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Der nimmermüde Filmemacher

11. Dezember 2009

Die goldene Palme hat er schon, jetzt gibt es den Ehrenpreis der Europäischen Filmakademie für Ken Loach. Der britische Regisseur wird in Bochum für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Und das war immer sozialkritisch.

Szene aus dem Film von Ken Loach "Just a kiss" (Foto: Berlinale)
Szene aus Loachs "Just a Kiss"Bild: Internationale Filmfestspiele Berlin

Der 73 Jahre alte Loach ist der Sohn einer Schneiderin und eines Fabrikarbeiters. Als Regisseur stellt er sich konsequent auf die Seite der sozial Schwachen. Zusammen mit Regisseuren wie Lindsay Anderson oder John Schlesinger begründete Ken Loach in den 1960er Jahren die Tradition des realitätsnahen „Free Cinema“. Man ging auf die Straße, erzählte mit beweglicher Filmtechnik Geschichten aus dem Alltag. Nach ersten Erfolgen wie „Family Life“ oder „Kes“ Anfang der 70er Jahre, arbeitete Loach lange Jahre nur für das Fernsehen. Sein Kino-Comeback feierte er 1991 mit „Riff-Raff“, der ihm den Europäischen Filmpreis einbrachte. Seitdem folgten international preisgekrönte Filme wie „Raining Stones“, „Land and Freedom“ und „My Name is Joe“.


Politisch links aber nicht dogmatisch

Sozialkritisch, realistisch, ein Loach eben: Szene aus "It's a free world"Bild: Filmcoopi Zürich

Ken Loach ist ein politischer Mensch und scheut sich nicht, noch von der Arbeiterklasse, von Imperialismus und von Ausbeutung zu reden. Er benennt soziale Missstände. Selbst wenn der erklärte Trotzkist Ken Loach in öffentlichen Statements mitunter ein wenig dogmatisch erscheinen mag, so sind seine Filme ausgewogen, komplex und keine agitatorischen Werke. Bei Ken Loach stehen immer die Menschen im Vordergrund, nie die Ideen. Er zeigt die realistischen Schattenseiten in einer globalisierten Welt, in der der Mensch immer weniger zählt. So sorgt er sich in seinem vorletzten Film „It’s a free world“ um den Wer von Arbeit und bedauert es, dass wir einen sicheren Job und lebenslange Fachkenntnis nicht mehr gewohnt sind.

Komödien und Liebesfilme mit Happy End sind selten

Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Fußballstar Eric CantonaBild: AP

Neuland betrat Ken Loach zusammen mit dem ehemaligen, französischen Fußballstar Eric Cantona in seinem aktuellen Film „Looking for Eric“. Dort geht es um den Postbeamten Eric aus Manchester, der sein Leben nicht mehr im Griff hat und dem dann sein einstiges Idol, der Fußballstar Eric Cantona erscheint. Der komplett in Manchester gedrehte Film variiert die Loach'schen Themen um Solidarität, den Sinn und die Suche nach Arbeit. Und auch wenn Ken Loach natürlich keine reine Komödie gedreht hat, darf man diesmal auch lachen. In Deutschland haben es die Filme von Ken Loach schwerer als beispielsweise in Frankreich oder Italien. Nur der vielleicht einzige Liebesfilm von Ken Loach „Just a Kiss“ aus dem Jahr 2004, indem sich ein Muslim und eine Katholikin ineinander verlieben, hatte in den deutschen Kinos Erfolg. Trotz aller Widrigkeiten gönnte der Regisseur seinen beiden Figuren am Ende sogar ein Happy End. Das ist selten bei Ken Loach.

Filme im Hier und Heute

Loach mit dem Preis der Filmfestspiele von CannesBild: AP

Seine Filme spielen meist in der Gegenwart. Nur selten wagte sich der Filmemacher auch an historische Stoffe wie vor drei Jahren mit „The Wind that shakes the Barley“. Das Drama, das beim wichtigsten Filmfestival der Welt in Cannes die „Goldene Palme“ erhielt, thematisierte einen tödlichen Bruderzwist aus dem irischen Unabhängigkeitskampf in den 1920 er Jahren. Der unermüdliche Ken Loach ist übrigens schon wieder mitten in Dreharbeiten. In Liverpool entsteht ein Drama über zwei Freunde, die als Soldaten in den Irak ziehen. So gehört der Regisseur nicht nur zu den besten seiner Zunft. Er ist auch ein ungemein fleißiger (Film-) Arbeiter.

Autor: Jörg Taszman
Redaktion: Marlis Schaum

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