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Der Paris-Traum der Schwimmbrüder Ole und Malte Braunschweig

25. Juli 2024

Ole Braunschweig startet bei Olympia in Paris, sein Bruder Malte anschließend bei den Paralympischen Spielen an gleicher Stelle. Die Ziele der beiden Schwimmer unterscheiden sich kaum.

Die Schwimmer Malte (r.) und Ole Braunschweig posieren in einer Berliner Schwimmhalle Arm in Arm für ein Foto
Ole (l.) und Malte Braunschweig zählen zu den besten Schwimmern in DeutschlandBild: Thomas Klein/DW

"Für mich ist das schon ein sehr schönes Gefühl, dass wir das erste Geschwister-Paar sind, das zu den Olympischen Spielen und den Paralympics fährt", freut sich Malte Braunschweig. "Das ist ganz cool, wenn man sagen kann, dass man zumindest einen kleinen Fußabdruck in der Geschichte des Sports hinterlassen hat", sagt sein Bruder Ole der DW.

Die beiden deutschen Leistungsschwimmer stehen neben dem Becken einer Halle in der deutschen Hauptstadt Berlin. Gerade haben sie eine Trainingseinheit beendet und ruhen sich im Entspannungsbecken aus. Vor rund drei Jahren, bei den Olympischen und Paralympischen Spielen in Tokio 2021, waren die beiden Berliner das erste Brüderpaar, das Deutschland bei diesen beiden Großveranstaltungen vertrat. 

Ole Braunschweig: "Wollten unsere Eltern stolz machen"

Drei Jahre später haben sie es wieder in die jeweiligen Nationalkader geschafft und fahren nach Paris. Ole startet bei den Olympischen Spielen (26. Juli bis 11. August) über 100 Meter Rücken, sein jüngerer Bruder Malte wenige Wochen später bei den Paralympischen Spielen (28. August bis 8. September) über 100 Meter Schmetterling.

"Wir wollten unsere Eltern stolz machen und mit der Teilnahme zeigen, dass sich der ganze Aufwand und das Investieren in uns gelohnt hat", erklärt Ole im Interview mit dem deutschen Fernsehsender Radio Berlin Brandenburg (RBB). "Wir sind beide unglaublich stolz, dass wir das zu zweit geschafft haben", stimmt Malte seinem Bruder zu.

Mobbing in der Schule

Der Zusammenhalt des Brüderpaars war schon im Kindesalter extrem stark. Malte - mit einer Dysmelie, einer Fehlbildung am rechten Arm, geboren - wurde in der Schule oft wegen seiner Behinderung gemobbt. "In der sechsten, siebten Klasse war dieses Mobbing echt extrem", erinnert sich Malte. In dieser Zeit sei Ole viel für ihn dagewesen und habe sich die Leute "vorgenommen", sagt Malte Braunschweig: "Das hat mir sehr viel Kraft gegeben und mich unterstützt, wieder Vertrauen in die Menschen zu kriegen."

Malte Braunschweig zeigt in seiner Parade-Disziplin Schmetterling sein ganzes KönnenBild: Ralf Kuckuck/picture alliance

Malte sei öfter weinend aus der Schule gekommen, sagt Ole im Interview mit dem Norddeutschen Rundfunk (NDR). Er habe den Mobbern seines Bruders eine Lektion erteilen wollen. "Ich war in der zehnten Klasse und habe meinen Eltern gesagt: Meine sportliche Laufbahn ist mir jetzt egal. Ich hau dem aufs Maul." Er habe dann aber doch auf den Rat seiner Eltern gehört und sich die "Typen verbal zur Brust genommen", so der ältere der Braunschweig-Brüder.

Karriereende drohte

Die brüderliche Unterstützung beruhte auf Gegenseitigkeit. Ole wurde als Leistungsschwimmer immer wieder von schweren Verletzungen zurückgeworfen, zeitweise stand sogar ein Karriereende im Raum. Der jüngere Malte sprach ihm stets Mut zu, Ole kam wieder auf die Beine und zurück ins Becken. Heute zählt Ole Braunschweig zu den besten Rückenschwimmern in Deutschland: Der 26-Jährige hält den deutschen Rekord auf der nicht-olympischen 50-Meter-Distanz und gewann in dieser Disziplin bei der Europameisterschaft 2022 in Rom Bronze. 

Bei den Deutschen Meisterschaften im April in Berlin holte Ole Braunschweig (Bild) die Titel über 50 und 100 Meter RückenBild: Jo Kleindl/Eibner-Pressefoto/picture alliance

Der 23 Jahre alte Malte eiferte seinem großen Vorbild schon früh nach und zählt mittlerweile zur Schwimm-Elite im deutschen Para-Sport. In Berlin trainiert der Student zusammen mit Para-Weltmeisterin Elena Semechin in einer Gruppe. Bei der Weltmeisterschaft in Manchester 2023 gewann Malte Braunschweig Bronze über 100 Meter Schmetterling und 100 Meter Freistil, bei der Europameisterschaft 2024 auf der portugiesischen Insel Madeira Silber über 100 Meter Schmetterling. 

"Ich war früher schon erfolgreicher als Ole." Das sei für seinen Bruder eine sehr schwere Zeit gewesen, erinnert sich Malte. Eifersüchtig sei Ole gewesen, aber gestritten habe man sich nie. Der ältere Bruder nahm die Erfolge des jüngeren vielmehr als Ansporn.

Ole Braunschweig: "Wir sind unseren Eltern sehr dankbar"

Viel Zeit können die beiden Brüder aktuell nicht miteinander verbringen. Trainingslager im Ausland und viele Stunden im Berliner Schwimmbecken sorgen für einen vollgepackten Terminkalender. An einem Samstag gehen sie aber gemeinsam zu den Eltern, die zum Frühstück eingeladen haben. Eher untypisch für Leistungssportler gibt es deftige Mettbrötchen - und ausreichend Kaffee. "Wir haben unser Familienleben in die Schwimmhalle verlegt", erinnert sich Mutter Eike Braunschweig an frühere Zeiten.

Ole (l.) und Malte Braunschweig waren schon früh ein Herz und eine SeeleBild: Eike Braunschweig

Ihr Mann berichtet, dass er bei den Nachbarn Geld gesammelt habe, damit Ole und Malte ihren Traum vom Leistungssport weiterleben konnten. In der örtlichen Apotheke und bei jedem Klein-Unternehmer habe er nach Sponsorengeldern für seine Söhne gefragt, erzählt Jörg Braunschweig.

Die Schwimm-Brüder wissen, das Engagement ihrer Mutter und ihres Vaters zu schätzen. "Wir sind unseren Eltern sehr dankbar, dass sie uns früher so gefördert haben", sagt Ole. "Denn sonst wären wir jetzt nicht da, wo wir sind."

In Paris wollen Malte und Ole eine Medaille gewinnen

Im Flur des Elternhauses hängen zahlreiche Bilder von Ole und Malte aus der Kindheit. Die meisten sind in Schwimmhallen entstanden. Viele Fotos zeigen die beiden Brüder mit Medaillen um den Hals. "Das ist für mich immer noch nicht richtig begreifbar", sagt Mutter Eike. "Ich erwische mich immer noch, dass ich in Freudentränen ausbreche, wenn ich die beiden im Fernseher sehe", fügt Vater Jörg hinzu.

In Paris sollen nun weitere emotionale Momente dazukommen. "Ich möchte in Paris eine Medaille gewinnen", sagt Malte mit Blick auf die Paralympischen Spiele. Ole legt seine Latte für die Olympischen Spiele in Paris bewusst niedriger. Zunächst würde er gerne den Endlauf der acht Schnellsten am 29. Juli erreichen, was ihm vor drei Jahren in Tokio nicht gelungen war. "Und im Finale kann dann alles passieren. Es wäre schon eine coole Sache", setzt Ole an - und Malte ergänzt, "wenn wir beide eine Medaille gewinnen".

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