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Der vergoldete Tod der Pharaonen

Peter Kolakowski (reh)12. November 2004

So viel Gold an einem Ort - das ist wahrhaftig selten: Die prächtigen Grabschätze des Pharaos Tutanchamun werden in Bonn ausgestellt - nachdem sie vorher schon in Basel zu bestaunen waren.

Eine Ausstellung in Bonn zeigt altägyptische GrabbeigabenBild: dpa

"Können Sie etwas sehen?", ruft der Earl von Carnarvon im November 1922 in das Dunkel des soeben geöffneten Pharaonen-Grabes. "Ja, wunderbare Dinge", antwortet Howard Carter begeistert. 82 Jahre später sind nun einige der schönsten Funde des britischen Archäologen und seines Finanziers, Lord Carnarvon, in der Bundeskunsthalle Bonn ausgestellt.

Jahrtausendealte Schätze aus den Grabkammern

Bundeskanzler Gerhard Schröder (rechts) und der ägyptische Präsident Hosni Mubarak (Mitte)eröffneten zusammen mit Museumsdirektor Wenzel Jacob die Tutanchamun-Ausstellung.Bild: AP

Gerade einmal sechs Monate hatten Projektleiterin Susanne Kleine und ihr Team Zeit, um eine Aufsehen erregende Ausstellung vorzubereiten und die 50 Exponate aus den Grabkammern des Pharaos Tutenchamons stilgerecht in Szene zu setzen. Hinzu kommen weitere 70 Funde aus dem so genannten Tal der Könige - aus königlichen und privaten Gräbern der 18. altägyptischen Dynastie, die vom 15. bis 14. Jahrhundert vor Christus das Reich am Nil beherrschte.

Selten hat eine Ausstellung die Pracht des ägyptischen Königtums und seine Mythenwelt so umfassend anschaulich gemacht. "Uschepte sehen wir in Hülle und Fülle", erklärt Susanne Kleine, "Uschepte sind diese Totenfiguren, die den König ins Jenseits begleiten und Aufgaben für ihn übernehmen." Außerdem sind gibt es die typischen Königsstatuetten zu sehen - und Särge. Zum Beispiel den reich verzierten goldenen Eingeweidesarg des Tutanchamun und den Sarkophag von Juja, einem Vorfahren des Pharaos. "Das ist ein prächtiger goldener Sarg", schwärmt die Projektleiterin.

Überall schimmert das Gold

Königliche Kanopenbüste Kalzit (ägyptischer Alabaster)Bild: Foto: Andreas F. Voegelin

Und das ist noch nicht alles. Besucher können natürlich die massiv goldenen Insignien der Macht bewundern, den gekrümmten Pharaonen-Stab oder die Brustkette des Herrschers. Wohin der Besucher auch blickt: Überall strahlt der warme Glanz des Goldes, mit dem die meisten der Exponate geschmückt sind.

Schließlich galt das Edelmetall im alten Ägypten als Farbe der unvergänglichen Sonne und als ein Symbol für die Wiedergeburt im Jenseits. Der Untertitel der Ausstellung ("Das Goldene Jenseits") spielt deshalb auch auf die religiöse Bedeutung der goldenen oder vergoldeten Grabschätze an, die zwischen 3300 und 3500 Jahre alt sind.

Computer-Filme erklären das alte Ägypten

Zusätzlich gewähren riesige Farbrekonstruktionen der Grabkammern detallierte Einblicke in die Jenseitsvorstellungen der Pharaonen. Die Besucher können um alle Ausstellungsstücke herumgehen. Ergänzt wird die Schau durch eine eindrucksvolle Computeranimation, die die geographischen Zusammenhänge wie auch die Grabarchitektur von den frühen bis zu den späten Dynastien erläutert.

"Normalerweise geht man davon aus, dass alle Pharaonen in Pyramiden beigesetzt sind,", erklärt Wenzel Jacob, der Intendant der Kunst- und Ausstellungshalle. "Dem ist aber nicht so. Die Pyraminde war eine der ersten Formen, dann entschloss man sich die Pyramide aufzugeben und eine Naturpyramide zu finden" - also einen Berg, in den man einen Stollen treiben und darin die Gräber anlegen konnte.

Pharao in provisorischer Ruhestätte

Der goldene Eingeweidesarg des TutanchamunBild: Foto: Andreas F. Voegelin

Für Wenzel Jacob ist die Zeit Tutanchamuns "eine der faszinierendsten Epochen der ägyptischen Geschichte", eine "Übergangszeit". Von der Ostseite seines Reiches drohte ein ständiger Kampf mit den Hethitern, die auf dem Gebiet der heutigen Türkei lebten. Erst Tutanchamuns Nachfolger Ramses II. konnte dort Frieden schaffen. Außerdem starb Tutanchamun unerwartet früh, mit 18 Jahren - und eine standesgemäße Grabstätte war nicht vorbereitet. Also brachte man den einbalsamierten Pharao in einem provisorischen Grab unter.

Von den prächtigen Beigaben fehlen in Bonn allerdings einige. Die Totenmaske, die goldenen Särge oder den Thron leiht Ägypten aus Sicherheitsgründen nicht mehr aus. Eigentlich sollte keiner der Schätze Ägypten jemals wieder verlassen, doch dem Staat am Nil fehlt das Geld für einen dringend benötigten Museumsneubau.

Die in Bonn ansässige Deutsche Telekom ist nun als Sponsor in die Bresche gesprungen. Und Bundeskanzler Gerhard Schröder und Ägyptens Präsident Hosni Mubarak haben die Ausstellung zur Chefsache gemacht. Schröder dankte den Ägyptern und würdigte die Schau als "Präsentation von einmaligem Rang". Mubarak stimmte dem Kanzler zu, dass es ein gemeinsames Ziel sei, die Menschen in Ägypten und in Deutschland einander näher zu bringen.

"Tutanchamun - Das Goldene Jenseits" in der Bundeskunsthalle Bonn. Öffnungszeiten: Dienstag und Mittwoch 10 bis 21 Uhr, Donnerstag bis Sonntag von 10 bis 19 Uhr

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