Eine kulturhistorische Ausstellung in Bonn präsentiert den Rhein als prägende Lebensader Europas und kulturellen Identitätsstifter. Zu sehen sind 320 Exponate. Auch Politisches wird dabei nicht ausgespart.
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Europa im Fluss - der Rhein in vielen Facetten
Die Bundeskunsthalle in Bonn widmet dem Rhein die erste biographische Ausstellung überhaupt. Rund 300 Exponate veranschaulichen die 2000-jährige Kulturgeschichte des Stromes, eines der verkehrsreichsten der Welt.
Bild: Kunstmuseum Base
Der künstlerische Blick
Geschäftiges Treiben der Fuhrleute und Flößer am Rhein bei Koblenz. Mächtig erhebt sich die Festung Ehrenbreitstein über dem Strom. Johann Adolf Lasinsky hat diese Ansicht 1828 im Bild festgehalten. Ein künstlerischer Blick auf den Rhein, die Lebensader Europas.
Bild: LVR-LandesMuseum Bonn
Imposante Windungen
Der Mittelrhein aus der Vogelperspektive. Deutlich sichtbar: die imposanten Windungen des Gewässers, das zu den verkehrsreichsten Wasserstraßen der Welt zählt. Gut 1200 Kilometer legt der Strom von den Quellen in der Schweiz zurück, bevor er sich in Holland in die Nordsee ergießt.
Bild: Kunst- und Ausstellungshalle
Der Fluss der Schätze
Schon Kelten, Römer und Germanen wuschen Gold aus dem Rheinsand. Anfang des 19. Jahrhunderts nahmen die badischen Großherzöge Rheingold aus verpachteten Flussabschnitten ein und ließen daraus Dukaten prägen. Noch heute schwemmt der Rhein Gold an – schätzungsweise 200 Kilogramm im Jahr. Der legendäre, im Rhein versenkte Schatz der Nibelungen, beflügelt bis heute die Phantasie der Schatzsucher.
Bild: Deutsche Bundesbank
Angeturnt vom Rhein
Der Rhein hatte es William Turner (1775 - 1851) angetan. Auf seinen Reisen berauschte sich der englische Landschaftsmaler an der romantischen Kulisse des Rheins – und hielt sie in Gemälden fest. Gerne löste er dabei das Gegenständliche von Felsen, Burgen und Schiffen in flimmernden Licht- und Farbeffekten auf. Die Bilder von William Turner zählen zu den wichtigsten der Rheinromantik.
Bild: Depositum Sturzenegger-Stiftung
Der Rhein als Grenzlinie
Der Krieg war aus. Der Fotograf Willy Römer hielt seine Kamera 1918 auf diese französischen Soldaten oberhalb des Deutschen Ecks in Koblenz. Der Rhein zeigt hier sein Gesicht als hart umkämpfte Trennungslinie zwischen Frankreich und Deutschland. Nur eine Facette in der 2000-jährigen Kulturgeschichte des europäischen Flusses.
Bild: bpk
Mythologie im Fluss
Biblische und germanisch-mythologische Themen hat der deutsche Künstler Anselm Kiefer in seinen Werken verarbeitet. In "Glaube, Hoffnung, Liebe und Vater, Sohn, Heiliger Geist" von 1982 greift Kiefer das Motiv einer Rheinaue auf. Die Arbeit ist ebenfalls in der Rhein-Ausstellung der Bundeskunsthalle zu sehen.
Bild: Anselm Kiefer
Wo Siegfried den Drachen besiegte
Eines der berühmtesten Rhein-Motive ist der Drachenfels bei Bonn, wohl wegen seiner Nähe zum Strom. Der Nibelungensage nach kämpfte hier Siegfried mit dem Drachen, der die Königstochter bewachte. Siegfried besiegte das Ungeheuer und brachte die Befreite ihren Eltern nach Worms zurück. Nicht unbeeindruckt blieb davon der Landschaftsmaler Caspar Johann Nepomuk Scheuren. Sein Gemälde entstand 1851.
Bild: Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud
Jecke Rheinanlieger
Jodocus Schlappal war ein Kölner Zeichner und Lithograph. Im Jahr 1825 hielt er diesen Karnevalsumzug in seiner Heimatstadt am Rhein fest. Paradierende Jecken, geschmückte Pferde und karikierende Motivwagen bestimmen das Bild.
Bild: Rheinisches Bildarchiv Köln
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Klänge der Rheinischen Symphonie von Robert Schumann empfangen die Besucher. Dann beginnt ein chronologischer Rundgang. Eine Flussbiographie entsteht. Sie führt durch die 2000 Jahre währende Kulturgeschichte des Stroms, der gut 1200 Kilometer zurücklegt und neun Länder streift, bevor er sich im Rhein-Maas-Schelde-Delta in die Nordsee ergießt. Heute zählt der Rhein zu den verkehrsreichsten Wasserstraßen der Welt. Wenn er könnte, hätte er viel zu erzählen.
Das tun schon andere – große Künstler wie der Holländer Salomon van Ruysdael (um 1600-1670), der Engländer und Förderer der Rheinromantik William Turner (1775-1851), Literaten wie der Franzose Victor Hugo (1802-1885) oder auch der Starfotograf unserer Tage, Andreas Gursky. Der künstlerische Blick auf den Rhein ist mindestens so spannend wie seine Betrachtung als Transportweg. "Der Strom war immer ein Förderband von Waren und Ideen", sagt Kuratorin Marie Louise Gräfin von Plessen. Die Gemeinschaftsschau von Bundeskunsthalle und Bonner Landesmuseum hat sie deshalb in zwölf Kapitel aufgeteilt.
Die Rheinromantik leuchtet auf
Die jahrhundertelange Zähmung des Gewässers kommt darin ebenso vor wie die Kette großer Gotteshäuser und Wallfahrtsorte entlang des Stromes zwischen Chur, Köln und Utrecht. Mal erscheint der Rhein als militärische Grenzlinie, der Römer etwa, oder zwischen Frankreich und Deutschland nach dem Westfälischen Frieden von 1648. Dann wieder erzählt der Fluss die Geschichte der Industrialisierung Mitteleuropas. Die Rheinromantik des 19. Jahrhunderts leuchtet auf, als Maler, Dichter und Sänger die pittoreske Schönheit des Rheintals beschworen und – ganz nebenbei - viele Touristen anlockten.
"Wir wollen den Blick für die transnationale Geschichte Europas schärfen", betont Ausstellungsmacherin Plessen, "und damit alle ansprechen, die offene Augen haben". Wer dann am Ende des Rundgangs Bilder des Hafens "Europort" in Rotterdam mit seinen vielfarbigen Container-Gebirgen betrachtet, verstehe: "Hier wird der Rhein global. Hier kommt die Schau in der Jetzt-Zeit an."