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Neuer ANC-Vorsitzender

18. Dezember 2007

Der Populist Jacob Zuma hat Präsident Thabo Mbeki als Vorsitzenden des Afrikanischen Nationalkongresses abgelöst. Zuma ist in ganz Südafrika beliebt - trotz fragwürdiger Einstellungen und diverser Affären.

Zuma, Quelle: ap
Südafrikas neuer starker Mann: Jacob ZumaBild: AP

Der frühere südafrikanische Vizepräsident Jacob Zuma ist am Dienstagabend (18.12.2007) von der Regierungspartei Afrikanischer Nationalkongress (ANC) zum neuen Vorsitzenden gewählt worden. Dies teilte die Wahlkommission des ANC in Polokwane mit. Zuma schlug den bisherigen Amtsinhaber, Staatschef Thabo Mbeki, aus dem Rennen. Zuma kam auf 2329, Mbeki auf 1505 Stimmen. Nach der Bekanntgabe des Ergebnisses brach in der Versammlungshalle in Polokwane zunächst Chaos aus. Dann kamen der alte und der neue Vorsitzende gemeinsam auf das Podium und umarmten sich.

Mit dem Sieg hat Zuma beste Chancen, 2009 auch zum neuen Staatsoberhaupt gewählt zu werden, da Mbeki nach zwei Amtszeiten nicht mehr kandidieren darf. Beobachter halten es auch für möglich, dass der unterlegene Mbeki nun vorgezogenen Neuwahlen zustimmt.

Der 65-jährige Zuma konnte sich schon vor dem Parteitag die Unterstützung von 61 Prozent der Delegierten sichern. Außerdem genießt er die Unterstützung der ANC-Frauenliga und der Parteijugend.

Dubiose Haltung zur Sexualität

Kontrahenten: Thabo Mbeki (l.) und Jacob ZumaBild: AP

Trotz seiner Beliebtheit ist der neue starke Mann Südafrikas wegen mehrerer Skandale und geschmackloser Äußerungen hoch umstritten: Ein aufsehenerregender Vergewaltigungsprozess, der lediglich mit einer Rüge endete, hatte Frauenrechtler gegen Zuma aufgebracht. Er könne anhand der Haltung einer Frau erkennen, ob diese Sex wünsche und wenn ja, müsse er dem nachkommen, hatte er während des Prozesses gesagt. Dass er dann auch noch erklärte, er habe nach dem sexuellen Kontakt mit seinem Opfer - einer Freundin der Familie, von deren HIV-Infektion er wusste - gründlich geduscht, sorgte bei Aids-Aktivisten für Empörung. Auch anhaltende Ermittlungen wegen Korruption tun der Beliebtheit des ANC-Urgesteins keinen Abbruch.

Zuma ist der Liebling der Armen. "In Zuma erkennen wir uns selbst wieder, wir sehen Bescheidenheit, Erdverbundenheit", sagt Zwelinzima Vavi, Generalsekretär des südafrikanischen Gewerkschaftsdachverbands Cosatu. Zuma ist das genaue Gegenteil von Mbeki, der seinen Ruf als unnahbarer Technokrat in seiner achtjährigen Amtszeit als Präsident nicht ablegen konnte. Im Gegensatz zu Zuma tut er sich schwer mit Nähe zur Bevölkerung und hat wohl zu spät bemerkt hat, dass er sich von der Basis zu weit entfernt hat.

Enttäuschte Basis

Dort steigt die Ungeduld. Zweieinhalb Jahre vor der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 fühlt sich die Bevölkerung von einer zunehmend als arrogant empfundenen politischen Klasse nicht mehr verstanden. Massenarmut, Kriminalität, Aids und Fachkräftemangel machen dem Kap-Staat zu schaffen.

Bei seinen Anhängern wurde Zuma zu einer wahren KultufigurBild: AP

Zuma gilt nicht als Teil der Elite, denn er wuchs als Arbeitersohn in einem Dorf ohne Schulbildung auf. 1958 trat er dem ANC bei. Fünf Jahre später wurde er wegen Verrats vom Apartheidsregime verurteilt und saß zehn Jahre auf der Gefangeneninsel Robben Island vor Kapstadt zusammen mit Nelson Mandela in Haft. Später lebte er zwölf Jahre im Exil.

Nach der Aufhebung des ANC-Verbots im Jahr 1990 kehrte Zuma in seine Heimat zurück. An den Gesprächen mit der damals regierenden National Party über die Bildung einer Regierung war er maßgeblich beteiligt. Später wurde er Wirtschaftsminister seiner Heimatprovinz KwaZulu-Natal, bevor er 1999 zum Vize-Präsidenten aufstieg. Sechs Jahre später feuert Mbeki seinen Stellvertreter. Anlass war die Verurteilung von Zumas Berater Schabir Shaik wegen Korruption in einem Waffengeschäft.

Internationale Charmeoffensive

Der ehemalige südafrikanische Bischof und Nobelpreisträger Desmond Tutu warnte den ANC kürzlich davor, einen Kandidaten zum Vorsitzenden zu wählen, der die Partei moralisch in Verlegenheit bringen könne. Auch Mbeki lässt keine Gelegenheit aus, vor seinem Erzrivalen zu warnen.

Zuma hat stattdessen eine internationale Charmeoffensive begonnen und reist durch Großbritannien, Indien und die USA, um die in seinem Land tätigen Investoren zu beruhigen: Mit ihm als Präsident werde sich in Südafrika "nichts ändern", verspricht der ANC-Politiker. (mg/tos)

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