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Niedergang der Dynastie Espírito Santo

Hubert Kahl (dpa)23. Juli 2014

Espírito Santo ist eine der einflussreichsten Unternehmerfamilien in Portugal. Ihr Firmenimperium ist nun jedoch ins Wanken geraten. Und mit ihm die Banco Espírito Santo.

Die portugiesische Bank BES
Bild: DW/J. Carlos

Oh Heiliger Geist - Familiendynastie im Wanken

02:31

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"Was nicht dem Staat gehört, gehört Espírito Santo". Dieser in Portugal einst zirkulierende Spruch verdeutlicht die Bedeutung der Banker-Dynastie in dem südeuropäischen Land. Die Gründerfamilie der kriselnden Großbank BES (Banco Espírito Santo) ist für die Portugiesen ungefähr das, was die Rockefeller für die USA oder die Agnellis für Italien sind.

"Wenn Espírito Santo niest, ist Portugal erkältet", hieß es einst in Lissabon. Nun aber schreckten die Probleme des Firmengeflechts der Familie nicht nur die Portugiesen auf, sondern auch die Kapitalmärkte in ganz Europa. Das Firmenimperium der Unternehmerfamilie ist ins Wanken geraten. Und zu der Dynastie, deren Name auf Deutsch "Heiliger Geist" bedeutet, gehört auch die Großbank BES, das wichtigste private Geldinstitut des Landes.

Das Krisenland Portugal hatte im Mai gerade erst den EU-Rettungsschirm verlassen und auf bessere Zeiten gehofft. Die Krise des verschachtelten Konglomerats von Unternehmen ließ nun Ängste vor einer neuen Banken- und Schuldenkrise aufkommen. Portugals Staatspräsident Aníbal Cavaco Silva, Ministerpräsident Pedro Passos Coelho und Zentralbankchef Carlos Costa versicherten, dass die Finanzen der Bank gesichert seien. Immerhin galt die BES in Portugal als ein Inbegriff der Seriosität, zu ihren Werbeträgern gehört Fußballstar Cristiano Ronaldo.

Notenbank lässt Köpfe rollen

Um die Bank von den Problemen anderer Unternehmen des Familienclans abzuschirmen, setzte die Zentralbank durch, dass die Führung des Geldhauses Hals über Kopf ausgewechselt wurde. Nun bestimmt kein Mitglied der Gründerfamilie mehr die Geschicke des Geldhauses. Dies bedeutet für Portugal das Ende einer Ära. Der 70 Jahre alte Patriarch Ricardo Salgado, der in Portugal "Dono Disto Tudo" (Besitzer von allem hier) genannt wurde, musste nach 22 Jahren seinen Posten an der Spitze der Bank räumen.

Der Begründer der Dynastie, José Maria de Espírito Santo e Silva, hatte 1869 in Lissabon mit 19 Jahren eine Wechselstube eröffnet, in der er auch Lose für Lotterien im benachbarten Spanien verkaufte. Der junge Mann hatte nach einer Chronik seinen Namen von einem Priester erhalten, seine Eltern waren laut Taufschein unbekannt. Er gründete mehrere Banken. Seine Devise lautete: "Mein Wort ist mein Kapital."

Panzer fahren auf - Nelkenrevolution 1974Bild: casacomum.org/Alfredo Cunha

Aus den Geldinstituten ging später die BES hervor. Die Gründerfamilie baute im Laufe der Zeit um das Geldhaus herum ein weit verzweigtes und verschachteltes Firmenimperium auf, das sich in Bereiche wie Tourismus, Ernährung, Gesundheit, Energie oder Versicherungen erstreckte. Die Dynastie verstand es, sich mit den jeweiligen Machthabern gut zu verstehen. Ihr Geldhaus stand im Ruf, die "Bank des jeweils herrschenden Regimes" zu sein.

Opfer des eigenen Unvermögens

Nach der sogenannten Nelkenrevolution im April 1974, welche die rechtsgerichtete Diktatur beendete, wurde die Bank verstaatlicht. Die jungen Offiziere, die das rechtsgerichtete Regime gestürzt hatten, sahen in der BES einen Finanzier der Diktatur unter António de Oliveira Salazar und Marcelo Caetano (1932-1974). Führende Mitglieder des Familienclans gingen ins Exil.

In den 80er Jahren kehrten sie nach Portugal zurück und bauten ihr Imperium neu auf. Die Bank überstand die jüngste Finanzkrise ohne staatliche Hilfen. Die Turbulenzen im Imperium der Espírito Santo warfen jedoch einen Schatten auf das glänzende Bild, das das Geldhaus bis vor kurzem abgegeben hatte. In der Gründerfamilie brach erstmals ein offener Machtkampf zwischen zwei Vettern aus.

Zugleich wurde bekannt, dass einzelne Unternehmen des Imperiums Bilanzen gefälscht und Schulden verschleiert hatten. Zwei Teilbereiche der Gruppe GES (Grupo Espírito Santo) mussten Insolvenz anmelden. "Es ist unwahrscheinlich, dass die Familiensaga der Espírito Santo ein glückliches Ende nehmen wird", meinte die Financial Times.

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