an. Leicester ist damit die erste Gegend in England, die sich mit einer lokalen Sperrung konfrontiert sieht, nachdem die Regierung in London Anfang des Monats mit einer Lockerung der landesweiten Beschränkungen begonnen hatte. Leicester machte in der vergangen Woche zehn Prozent aller positiven Coronavirus-Fälle im Land aus. Auch Schulen sollen dort geschlossen werden, da es eine Reihe von Fällen bei unter 18-jährigen gab, wie Hancock sagte. Großbritannien ist mit mehr als 54.000 registrierten Todesfällen weltweit eines der am stärksten von der Pandemie betroffenen Länder.
Abriegelung in Melbourne
Auch in Australiens zweitgrößter Stadt Melbourne wurden Corona-Hotspots abgeriegelt, um einen Ausbruch einzudämmen. Der Bundesstaat Victoria, dessen Hauptstadt Melbourne ist, verzeichnete 64 neue COVID-19-Fälle. Premierminister Daniel Andrews ordnete die Abriegelung von zehn Vororten von Melbourne an, in denen die Mehrheit der neuen Corona-Infektionen festgestellt worden waren. Die Einschränkungen bedeuten, dass die Menschen in diesen Vorstädten ihre Häuser nur verlassen dürfen, um sich lebenswichtige Dinge und Lebensmittel zu kaufen, zur Arbeit oder zur Schule zu gehen sowie Sport zu treiben. Laut Andrews wird die Nichtbeachtung der Anweisungen streng bestraft. Er räumte ein, dass die Einschränkungen "zutiefst schmerzhaft und schädlich für die beteiligten Unternehmen" seien - vor allem für die erst kürzlich wiedereröffneten Schönheitssalons, Fitnessstudios, Bibliotheken und Schwimmbäder.
Am Wochenende mobilisierte Victoria das Militär sowie Hunderte von Freiwilligen und Mitarbeitern des Gesundheitswesens, um die hohe Infektionsrate des Bundesstaates einzudämmen. Nach Angaben der Gesundheitsbehörden wurden in den vergangenen drei Tagen fast 100.000 COVID-19-Schnelltests durchgeführt. Abgesehen von Victoria gibt es in anderen australischen Bundesstaaten und Territorien nur sehr wenige neue Corona-Fälle. Insgesamt hat Australien bisher etwa 7700 COVID-19-Fälle, 104 Bewohner starben.
sti/AR (dpa, rtr)