In den kommenden Tagen drohen den südlichen Landesteilen bis zu 1,50 Meter Neuschnee. Sturm und mildere Temperaturen machen das Unwetter "perfekt". Die sonst so begehrte weiße Pracht Bayerns ist zum Alptraum verkommen.
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Der Süden Bayerns wappnet sich für weitere starke Schneefälle. Ministerpräsident Markus Söder kündigte anlässlich eines Besuchs in der Region an, der Freistaat werde "ab sofort" alle betroffenen Regionen mit insgesamt 500 zusätzlichen Polizisten unterstützen. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) erwartet für einige Hochlagen in den Alpen in den kommenden Tagen bis zu einem Meter Neuschnee - und gab für diese eine "extreme Unwetterwarnung" heraus.
"Häuser können Schneelast nicht mehr standhalten"
Den Meteorologen zufolge droht dem Süden eine heikle Wetterlage, die durch gleich drei Faktoren verschärft wird: Demnach führt zum einen milde Luft dazu, dass bis in höhere Lagen große Regenmengen in die Schneedecke fallen. "Der Schnee wird durch den Regen natürlich sehr nass und schwer, sodass insbesondere in den Alpen eine sehr starke Schneebruchgefahr besteht, Häuser können eventuell der Schneelast nicht mehr standhalten", erklärte Magdalena Bertelmann vom DWD in Offenbach.
Eine weitere Unwettergefahr besteht demnach durch Sturm, der auf den Berggipfeln in Orkanstärke bläst und oberhalb von etwa 800 Metern zu starken Schneeverwehungen führen kann. Hinzu kommt ein dritter kritischer Punkt - die Schneemengen selbst. Der DWD erwartet von Samstagabend bis in den Dienstag hinein oberhalb von tausend Metern bis zu einem Meter Neuschnee. In sogenannten Staulagen seien 1,50 Meter Neuschnee möglich. Deshalb sei für diesen Bereich eine sehr seltene "extreme Unwetterwarnung" herausgegeben worden.
Für den Landkreis Weilheim-Schongau warnte der Wetterdienst vor "extrem starken Schneeverwehungen" ab Samstagabend. Als mögliche Gefahren drohten, dass Straßen und Schienenwege unpassierbar würden; Bäume könnten unter der Schneelast zusammenbrechen. Autofahrer wurden aufgerufen, alle Fahrten zu vermeiden.
"Kein Grund zur Entwarnung - im Gegenteil"
Starke Schneefälle sorgen im südlichen Bayern seit Tagen für erhebliche Probleme. Mehrere Landkreise riefen den Katastrophenfall aus. Am Freitag hatte sich die Lage zeitweilig beruhigt. Aufgrund der winterlichen Straßenverhältnisse kam es allerdings zu hunderten Verkehrsunfällen. Allein in Oberfranken ereigneten sich nach Angaben des Polizeipräsidiums 140 Verkehrsunfälle. Die Einsatzkräfte seien "von einem Einsatz zum anderen" geeilt. 18 Verkehrsteilnehmer erlitten zum Teil schwere Verletzungen.
Söder besuchte an diesem Samstag den Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. Dabei betonte Landrat Josef Niedermaier, eine solche Wetterlage wie derzeit habe es zuletzt 2006 gegeben - das war das Jahr, in dem die Eishalle in Bad Reichenhall einstürzte. "Es gibt keinen Anlass zur Panik, aber schon zu ernster Besorgnis", ergänzte Söder und fügte hinzu: "Kein Grund zur Entwarnung - im Gegenteil."
sti/jj (afp, dpa)
Schnee, Schnee und noch mehr Schnee
Der heftige Wintereinbruch in Süddeutschland hat vielerorts zu Chaos geführt. Autos, Straßen und Bäume versinken im Schnee. Zum Teil kam der Verkehr sogar vollständig zum Erliegen.
Bild: picture-alliance/dpa/T. Hase
Ein bisschen Eiskratzen reicht nicht
Unter diesen Wetterbedingungen die Windschutzscheibe freizubekommen, erfordert echte Mühe. Diese Menschen im bayerischen Berchtesgaden dürfte das einige Zeit gekostet haben.
Bild: picture-alliance/dpa/T. Hase
Harte Arbeit
Nicht nur die Räumdienste der Kommunen müssen ran - auch auf Privatgrundstücken bleibt eine Menge Schnee zu schaufeln - oder wegzublasen, wie hier in Warngau bei München.
Bild: Reuters/M. Dalder
"Wir holen die Schneeschaufeln raus"
Am Münchener Flughafen wirbelten Schnee und Eis die Flugpläne durcheinander und sorgten bei den Passagieren für Unmut. Über 140 Flüge wurden am Wochenende gestrichen. "Wir holen die Schneeschaufeln raus und geben unser Bestes", twitterte die deutsche Airline Lufthansa.
Bild: Reuters/A. Gebert
Eisfrei in den Urlaub - wenn überhaupt
Aufgrund der schlechten Sicht und des Schneefalls fielen nicht nur Flüge aus. Die Flugsicherheit in München gestattete Starts und Landungen auch nur in großen Abständen. Flugzeuge zu enteisen - wie diesen Airbus A321 - kostete zusätzlich Zeit.
Bild: picture alliance/dpa/S. Puchner
Nichts geht mehr
30 Kilometer Stau - das war der Rekord auf der Autobahn A8 in Bayern. Bei Siegsdorf waren Bäume am Straßenrand umgekippt. Der Schneeeinbruch in Süddeutschland sorgte nicht nur für etliche Staus, sondern auch für Glätteunfälle.
Bild: picture-alliance/dpa/B. März
Stundenlanges Frieren am Bahnsteig
Wer dachte, die Bahn führe schneller ans Ziel, hatte leider Pech. Denn die Schneemassen setzen auch dem Schienenverkehr zu. Bäume knickten unter den Schneelasten ein und stürzten auf die Schienen. Ganze Strecken mussten gesperrt werden. Tief verschneit liegt der Bahnhof Marktoberdorf in Bayern.
Bild: imago/Action Pictures/P. Schatz
Schweres Geschütz
Feuerwehr, Räumdienste und Hilfskräfte versuchen mit allen Kräften, Straßen und Bahnstrecken von den extremen Schneemassen zu befreien, wie hier an der Schwarzwaldhochstraße in Baden-Württemberg.
Bild: picture alliance/dpaB. Spether
Rodelfreuden
Was des einen Leid, ist des anderen Freud: Im baden-württembergischen Möhringen zieht Papa den Nachwuchs auf den Schlitten mit dem Traktor durch den Schnee. So klappt die Rodelpartie auch ohne Berg.
Bild: picture-alliance/dpa/T. Warnack
Weißes Winter-Wunderland
Optisch ist eine tief verschneite Landschaft nicht zu toppen: In der erzwungenen Ruhe liegt ein Zauber. Die Kinder freut's: In vielen Orten fiel die Schule aus.