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Der vergessene Papst

Die meisten Papstgräber befinden sich in Rom. Einer aber, Papst Clemens II., wollte nach seinem Tod zu der "süßesten Braut", nach Bamberg. Wurde dieser Pontifex Maximus ermordet?

Der Dom in der Altstadt von BambergBild: dpa

Wer vor dem Hauptaltar des Bamberger Doms steht, ahnt nicht, dass es nur acht Stufen sind, die ihn von einem Papstgrab trennen. Clemens II. nämlich hat vor über 950 Jahren mit der Tradition gebrochen und ließ sich auf eigenen Wunsch nicht im italienischen, sondern im fränkischen Rom beisetzen: Im Bamberger Dom befindet sich das einzige Papstgrab nördlich der Alpen - in dem möglicherweise ein Mordopfer liegt.

Wie starb Clemens II.?

Das alte Rathaus von BambergBild: Illuscope

"Die haben ihn vergiftet", erklärt ein Aufseher, wenn er von Neugierigen nach Clemens II. gefragt wird. Bereits kurz nach dessen Tod 1047 kamen solche Gerüchte auf, und sie hielten sich hartnäckig. Verdächtigt wurde vor allem sein abgesetzter Vorgänger, Benedikt IX., und der korrupte römische Adel, in dem der neue Papst aufräumen wollte. Beide hätten jedenfalls Grund genug gehabt, ihm ein "welsch Süplin" mit Tod bringender Wirkung zu verabreichen.

Viel Blei im Körper

Nach dem Zweiten Weltkrieg untersuchten Gerichtsmediziner Überreste des Leichnams. In einer Rippe stießen sie auf Bleiablagerungen in hoher Dosis. Allerdings konnten sie nicht die Frage beantworten, ob Clemens II. Opfer eines Attentats wurde oder sich durch den Gebrauch bleihaltiger Gefäße schleichend selbst vergiftet hat. "Es könnte ihm auch das ungewohnte Klima und die fremde Kost zugesetzt haben", wendet Domkapitular Luitgar Göller ein. Andere glauben, er sei an Malaria gestorben.

Schatz des Diözesanmuseums

Auch wenn die Todesursache nicht geklärt werden konnte, kam bei der bereits 1942 erfolgten Graböffnung eine Sensation ans Tageslicht: In dem Sarkophag fand sich die vollständig erhaltene päpstliche Amtstracht Clemens II. Das Gewand gehört heute, zusammen mit den prächtigen Mänteln des Kaiserpaars Heinrich und Kunigunde, zu den Schätzen des Diözesanmuseums.

Kurze, aber bedeutende Amtszeit

Blick auf in Klosterbräu Brauerei der Altstadt von Bamberg.Bild: dpa

Das Pontifikat von Clemens II. dauerte nur neun Monate und 16 Tage. Trotzdem war er ein bedeutender Papst, denn er stand am Beginn der mittelalterlichen Kirchenreform. 1046 konkurrierten gleich drei Päpste um die Nachfolge Petri. König Heinrich III. entmachtete sie kurzerhand und setzte den Bamberger Bischof Suidger an Heiligabend als Kirchenoberhaupt durch.

Suidger, der eigentlich aus dem heute niedersächsischen Hornburg stammte und erst sechs Jahre zuvor Bischof in Franken geworden war, folgte dem Ruf nach Rom nur ungern. "Die himmlische Gnade hat es gewollt, dass Unsere unwürdigste Mittelmäßigkeit, obwohl wir uns mit allen Kräften sträubten, an die Stelle des erhabensten Apostelfürsten gewählt wurde", schreibt er an sein geliebtes Bistum. Er bedingt sich beim König aus, auch als Papst Bischof von Bamberg bleiben zu dürfen.

Die "süßeste Braut"

Seine erste Amtshandlung nimmt Clemens II. gleich nach seiner eigenen Einsetzung vor: Er krönt den König zum Kaiser. Gemeinsam verfolgen sie das Ziel, der Simonie ein Ende zu setzen. Der so bezeichnete Kauf geistlicher Ämter war ein im Mittelalter verbreitetes Übel. Doch bevor sie die ersten wirksamen Schritte einleiten können, erkrankt Clemens II. in Süditalien und stirbt. Noch kurz vor seinem Tod denkt er sehnsüchtig an Bamberg und bezeichnet es in einer Art Abschiedsbrief als "geliebteste Tochter Gottes" und seine "süßeste Braut".

Einzigartiger Blick

Gemessen an diesen Liebesbeweisen verhalten sich die Bamberger heute eher kühl gegenüber ihrem Papst. Sein Grabmal ist nicht allgemein zugänglich. Zudem verstellt der wuchtige Bischofsstuhl, der vor dem Grab steht, die Sicht. Schade eigentlich, ist es doch eines der bedeutendsten Werke der Sepulkralplastik des 13. Jahrhunderts. Immerhin - im Sommer behilft sich Prälat Göller mit einem Trick: "Von Juli bis September, wenn keine größeren Feste anstehen, wird der Bischofsstuhl versetzt" - und so der Blick auf das einzige Papstgrab nördlich der Alpen frei gegeben. (KNA/pg)

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