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PolitikEuropa

Trotz Corona: Deutsche Studierende beim Papst

18. Dezember 2020

Papst Franziskus hat gut 20 katholische und evangelische Theologiestudierende aus Deutschland empfangen - mitten in der Pandemie. "Ein sehr sympathischer Mensch", bilanziert eine Teilnehmerin im DW-Interview.

Studenten zu Besuch bei Papst Franziskus
Bild: Nikodemus Schnabel

An diesem Freitag hat Papst Franziskus im Vatikan rund zwei Dutzend Theologiestudierende aus Deutschland in Audienz empfangen, Frauen und Männer, Katholiken und Katholikinnen, Protestanten und Protestantinnen, die in einem Projekt des Deutschen Akademischen Austauschdienstes und der Jerusalemer Benediktiner-Abtei Dormitio gemeinsam studieren. Ein Besuch beim Papst trotz Corona. Katharina Roes (25) aus Kiel äußerte sich im Anschluss gegenüber der Deutschen Welle.

DW: Sie waren zu Gast bei Papst Franziskus, mitten in der Corona-Pandemie. Wie sahen die Vorsichtsmaßnahmen aus?

Katharina Roes, Studentin der evangelischen Theologie Bild: Roes

Katharina Roes: Wir sind durch die üblichen Sicherheitsmaßnahmen gegangen, die man auch hat, wenn man in den Petersdom möchte. Also Fieber messen, Hände desinfizieren. Bei der Audienz selbst saßen wir mit Abstand und hatten unsere Masken auf. Wir haben sie nur kurz abgenommen, damit der Heilige Vater unser Gesicht sehen kann und weiß, mit wem er da gerade redet. Danach haben wir sie gleich wieder aufgesetzt und die Abstände eingehalten, so wie es uns vorgegeben war.

Trug der Papst auch Maske? Und bekamen Sie wegen Corona keinen Händedruck?

Der Papst hatte keine Maske auf. Und er hat uns allen die Hand gegeben. Aber wir Studierenden hatten kurz vorher noch einmal unsere Hände desinfiziert, damit das von unserer Seite aus so sicher wie möglich ist.

Sie selbst sind Protestantin und studierten vor der Zeit in Rom evangelische Theologie in Kiel. Wie wirkte Papst Franziskus auf Sie, dieser nun 84-Jährige, der die katholische Kirche leitet?

Bild: Vatican Media/REUTERS

Wenn ich an den Papst denke, dann denke ich an einen Menschen, an den weit über eine Milliarde Menschen denken, an den sie sich wenden, wenn sie ein geistliches Problem haben. Den sie in ihre Gebete einschließen. Der sie ja auch ausdrücklich darum bittet, dass man für ihn betet. Und so habe ich ihn auch wahrgenommen, als einen Menschen, der selbst nicht nur sieht, sondern der auch mitleidet. Er machte jetzt nicht den energetischsten Eindruck, sondern es wirkte so, als würde er an dem Leiden, das die Welt derzeit prägt, Anteil nehmen. Er hat sich auch darauf eingelassen, wer wir sind. Und es war ihm bewusst, dass wir eine gemischte Gruppe sind mit Studierenden aus katholischer, aus evangelisch-landeskirchlicher und evangelisch-freikirchlicher Tradition. Ich habe diesen Papst, Franziskus, als einen sehr sympathischen Menschen wahrgenommen.

Gab es so etwas wie eine Botschaft, die der Papst Ihnen mitgegeben hat, eine Aussage, bei der sie merkten, dass will er uns unbedingt sagen?

Er hat zu Beginn eine Ansprache gehalten. Und darin ist er darauf eingegangen, dass wir junge Leute sind, die Theologie studieren, in einer Zeit, in der Religion an Bedeutung verliert. Das zu betonen war ihm ein Anliegen. Dass es nicht selbstverständlich ist, dass junge Leute heute noch Theologie studieren. Und er ermunterte uns, in diesen Corona-Zeiten die Hoffnung nicht zu verlieren und das Beste aus unserer Situation zu machen.

War es für ihn ein Thema, dass die Gruppe aus dem Land Luthers kam?

Das kam nicht direkt zur Sprache. Aber es war dem Papst ein Anliegen und er hat es betont, dass wir ökumenisch unterwegs sind. Das war ihm wohl wichtig.

Die Benediktinerabtei Dormitio am Rande der Altstadt von JerusalemBild: Fotolia/Katja Sucker

Eigentlich haben Sie sich – bevor Corona ausbrach – beworben, um in Jerusalem in einem besonderen Studienprogramm für zehn Monate gemeinsam und ökumenisch Theologie zu studieren, im Land der Bibel. Nun sitzen Sie stattdessen, weil Israel und Palästina im Sommer sehr stark von Corona betroffen waren, in Rom, diesem Hort des Katholizismus. Wie würden Sie Ihre Zeit dort beschreiben? Was macht das mit Ihrer ökumenischen Gruppe?

Ich glaube, am Anfang waren wir wirklich angespannt und haben uns gefragt: Wie wird das? Aber die Studienleitung hat es geschafft, den ökumenischen Charakter des Studienprogramms auch hier unglaublich gut umzusetzen. Die Ökumene zwischen den Kirchen der Reformation und dem Katholizismus steht im Vordergrund, wir tauschen uns tatsächlich auch in vielen Gesprächen als Gruppe darüber aus. Da finde ich es auch ganz schön, dass wir hier im Herzen des Katholizismus stecken. Ich komme in Deutschland aus einer Region, in der es nicht allzuviele Katholiken gibt. Es ist für mich also eine neue Situation. Und es ist ökumenisch mit sehr vielen Gesprächen eine sehr schöne Situation. Ich glaube, jeder und jede von uns Studierenden verändert sich. Sei es, dass man sich eigener Traditionen bewusster wird, sei es, dass man von anderen mehr lernt. Wir sind fähiger, im Dialog miteinander zu reden.

Noch einmal zu Corona. Wie sehr überschattet die Pandemie nun ihr Studium in Rom?

Rom - seit Monaten eine wegen Corona fast touristenfreie StadtBild: picture-alliance/IPA/Marco Iacobucci

Den heutigen Tag überschattet Corona gewiss nicht. Ich glaube, dass der Besuch ohne die Corona-Umstände gar nicht möglich gewesen wäre. Der Papst ist ein vielbeschäftigter Mann – beim üblichen Programm wäre da kaum die Zeit gewesen für eine Gruppe Theologiestudierender aus Deutschland, ihn zu treffen oder von ihm wahrgenommen zu werden. Natürlich spüren wir im Alltag die Situation um Corona. Wir sind gehalten, möglichst keine öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen und mit privaten Kontakten sehr zurückhaltend zu sein. In Rom gilt schon länger eine Maskenpflicht im öffentlichen Raum. Insgesamt ist die Stimmung – wie wohl auch in Deutschland – ein bisschen angespannt. Aber da wir in unserem Quartier ziemlich abgeschirmt sind, sind wir nicht zu besorgt. Derzeit schränkt uns Corona ein, weil alle Museen geschlossen sind. Aber wegen Corona und der deshalb so geringen Besucherzahlen in der Stadt können wir als Gruppe durchaus Gottesdienste in Kirchen feiern, in denen das sonst nie möglich wäre. Sie sehen also ein weinendes und ein lachendes Auge.

 

Das Gespräch führte Christoph Strack.

1973 startete in Jerusalem das "Theologische Studienjahr" für Theologiestudierende aus dem deutschen Sprachraum. Träger des ökumenischen Projekts ist die Jerusalemer Benediktinerabtei Dormitio, die an die Päpstlichen Benediktineruniversität Sant'Anselmo in Rom angebunden ist. Finanziert wird es vom Deutschen Akademischen Austausch-Dienst und der Deutschen Bischofskonferenz. In diesem Jahr wurde das zehnmonatige Programm, an dem auch eine Schweizer Studentin teilnimmt, coronabedingt nach Rom verlegt.

 

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