Der Papst beklagt den "bösartigen" Krieg
2. April 2022"Wieder einmal schüren einige Mächtige, gefangen in den anachronistischen Ansprüchen nationalistischer Interessen, neue Konflikte. Derweil wissen die einfachen Menschen, dass eine Zukunft entweder gemeinsam oder gar nicht sein wird", sagte Papst Franziskus nach seiner Ankunft in Malta. Der 85-Jährige nannte jedoch - wie schon bei früheren Gelegenheiten - weder Russland noch dessen Präsidenten Wladimir Putin beim Namen. Dennoch prangerte er den Überfall auf die Ukraine in seiner bisher deutlichsten und persönlichsten Form an.
Der Vatikan neigt dazu, Aggressoren nicht zu verurteilen, in der Hoffnung, sich Optionen für einen Dialog offen zu halten. Der Kirchenstaat, der in den letzten Jahren beispiellose neue Beziehungen zur mit Putin verbündeten Russisch-Orthodoxen Kirche geknüpft hat, hatte sich als potenzieller Vermittler angeboten, wurde aber bisher weitgehend im diplomatischen Abseits stehen gelassen. Der Papst deutete an, dass er eine Reise nach Kiew in Erwägung ziehe: "Ja, das liegt auf dem Tisch", antwortete er auf die entsprechende Frage eines mitreisenden Journalisten.
"Der frostige Wind des Krieges"
"Wir dachten, dass Invasionen aus anderen Ländern, brutale Straßenkämpfe und atomare Bedrohungen dunkle Erinnerungen an eine ferne Vergangenheit seien", sagte Franziskus in seiner Ansprache vor Diplomaten. "Doch der frostige Wind des Krieges, der nur Tod, Zerstörung und Hass mit sich bringt, ist anmaßend über das Leben vieler und die Tage aller hereingebrochen." Der Krieg habe sein Herz so sehr geschmerzt, dass er manchmal die Schmerzen in seinen Knien vergesse. Franziskus leidet seit Monaten an einer Entzündung im rechten Knie, die sich so verschlimmert hat, dass er mit einem Aufzug in das Flugzeug und wieder heraus gehoben werden musste.
Papst Franziskus besucht Malta für zwei Tage. Das kleinste EU-Land ist jedes Jahr das Ziel von tausenden Migranten, die von Nordafrika aus die gefährliche Reise über das Mittelmeer nach Europa antreten. Zudem ist Korruption für die rund 500.000 Einwohner Maltas ein bekanntes Problem. Weltweites Aufsehen erregte der Mord an der maltesischen Investigativ-Journalistin Daphne Caruana Galizia 2017, die durch eine Autobombe getötet wurde. Zuvor recherchierte sie zu Korruption rund um einen Deal für ein Kraftwerk, in den auch Politiker aus der höchsten Ebene involviert waren.
rb/uh (AFP, AP, dpa, Reuters)