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Der tiefe Fall des Hwang Woo Suk

23. Dezember 2005

Der südkoreanische Klonexperte Hwang Woo Suk hat Ergebnisse seiner Experimente absichtlich gefälscht. Es gab keine maßgeschneiderten embryonalen Stammzellen. Die Karriere des einst gefeierten Forschers ist vorbei.

Vom beliebten Forscher zum überführten FälscherBild: dpa

Der als Gentechnik-Pionier gefeierte südkoreanische Wissenschaftler Hwang Woo Suk hat seine bahnbrechende Studie nach Erkenntnis seiner Universität komplett gefälscht. Die Nationaluniversität von Seoul teilte am Donnerstag (29.12.05) mit, Hwang habe nicht eine einzige für Patienten maßgeschneiderte Stammzelle hergestellt. Der Forscher tauchte inzwischen unter. Zuvor hatte er betont, er habe die Technologie entwickelt, um menschliche Stammzellen zu klonen.

Nachdem sich in der letzten Woche herausgestellt hatte, dass Hwangs Labor-Daten für neun der insgesamt elf Linien gefälscht waren, bestätigte eine Untersuchungskommission nun auch für die beiden letzten Stammzellen-Linien, dass sie von befruchteten Eiern stammten und nicht für Patienten maßgeschneidert wurden. Das teilte die für die Forschung zuständige Dekanin der Universität, Roh Jung Hye, mit.

Hwang und sein Team hatten in diesem Jahr außerdem erklärt, den weltweit ersten Klon-Hund geschaffen zu haben. Auch die Glaubwürdigkeit dieser Studie wird nun bezweifelt. Endgültige Klarheit soll der Untersuchungsbericht der Universität bringen, der Mitte Januar 2006 veröffentlicht werden soll.


Entschuldigung und Rücktritt

Hwangs Werk: Der erste geklonte Hund Snuppy neben dem Afghanen (links), dessen somatische Hautzellen benutzt worden sind, um Snuppy zu klonen.Bild: dpa

"Ich entschuldige mich sehr dafür, unsere Kollegen so tief enttäuscht zu haben", hatte Hwang am Freitag (23.12.2005) in Seoul gesagt. "Als Zeichen meiner Entschuldigung lege ich mein Amt als Professor der Seouler Nationaluniversität nieder." Gleichzeitig betonte er jedoch, er habe die Technik entwickelt, um Stammzellen von Patienten zu isolieren.

Zuvor hatte Hwang angekündigt, seine Arbeit im Journal "Science" zurückziehen zu wollen. Ein ehemaliger Mitarbeiter hatte ihm da bereits die Fälschungen vorgeworfen. Zuvor war Hwang schon von allen öffentlichen Ämtern zurückgetreten, weil er für seine Arbeit im Mai Eizellen von eigenen Mitarbeiterinnen verwendet hatte. Er war deswegen aus ethischen Gründen international scharf kritisiert worden.

Spitzenforscher mit Schattenseiten

Hwang war der erste Forscher, der in Südkorea 'Topwissenschaftler' wurde - nun muss er den Titel wieder abgeben.Bild: AP

Die südkoreanische Regierung, die Hwangs Arbeit mit Millionenzuschüssen unterstützt hatte, erklärte, sie sei sehr unglücklich über die Entwicklung und werde eigene Ermittlungen aufnehmen. Der stellvertretende Minister für Wissenschaft und Technologie, Choi Seong Sik, erklärte, es sei unmöglich, die an Hwang gezahlten 405 Milliarden Won (33,74 Millionen Euro) zurückzubekommen. Man werde jedoch die Finanzierung anderer Projekte prüfen und Hwang die Auszeichnung als "Top-Wissenschaftler" entziehen, die er als erster Forscher überhaupt erhalten hatte.

Die staatliche Fluggesellschaft Korean Air hatte ihm und seiner Ehefrau zehn Jahre lang Gratisflüge in der ersten Klasse spendiert. Hwang wurde unter anderem durch das erste Klonen eines Hundes bekannt - "Snuppy" wurde im August 2005 der Weltöffentlichkeit vorgestellt.

Eine Frage der Kontrolle

Der Skandal um den Klonforscher wirft zugleich Fragen nach der Sorgfalt auf, mit der das US-Fachjournal "Science" Hwangs als bahnbrechend eingestufte Veröffentlichung prüfte. Journale wie "Science" konsultieren vor der Publikation einer Studie mehrere Fachkollegen. Erst wenn diese die Arbeit als korrekt einstufen und die Veröffentlichung empfehlen, erscheint die Arbeit. Dieses weit verbreitete Verfahren ("Peer Review") soll Herausgeber und Leser vor falschen Resultaten bewahren.

Kampf um Ruf und Geld

Fälschungen wie die von Hwang Woo Suk haben ihre Ursache nach Expertenmeinung unter anderem im erbitterten Kampf um Renommee und Forschungsgelder. "Die Forscher lassen sich viel zu stark unter wirtschaftlichen Druck setzen", sagte Prof. Ulrike Beisiegel, Sprecherin des Ombudsgremiums der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für wissenschaftliches Fehlverhalten.

"Die Fälschungen müssen zum Nachdenken über das Gutachterwesen in der Wissenschaft führen", ergänzte sie. "Wenn einer von Hwangs Co-Autoren, die möglicherweise um die Fälschungen gewusst haben, früh zu einem Ombudsmann hätten gehen können, hätte man diesen Fall verhindern können." (kas)

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