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Der spannendste Afrika Cup aller Zeiten

Ali Farhat
21. Juni 2019

24 Teams haben sich vorbereitet für die kontinentale Fußballmeisterschaft Afrikas, die nun in Ägypten begann. Dank mehrerer Neuerungen hält der Afrika Cup 2019 einige Überraschungen bereit.

Afrika-Cup | Auslosung in Kairo
Mit Sphinx und Feuerwerk: Bei der Gruppenauslosung im April konnte Ägypten sich bereits ins rechte Licht rückenBild: picture-alliance/Xinhua News Agency/A. Gomaa

Noch nie war die Vorbereitung eines Afrika Cups so von Komplikationen geprägt wie dieses Mal. Zuerst legte der eigentliche Gastgeber Kamerun eine Pleite hin: Obwohl das Land der "unbezähmbaren Löwen" seit fünf Jahren als Ausrichter der Fußball-Afrikameisterschaft gesetzt war, gelang es den Organisatoren nicht, rechtzeitig vorbereitet zu sein.

Schließlich entzog der Afrikanische Fußballverband CAF Kamerun Ende November 2018 die Ausrichtung des Turniers - wegen Verzögerungen bei Infrastrukturvorhaben an den geplanten Spielorten. Und auch wegen der politischen Krise zwischen der Regierung und dem anglophonen Teil des Landes. Anfang Januar wurde Ägypten als Ersatz-Gastgeber bestimmt.

Kommissionen gefordert 

Anschließend reichten die Komoren, die in der Qualifikation hinter Kamerun landeten, beim Internationalen Sportgerichtshof (CAS) eine Klage gegen die Teilnahme Kameruns ein: Nach der Ausrichtung solle dem Land auch die Teilnahme am Turnier verwehrt bleiben. Doch die Petition des Inselstaats blieb ohne Erfolg.

FIFA-Chef Gianni Infantino (l.) mit Ahmad Ahmad, dem Präsidenten des Afrikanischen FußballverbandsBild: picture-alliance/AP Photo/A. Bounhar

Anfang Juni schließlich, zwei Wochen vor Turnierbeginn, wurde Ahmad Ahmad, Präsident des Afrikanischen Fußballverbands, in seinem Pariser Hotel von der Polizei besucht, um von speziellen Anti-Korruptionsermittlern befragt zu werden. Und das direkt nach dem zweitägigen Treffen einer außerordentlichen Kommission, die eine Entscheidung über das skandalöse Rückspiel des Champions-League-Finals zwischen Espérance Sportive de Tunis (Tunesien) und Wydad Casablanca (Marokko) hatte treffen sollen. Bei dieser Partie gab es heftigen Streit zwischen beiden Teams um die Anerkennung eines Tores.

Erschöpfung vor dem Anpfiff

Aber jetzt liegt die Konzentration voll auf dem Fußball. Viele Akteure in Afrika konnten es kaum erwarten, dass das Turnier am 21. Juni endlich begann. Bis zum Finale am 19. Juli werden 24 Teams in sechs Stadien aufeinander treffen: drei in Kairo, jeweils eines in Alexandria, Ismaïlia und Suez.

Im Cairo International Stadium treten beim Eröffnungsspiel Ägypten und Simbabwe gegeneinander anBild: picture-alliance/empics/BackpagePix

Zum ersten Mal in seiner Geschichte findet der Afrika Cup im Sommer statt. Bei Temperaturen von über 30 Grad eine echte Herausforderung für die teilnehmenden Mannschaften - und nicht die einzige, sagt Fußball-Experte Zoubaier Baya. "Die meisten Spieler, die am Afrika Cup teilnehmen, haben in dieser Saison bereits über 40 Spiele bestritten. Für diejenigen, die in Europa spielen, sind es schon über 50 Spiele", sagt der Tunesier, der ehemals beim SC Freiburg kickte und heute als Experte für Abu Dhabi Sports arbeitet. "Und jetzt sollen sie bei dieser Hitze wieder ran. Das geht nicht nur auf den Körper, sondern auch auf die Psyche. Das sind doch auch nur Menschen."

Viele Spiele 

Eine weitere Neuerung bei diesem Turnier: Erstmals werden 24 Teams an der Endrunde teilnehmen. Baya lehnt das neue System rigoros ab: "Ich bin total dagegen, weil das die Qualität senken wird", sagt er. Genau wie bei der Europa-Meisterschaft kann sich nun auch der Gruppendritte für das Achtelfinale qualifizieren. Die Teams könnten es also im ersten Spiel noch ruhig angehen lassen, so die Kritik - nicht wie bei einem Turnier mit 16 Teams, wo es gleich zum Auftakt um alles geht.

Im Stadion von Alexandria, einem der ältesten Afrikas, finden die Spiele der Gruppe B stattBild: DW/A. Essam

Umgekehrt kann der neue Modus aber auch für Überraschungen sorgen. Das findet zumindest Patrick Mboma. Für den ehemaligen kamerunischen Stürmer und zweimaligen Afrika-Meister (2000, 2002) steht fest: "Früher konnten die großen Teams nach zwei Siegen ein bisschen rotieren. Heute geht das nicht mehr. Die Favoriten müssen sich nun vor den kleineren Nationen in Acht nehmen, die bis zum Ende der Gruppenphase eine Chance haben, sich für das Weiterkommen zu qualifizieren."

Die Favoriten: Ägypten, Senegal, Marokko

Der Charme des Afrika Cups ist für viele, dass man nie wirklich vorhersehen kann, was passieren wird. So schaffte es Kamerun 2017 mit einer der vermeintlich schwächsten Mannschaften seiner jüngeren Fußballgeschichte, den Pokal zu holen.

Der Ägypter Mohamed Salah bejubelt einen seiner vielen TrefferBild: Getty Images/K. Desouki

Dieses Jahr werden allerdings drei andere Länder ganz hoch gehandelt: Ägypten, Senegal und Marokko. "In Afrika kann man immer davon ausgehen, dass der Gastgeber Favorit ist", erklärt Zoubaier Baya. "Mit Mohamed Salah hat Ägypten einen Top-Spieler, der gerade auf dem Höhepunkt seiner Karriere ist. Und das ägyptische Publikum wird selbstverständlich auch eine Rolle spielen." Als Rekord-Sieger des Afrika Cups hätten "Die Pharaonen" sicher nichts dagegen, auch ein achtes Mal gekrönt zu werden.

Aber auch Senegal hat starke Argumente. Dazu gehören Stars wie Innenverteidiger Kalidou Koulibaly, der sonst beim SSC Neapel spielt, und Flügelstürmer Sadio Mané vom FC Liverpool. "Auch wenn Mané in diesem Team natürlich heraussticht, bleibt er ein Spieler, der für sein Team arbeitet. Das erhöht die Chancen für Senegal", analysiert Baya. Und dann müsse man natürlich Marokko auf dem Zettel haben.

Senegals Starspieler Kalidou Koulibaly, hier im Einsatz für seinen SSC Neapel gegen Besiktas IstanbulBild: picture alliance/abaca/E. Sevenler

Die Nordafrikaner haben mit Hakim Ziyech einen hochtalentierten Spieler in ihren Reihen. Aber das ist nicht der einzige Trumpf. "Marokko hat viele erfahrene Spieler, aber in Hervé Renard vor allem einen sehr erfahrenen Trainer, der das Turnier schon zweimal mit zwei unterschiedlichen Mannschaften gewonnen hat. Das macht Marokko besonders stark."

Außenseiterchancen

Neben diesen drei Teams gibt es eine Reihe weiterer Mannschaften mit Titel-Ambitionen. So ist zum Beispiel auch mit Titelverteidiger Kamerun zu rechnen, "auch wenn man nie wirklich weiß, wie es bei denen laufen wird", so Patrick Mboma. "Keiner hätte darauf gewettet, dass Kamerun 2017 den Cup gewinnen würde. Und was ist passiert? Die 'unbezähmbaren Löwen' haben gewonnen. Alle dachten, dass das Team sich für die WM 2018 qualifizieren würde - und dann sind sie krachend gescheitert. Man muss abwarten, was Trainer Clarence Seedorf für ein Team gebaut hat."

Bei der WM 2018 in Russland kam Nigeria nicht über die Gruppenphase hinaus - trotz eines Siegs über IslandBild: Reuters/T. Hanai

Nigeria und Ghana könnten auch eine gewichtige Rolle bei diesem Turnier spielen, "auch wenn sie gerade nicht stabil sind", sagt Baya. Er sieht vor allem Algerien als Geheimtipp: "Der Trainer (Djamel Belmadi, Anmerk. der Red.) ist noch jung, aber sehr kompetent. Und viele Spieler aus der algerischen Mannschaft hatten eine sehr gute Saison.

So wie Baghdad Boudjenah, der in Katar Tore wie am Fließband schießt, oder Sofiane Feghouli, der gerade mit Galatasaray das Double geholt hat". Tunesien und der Demokratischen Republik Kongo räumen Experten ebenfalls Außenseiter-Chancen ein. 

Und eines wünschen sich dann auch alle Beteiligten. Dass die vielen Skandale endlich in den Hintergrund rücken und Afrika zeigen kann, dass es vor allem eines zu bieten hat: eine Menge fußballerischer Qualität.

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