Längst sind sie nicht mehr nur ein Sportschuh, sondern eher ein unverzichtbares, modisches Accessoire: die Sneaker. Die Hamburger Ausstellung "Sneaker. Design für schnelle Füße" zeigt den Aufstieg des bequemen Treters.
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Der Aufstieg des Turnschuhs
Nicht erst mit "Turnschuhminister" Joschka Fischer haben Sneaker den Sprung vom Sportplatz ins alltägliche Leben geschafft. Die Ausstellung "Sneaker. Design für schnelle Füße" erzählt vom Aufstieg der bequemen Treter.
Bild: MKG Hamburg/Michaela Hille
Schleichend zum Erfolg
Sneaker sind heute mehr als bloß Schuhe. In den letzten Dekaden ist ein echter Hype um die einst nur für den Sport genutzten Treter entstanden. Einen besonderen Schub erfuhren die Schuhe 1985 mit dem Aufkommen von Hip Hop. Heute gibt es Sneaker-Messen, Sneaker-Sondermodelle und Sneaker-Ausstellungen wie die des Hamburger Museums, die anhand von 280 Exponaten die Geschichte des Schuhs erzählt.
Bild: Andrew Zuckerman & Puma
Die Anfänge
Mit den heutigen Sneakern hat dieser Olympia-Laufschuh von 1936 nicht mehr viel gemein. Aber damals verhalf er den Gebrüdern Dassler aus Herzogenaurach zum Durchbruch. Ihr Unternehmen gründeten sie in den 1920er Jahren. Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs verkauften sie jährlich 200.000 Paar Schuhe. Nach 1945 führte ein Streit zur Spaltung des Familienbetriebes in die Firmen Adidas und Puma.
Bild: MKG Hamburg
Der erfolgreichste Schuh aller Zeiten
Die "Chuck Taylor All Stars", kurz "Chucks" genannt, sind mit 600 Millionen verkauften Exemplaren bis heute die erfolgreichsten Schuhe aller Zeiten. Bereits 1917 entwickelte die Marke Converse aus Massachusetts das Grundmodell: Eine Gummisohle mit einem Schaft aus Segeltuch. Ihren Namen erhielten die Schuhe von Basketballer Chuck Taylor, der den Schuh optimierte, bevor er 1923 auf den Markt kam.
Bild: Yoichi Komatsu
Luftig leicht: Air Max und Air Jordan
Mit den beiden Modellen "Air Jordan" und "Air Max" (Bild) landete die Firma Nike zwei echte Hits. Der erste "Air Jordan" entstand 1984 in Zusammenarbeit mit dem erfolgreichsten Basketballer aller Zeiten, Michael Jordan. Schnell entwickelte sich der Schuh zum Sammlerliebling. Auch der "Air Max" von 1987 wurde Kult und war vor allem in der Hip-Hop-Szene angesagt.
Bild: MKG Hamburg/Nike
Vom Turnschuh zum Sneaker
Der Name Sneaker - vom englischen Begriff "to sneak", was auf Deutsch "schleichen" bedeutet - wird dem amerikanischen Marketingvertreter Henry Nelson McKinney zugeschrieben. Er soll die Bezeichnung Anfang des 20. Jahrhunderts erfunden haben, um Schuhe mit Gummisohlen besser von jenen mit Ledersohlen abgrenzen zu können.
Bild: MKG Hamburg
Der "Turnschuhminister"
In diesen weißen Nikes legte Politiker Joschka Fischer am 12.12.1985 als erster grüner Minister den Amtseid ab. Heutzutage würde eine solche Geste höchstens für ein bisschen Gesprächsstoff sorgen, 1985 war es schiere Provokation. Joschka Fischer brachte diese Aktion den Namen "Turnschuhminister" ein.
Bild: picture-alliance/dpa
Boris Beckers Fußstapfen
1985 war gewissermaßen ein Wendejahr in der Geschichte des Turnschuhs: Als Teil der Hip-Hop- und Jugendkultur erregten die Treter große Aufmerksamkeit. Die Band Run DMC etwa trat in Adidas-Schuhen auf. Und Tennisstar Boris Becker gewann in diesen abgewetzten Pumas Wimbledon.
Bild: MKG Hamburg
Die Werbetrommel kräftig gerührt
Auch mithilfe lustiger und ausgefallener Werbespots haben sich Sneakers in die Mitte der Gesellschaft geschlichen und sind zum einem entscheidenden Accessoire des modernen Großstadtmenschen geworden. Schließlich weiß man ja nie, wann man mal einen Sprint hinlegen muss...
Bild: TDA® Boulder
Unbegrenzte Kreativität
Weltweit streiten sich rund ein Dutzend großer Marken und hunderte von kleinen um die Gunst der Käufer. Dabei geht es mittlerweile längst nicht mehr nur um den Tragekomfort: Vielmehr sind Image und Design ausschlaggebend. Oft tragen die Schuhe Eigennamen und werden nur in limitierter Edition auf den Markt gebracht und mit großem Aufwand beworben.
Bild: Kai von Rabenau
Neon-Trend
Die deutsche Nationalelf hat es vorgemacht: Besonders beliebt sind derzeit Sneaker in knallbunten Farben. Jogi Löws Jungs tragen sogar gerne mal gleich zwei verschiedenenfarbige Schuhe. Das ist vielleicht nicht ganz alltagskompatibel, aber neonorange ist im Büro ja auch schon ein echter Hingucker. Die Ausstellung im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe läuft noch bis zum 21. August 2016.
Bild: MKG Hamburg/Michaela Hille
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Sportschuhe sind seit rund 30 Jahren der Megatrend in der Mode: Ob knallbunt oder neutral in weiß - Turnschuhe sind längst alltagstauglich. Erstmals in den 1980er Jahren als Teil der Hip-Hop- und Jugendkultur vermehrt in Erscheinung getreten, mausert sich der Sneaker - vom englischen Begriff to sneak, schleichen - vom zweckgebundenen Turnschuh zum Treter für alle Lebenslagen. Unvergessen etwa Joschka Fischers Auftritt in weißen Turnschuhen, als er 1985 zum hessischen Landesminister vereidigt wurde. Damals eine Provokation, die ihm den Spottnamen "Turnschuhminister" einbrachte.
Die Ausstellung "Sneaker. Design für schnelle Füße" im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe vom 13. Mai bis zum 28. August 2016 handelt vom erstaunlichen Aufstieg des Turnschuhs in den letzten 30 Jahren. Als erste größere Schau zum Thema in Deutschland behandelt sie das Phänomen aus verschiedenen Blickwinkeln: Sie geht der Bedeutung des Sneakers in der Jugendkultur nach, beleuchtet Design und Marketingstrategien der Hersteller und blickt auf die Sammlerszene.