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Gesellschaft

Der tiefe Fall des britischen Prinzen

20. November 2019

Seine Verstrickungen in den Epstein-Missbrauchsskandal hatten ihn schon in Nöte gebracht, ein desaströses Interview brachte ihn nun zu Fall: Prinz Andrew zieht sich aus der Öffentlichkeit zurück.

Archivbild - Pferderennen Royal Ascot | Prinz Andrew
Bild: Reuters/T. Melville

Queen-Sohn Prinz Andrew legt nach seinem umstrittenen Fernsehinterview zu den gegen ihn erhobenen Missbrauchsvorwürfen in der Epstein-Affäre seine öffentlichen Aufgaben als Mitglied des britischen Königshauses nieder. Er habe "Ihre Majestät gebeten, auf absehbare Zeit von öffentlichen Aufgaben zurücktreten zu dürfen", erklärte der 59-Jährige. Königin Elizabeth II., seine Mutter, habe dem Anliegen zugestimmt.

Störung für die Arbeit der königlichen Familie

Ihm sei klar geworden, "dass die Umstände meiner früheren Verbindung zu Jeffrey Epstein zu einer enormen Störung geworden sind für die Arbeit meiner Familie und die wertvolle Arbeit in den Organisationen und Vereinen, die ich mit Stolz unterstützt habe", schrieb Andrew. "Ich bedauere weiterhin in unmissverständlicher Weise meine unbedachte Verbindung zu Jeffrey Epstein."

Epsteins Suizid im August lasse "viele Fragen offen, vor allem für seine Opfer", erklärte der Prinz. Er empfinde Mitgefühl für "alle Betroffenen" und hoffe, dass sie "mit der Zeit in der Lage sein werden, ihr Leben wieder aufzubauen". Er sei bereit, "wenn nötig", die Strafverfolgungsbehörden in ihren Ermittlungen zu unterstützen, fügte er an.

Sponsoren rücken von Andrew ab

Der US-amerikanische Multimillionär Epstein, der sich Anfang August in einem New Yorker Gefängnis das Leben genommen hat, war unter anderem wegen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger angeklagt. Er soll seine Opfer auch zur Prostitution gezwungen haben. Eines der Opfer behauptet, mehrmals zum Sex mit Andrew gezwungen worden zu sein. Der Prinz bestreitet das.

Der Druck auf ihn war in den vergangenen Tagen allerdings immer stärker geworden. Mehrere große Sponsoren drohten damit, Projekten, für die Andrew als Schirmherr fungierte, ihre Unterstützung zu entziehen, darunter namhafte Unternehmen wie der Telekom-Gigant British Telecommunications (BT), die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG und die Bank Standard Chartered. Auch mehrere Universitäten rückten von dem Prinzen ab.

Zweifel an Andrews Glaubwürdigkeit

Noch am Wochenende hatte Andrew versucht, sich in einem BBC-Interview zu rechtfertigen - er geriet aber stattdessen noch stärker in die Kritik. Zahlreiche Medien und Beobachter kritisierten, dass der Royal dabei kein Wort des Mitgefühls für Epsteins Opfer verloren und Epsteins Verhalten lediglich als "unziemlich" bezeichnet habe. Zudem weckte unter anderem ein Brief seines ehemaligen Privatsekretärs an die Tageszeitung "The Times" Zweifel an seiner Glaubwürdigkeit. Darin heißt es, Andrew habe Epstein Anfang der 1990er Jahre kennengelernt. Der Prinz hatte der BBC aber gesagt, er habe Epstein erstmals 1999 getroffen.

Royal-Experten hatten bereits vermutet, dass Andrew angesichts der vielen Ungereimtheiten seine offiziellen Pflichten aufgeben könnte - zumindest so lange, bis alle Fragen in dem Skandal, die ihn betreffen, geklärt sind. Andrew soll der Lieblingssohn der Königin sein, stand aber stets im Schatten seines älteren Bruders Charles. Er hatte seit frühester Jugend den Ruf eines Playboys, der mit Schauspielerinnen und Models liiert war.

ww/qu (dpa, afp)

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